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Schwieriger Rekonvaleszent in luftiger Höhe

Klimatologie. – Die gute Nachricht vorneweg: In Deutschland sank der Verbrauch an Ozon schädigenden Stoffe weiter deutlich. So wurde der Einsatz der meist als Kälte-, Treib- oder Lösungsmittel verwendeten Ozonkiller im Jahr 2001 nahezu halbiert, so berichtet das Statistische Bundesamt in Wiesbaden anlässlich des ''Internationalen Tags zum Schutz der Ozonschicht''. Dieser Rückgang habe vor allem mit der verstärkten Verwendung von Ersatzstoffen zu tun, die allerdings oft selbst klimawirksam seien. Die schlechte Nachricht dagegen lautet: Das Ozonloch über der Antarktis könnte in diesem Jahr auf einen neuen Rekordwert anwachsen.

    Dass der "Internationale Tag der Ozonschicht" ausgerechnet auf den September entfällt, kommt nicht von ungefähr, denn wie jedes Jahr zu dieser Zeit braut sich über der Antarktis bereits Einiges zusammen. Wenn im Norden der Sommer seine Zelte abbricht und weit nach Süden zieht, berichtet Bernd Konantz vom Alfred-Wegener-Institut für Meeres- und Polarforschung (AWI), schauen Meteorologen besonders aufmerksam in die Luft: "Wenn wir unsere Daten mit denen vom Vorjahr vergleichen, dann messen wir schon weniger Ozon als letztes Jahr." Konantz weilt mitnichten gerade im spätsommerlichen Bremerhaven, sondern vielmehr rund 15.000 Kilometer entfernt in einer Dauerstation in der Nähe des Südpols – und damit genau unter dem Ozonloch. Seit einigen Wochen nimmt der Forscher an der Ozon-Messkampagne "Match" unter Federführung des AWI teil. An insgesamt neun Stationen werden dazu Sonden an Wetterballons abgesetzt und Luftmassen der südlichen Hemisphäre verfolgt, um noch offene Fragen zum Ablauf atmosphärenchemischer Reaktionen zu klären.

    Die Dirigenten des Projektes sitzen indes in der AWI-Dependance in Potsdam, so Bernd Konantz: "Im Rahmen der Matchkampagne wird versucht, ein Luftpaket mehrmals mit Ozonsonden zu beproben. Dazu werden in Potsdam Teilchenbahnen von beprobten Luftpaketen berechnet. Kommt dann ein bereits beprobtes Luftpaket über unserer Station vorbei, gibt uns das AWI Potsdam das Signal zum Start einer Ozonsonde." Die Pakete im Vorbeiflug zu treffen, ist indes nicht so schwer wie es sich anhört, denn die anvisierten Luftmassen sind riesig. Um an die gewünschten Werte zu gelangen, müssen die Ballons samt Messsonde bis in die Stratosphäre in 30 Kilometer aufsteigen. Während im letzten Jahr die Dimension der Ozonlücke noch überraschend moderat ausgefallen war, sind die bisherigen "Match"-Daten allerdings beunruhigend: sogar bis auf neue Rekordgröße könnte das Ozonloch diesmal wieder anwachsen. Schuld daran ist das Wetter. Der diesjährige Südwinter fiel in den Höhen der Ozonschicht ungewöhnlich kalt aus. Dadurch aber entstehen in 15 bis 25 Kilometer über dem Meeresspiegel besonders viele Eiswolken, an deren Oberflächen Ozonkiller erst richtig scharf gemacht werden.

    Doch auch gute Nachrichten vermelden Forscher zum Tag der Ozonschicht. Laut einer Studie von US-Experten ließ die Ozon-Zerstörung in den letzten Jahren nach. "Wir werteten Langzeitmessungen mehrerer Erdbeobachtungs-Satelliten aus, die bis in das Jahr 1979 zurück reichen. Demnach läuft der Ozon-Abbau in der oberen Stratosphäre heute nicht mehr so schnell ab wie noch vor Jahren", erläutert Derek Cunnold, Professor für Atmosphärenforschung am Georgia Institute of Technology, und erkennt darin erste Anzeichen einer Erholung. Tatsächlich konnte zwar bislang gezeigt werden, dass weniger Ozon abbauende Substanzen in die Atmosphäre gelangen, doch dass inzwischen auch die Ozon-Abbaurate in der Stratosphäre nachlässt, ist indes neu. Während vor 1997 durchschnittlich rund acht Prozent des Gesamt-Ozons pro Jahrzehnt verloren gingen, sei der Schwund in den vergangenen sechs Jahren auf etwa vier Prozent gesunken. Demnach scheint die schützende Ozonhülle der Erde auf dem langsamen Weg der Besserung und das Verbot der FCKW in den Industrieländern zeigt Wirkung.

    [Quelle: Volker Mrasek]