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Als Kolumbus 1492 von der spanischen Hafenstadt Palos de la Frontera aufbrach, um den Seeweg nach Indien zu finden, glaubte er, das Ziel seiner Reise zu kennen. Er war vom Erfolg seiner Mission überzeugt, obwohl seine Annahmen auf sehr ungenauen Berechnungen basierten. Der unerschütterliche Glaube an seine Mission trieb ihn an.

Von Andreas Weiser |
    Das Ergebnis war die Verbindung zu etwas völlig Unbekanntem: die Entdeckung eines neuen, von Europa absolut getrennten Systems. So wurde das eine gesucht und etwas völlig anderes gefunden. Die Kulturgeschichte des Menschen, die Selbstentdeckung des Menschen und seines Planeten ist eine Aneinanderreihung solcher Suchereignisse. Eine seltsame Melange aus Überzeugung, Vision, Glaube, Hoffnung, Irrtum, Zufall, Mut, Wissen, Unwissen und dem unbändigen Drang der menschlichen Spezies, den eigenen Horizont zu überwinden.

    Die Zufallskomponente war bis vor wenigen Jahren noch eine der wichtigsten Komponenten der Suche nach neuen Horizonten. Man suchte Indien und fand Amerika, man wollte synthetisches Gold und erfand das Porzellan. Objekte der Suche waren über Jahrtausende materielle Ziele: neue Siedlungsräume, neue Ressourcen, neue Technologien. Für die Seele waren die Religionen zuständig: animistische Götter, der hinduistische Pantheon, Jehova, der christliche Gott, Allah und Buddha waren Zufluchtsort und Heimat der Seele, über jeglichen materiellen Zweifel erhaben, gegründet im Glauben, der im jeweiligen kulturellen Glaubenssystem nicht zu hinterfragen war.

    Auf der Suche nach sich selbst konnte sich der Mensch seiner Geborgenheit im Transzendenten der Religionen sicher sein und sich ganz der Entdeckung der materiellen Welt, die ihn umgab, widmen. Ab dem 17. Jahrhundert vervielfachten sich Such- und Entdeckungsgeschwindigkeit enorm. In rasendem Tempo glaubte der Homo Scientificus, die Rätsel der Welt immer vollständiger lösen zu können. Parallel dazu nahm die Bedeutung der Religionen ab. Auch die Seele schien materiell erklärbar zu sein. Psychologie und Medizin besetzten den Platz der Religion.

    Mit der Computertechnologie des 20. und 21. Jahrhunderts beschleunigt sich dieser Prozess in ungeheurem Maße. Das zur Verfügung stehende Wissen explodiert. Suche erscheint inzwischen planbar, berechenbar zu sein. Alles nur noch eine Frage der Bewältigung ständig wachsender Datenmengen. Doch je mehr Daten man verarbeiten kann, desto mehr Datenberge entstehen. Der Mensch möchte mithilfe einer von ihm entwickelten Maschine, dem Computer, allwissend und allmächtig sein. Doch genau an dem Punkt kippt die Entwicklung. Die Seele des Menschen hat ihre Heimat verloren, schwebt zwischen all den Gigabits herum, ohne zu wissen, worum es bei der manischen Suche nach allem und jedem eigentlich geht. Das buddhistische Axiom, dass der Weg das Ziel ist, pervertiert sich hier auf eine seltsame Weise.

    Eine ganze Generation sucht die Liebe und findet, im Müll tanzend, die Love-Parade und Ecstasy. Man sucht den totalen Spaß und flüchtet vor der totalen Depression. Eine andere Gruppe glaubt, im Geld das ultimative Substitut für Sinn und Lebenszweck zu finden, und versucht sich in Börsenspekulation. Sex erweist sich als Surrogat von Liebe und wird zum sportlichen Ereignis. Man sucht den anderen und findet nur noch sich selbst. Narzissmus als allgemeines Gesellschaftsgefühl.

    Was wollen wir eigentlich mit all dem, was wir haben können? Sollten wir uns nicht fragen: Was ist das Leben, mein Leben? Welchen Sinn hat es? Wohin führt es? Führt es zu mir selbst? Wer bin ich? Ist die pure Möglichkeit von Existenz, die Existenz selbst? Ich suche, also bin ich! Ist es das?
    Andreas Weiser
    "Bevor ich die erste
    Zeile niederschreibe, weihe ich
    dieses Buch der aller-
    gnädigsten Jungfrau Maria.
    Sie möge meine Gebete er-
    hören und mich das finden
    lassen, was ich suche.""
    Literatur (in Reihefolge der Sendung):

    "Sonntag, den 9. September

    Gestern und in der vergangenen Nacht legten wir nur 36 Meilen zurück. Heute waren es 60. Ich trug weniger ein, damit die Mannschaft nicht allzu sehr den Mut verliert, falls die Fahrt länger als angenommen dauern sollte.

    Den Mut! Ich sehe nur schreckensblasse Gesichter und angst-geweitete Augen. Sogar Tränen habe ich gesehen - bei Seeleuten! Alle sind verzweifelt und glauben, dass sie ihre Heimat, ihre Frauen und Kinder nie Wiedersehen werden. Ich weiß, was sie so bedrückt: dass es weit und breit kein Land mehr gibt."
    Christoph Kolumbus: "Das Bordbuch"

    Christoph Columbus: Das Bordbuch, 1492
    Leben und Fahrten des Entdeckers der neuen Welt in Dokumenten und Aufzeichnungen

    Herausgegeben und bearbeitet von Robert Grün,
    K. Thienemanns Verlag, Stuttgart - Wien 1983
    Gesprochen von Max Hopp
    Stanislav Grof: Das Abenteuer der Selbstentdeckung
    Aus: P. Sloterdijk / T. H. Macho (Hrsg.): Weltrevolution der Seele, Ein Lese- und Arbeitsbuch der Gnosis
    Artemis & Winkler Verlag, Zürich 1993
    Gelesen von Cristin König
    Edgar Allan Poe: Sturz in den Mahlström
    Aus Edgar Allan Poe: Die Grube und das Pendel
    Übersetzt von Erika Gröger und Heide Steiner
    Insel Verlag, Frankfurt a. Main 2004
    Gelesen von Max Hopp
    T. C. Boyle: Wassermusik
    Übersetzt von Werner Richter
    Rowohlt Verlag, Hamburg 1992
    Gelesen von Martin Engler
    Joseph Conrad: Herz der Finsternis
    Übersetzt von Urs Widmer
    Süddeutsche Bibliothek, Diogenes Verlag, Zürich 2OO4
    Gelesen von Max Hopp
    Haruki Muratami: Tanz mit dem Schafsmann
    Übersetzt von Sabine Mangold
    BTB Verlag, Köln 2003
    Gelesen von Max Hopp und Nina Ernst
    Sogyal Rinpoche: Das Tibetische Buch vom Leben und vom Sterben
    Übersetzt von Thomas Geist und Karin Behrendt
    S. Fischer Verlag, Frankfurt a. M. 2004
    Gelesen von Cristin König
    Haruki Murakami: Mr. Aufziehvogel
    Übersetzt aus dem englischen von Giovanni Bandini und Ditte Bandini
    BTB im Goldmann Verlag, Köln 2000
    Gelesen von Max Hopp
    Aus: Haruki Murakami: Mr. Aufziehvogel
    Übersetzt aus dem englischen von Giovanni Bandini und Ditte Bandini,
    BTB im Goldmann Verlag, Köln 2000
    Gelesen von Max Hopp, Martin Engler, Nina Ernst, Cristin König (chorisch und einzeln)
    Hubert Fichte: Petersilie
    Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main 1984
    Gelesen von Cristin König und Martin Engler
    Robert Grün (Hrsg.): Leben und Fahrten des Entdeckers der neuen Welt in Dokumenten und Aufzeichnungen
    K. Thienemanns Verlag, Stuttgart - Wien 1983
    Gelesen von Max Hopp
    Stanislav Grof: Das Abenteuer der Selbstentdeckung
    Aus: P. Sloterdijk/T. H. Macho (Hrsg.): Weltrevolution der Seele
    Ein Lese- und Arbeitsbuch der Gnosis,
    Artemis & Winkler Verlag, Zürich 1993
    Gelesen von Martin Engler und Max Hopp
    Musik (in Reihenfolge der Sendung):
    Marlui Miranda, 15 Variacoes de Hai Nai Hai
    Marlui Miranda, Blue Jackel Records 1995, 5005-2
    Andreas Weiser, music for searching 1-19
    Natalie Pena Vieira, Eudinho Soares, tout les matins elle court
    M Pena Vieira, Berlin 2005
    Orson Wells ,Krieg der Welten
    Der Hörverlag München, 199672005,ISBN 3 89940-617-6
    Henryk Gorecki, Symphonie Nr. 3
    Symphony of sorrowful Songs, 1. Satz,
    Royal Philharmonic Orchestra, Yuri Simonov, Centurion Music Ltd. 2000, 608
    Wolfgang Amadeus Mozart, Dies Irae
    Aus: Requiem, Berliner Philharmoniker, Claudio Abbado
    Deutsche Grammophon 1999, LC 0173
    Andreas Weiser, Der Flug des Vogels
    nabel records, 2008, LC 07849
    Sidsel Endresen, Christian Wallumroed, Helge Sten, Ectrik, Endresen/Wallumroed
    Jazzland Records, LC 00699
    Andreas Weiser: Sheherazade
    bBisher unveröffentlichte CD
    Dschungel, Flusswasser, Dieselmotor
    Sidsel Endresen, Christian Wallumroed, Helge Sten, Ectrik, Endresen/Wallumroed Jazzland Records, LC oo699
    Sidsel Endresen, Christian Wallumroed, Helge Sten, Ectrik, Endresen/Wallumroed Jazzland Records, LC 00699
    Andreas Weiser, Take it or leave it
    "I am stupid but i try my best”
    Aus: "Faceless Voices” von Michael Rodach und Andreas Weiser, WDR 2003
    Andreas Weiser, "Ein Mann muss tun was ein Mann tun muss”
    Gesprochen von Andreas Weiser
    Andreas Weiser, once i crossed the ocean, nabel records, 2008, LC 07849
    Global Meditation, Voices of the Spirit, Songs and chants
    Hannya-Shingoya by Buddhist Monks at the ancient shrine at Kyoto
    Ellipsie Arts 1992, CD 3210A
    Johann Sebastian Bach, Goldberg Variationen
    Glenn Gould, Variatio 2, Sony Classical LC 6868.
    Johann Sebastian Bach, Goldberg Variationen
    Glenn Gould, Variatio 3, Sony Classical LC 6868
    Global Meditation, Voices of the spirit, Songs and chants
    Choe Khyong Setab Pai Torbul Kagyama by Shartse College of Garden Monastery, Tibetian Overtone Cant, ellipsi arts 1992, CD 3210A
    Wolfgang Amadeus Mozart, Lacrimosa
    Aus: Requiem, Berliner Philharmoniker, Claudio Abbado, Deutsche Grammophon 1999, LC 0173
    Zakir Hussain, Sandstorm
    Zakir Hussain, Living Media India 1993, 110001
    Fun Horns Choral Konzerte, Zwischenspiel 1
    (zu Nr. 1 "bereite dich Zion"), Fun Horns, Klangräume Musikproduktion, LC 6035
    Jan Gabarek, Parce mihi domine
    Cristobal de Moraes, , Hilliard Ensemble
    ECM New Series, LC 2516
    Andreas Weiser/Hans Jörn Brandenburg, Kitsch as Kitsch can
    Aus dem Hörspiel: Kitsch as Kitsch can, WDR 2005
    Dietmar Hippler, Psychogramm 8
    D. Hippler, Wergo (Schott & Media GmbH, LC 13459
    Andreas Weiser, Spaceship
    Erstveröffentlichung
    Frederic Chopin, Berceuse in D flat major, op 57
    Interpretin, Helene Grimaud, Deutsche Grammophon 2005, LC 0173
    Sabartrommelmusik
    Mbour Senegal eigene Feldaufnahme 1991
    Igor Strawinsky, Le Sacre du printetemps, Action rituelle des Ancetres
    London Symphony Orchestra, Claudio Abbado, Deutsche Grammophon 1976, LC 017
    Shank, Shank
    Loop 6, Shank, von website, www.shank-music.com
    Andreas Weiser, Traum
    nicht verlegt
    Marlui Miranda, 15 Variacoes de Hai Nai Hai
    Marlui Miranda, Blue Jackel Records 1995, 5005-2
    Henryk Gorecki, Symphony No3, Symphony of sorrowful Songs, Movement II
    1.53, Royal Philharmonic Orchestra, Yuri Simonov, Centurion Music Ltd. 2000, 6081.
    Andreas Weiser, Spring
    United One records, LC04455
    Andreas Weiser, Nach dem Regen
    Nabel records, 2008, LC 07849
    "Freitag, den 12. Oktober
    Niemand hat mich ins Meer werfen wollen. Niemand hat mich bedroht. Niemand hat gemeutert. Ich wurde umarmt, geküßt, und alle taten so, als wäre ich bereits ein Mann, der alle Reichtümer und Ehren der Welt zu vergeben hat. Die Eingeborenen, glaube ich, sehen mich für einen Gott und die Schiffe für Ungeheuer an, die während der Nacht aus der Tiefe des Meeres aufgetaucht sind. Ich überwand ihre Scheu und Angst, indem ich Halsketten und rote Kappen an sie verteilen ließ. Bald wagten sie es, heranzukommen und uns vorsichtig zu berühren. Vor allem unsere Barte versetzten sie in maßloses Erstaunen."