Beatrix Novy: Jürgen Krönig, auch darüber wird gestritten?
Jürgen Krönig: Das ist in der Tat richtig und dieser Streit hat zugenommen, weil die Christmas Lights, diese Illuminationen von Häusern und Vorgärten in einer Weise zugenommen hat, wie sie eigentlich nur zu erklären ist durch den wachsenden Wohlstand und gleichzeitig die Schnurzigkeit gegenüber möglichen Stromkosten und Treibhausgasemission. Jedenfalls im Augenblick frönt Großbritannien der Lust am Christmas Bling Bling, also an dem Glitzer, an dem Glanz. Da wetteifern die Bewohner in Vororten oder im ländlichen Großbritannien vor allem. Was sieht man da an Hauswänden, Fenstern, in den Vorgärten - blinkend und glitzernd Weihnachtsmänner, Rentierkutschen, Sterne, Kometenschweifen, tausende von Birnen glühen rhythmisch auf.
Der Höhepunkt eigentlich dieses Christmas Bling ist der illuminierte mit Helium gefüllte schwebende Weihnachtsmann, der Santa Claus, über den Häusern, der dann in die Nachbarhäuser hineinschaut, ob die das nun mögen oder nicht und das hat natürlich zu einer zum Teil empörten zu einem anderen Teil achselzuckenden Reaktion geführt. Es gibt eine Website, die ist spezialisiert darauf, die hässlichsten Christmas Lights zu zeigen und die feineren Kreise, die finden das ganze natürlich typisch für die so genannten Chavs, das ist ein neuer Begriff, der sagt, geschmacklos aber mit Geld, der Triumph der Proletenkultur über die feineren Instinkte.
Novy: Das übertrifft ja tatsächlich in den Dimensionen noch um einiges das, was wir in Deutschland kennen, aber es schwingt ja noch etwas anderes mit in diesem Streit, es spielt noch etwas anderes hinein, nämlich das wachsende Zurückdrängen des Weihnachtlichen überhaupt und das Bekenntnis zur Tradition, das damit in Frage gestellt wird. Auch dieser sprachliche Kulturkampf hat damit etwas zu tun.
Krönig: Ganz eindeutig ja. Es gibt gerade in ländlichen Regionen viele, die einerseits ihre Freude an diesem Lichterglanz zum Ausdruck bringen, andererseits aber ist es ein Bekenntnis zur Tradition der christlichen Weihnacht und in ländlichen Kneipen kann man immer wieder die Zecher hören, die sich erregen über die neuesten Geschichten verrückter politischer Korrektheit; Lokale, Politiker und Stadträte, hypersensibel, merzen Weihnachten reglerecht aus. In London, gerade im Stadtteil Lambeth, nennt die Stadtregierung die Weihnachtslichter an Straßen und öffentlichen Gebäuden Winterlichter und bizarrerweise auch celebrity lights, also Berühmtheitslichter. Krippenspiele werden abgesetzt, Behörden untersagen den traditionellen Brauch des carol singing, des Weihnachtsliedersingens auf öffentlichen Plätzen, um nur ja nicht zartbesaiteten Nichtchristen etwas zuzumuten.
Novy: Haben sich solche denn schon mal beschwert?
Krönig: Ironischerweise eigentlich überhaupt nicht. Die Wahrheit ist, dass im säkularisierten Großbritannien das Christfest ohnehin ein Festival des Konsum ist wie in Deutschland auch und die ethnischen Minderheiten beteiligen sich durchaus lustvoll daran. Einzig von muslimischer Seite war mal was zu hören und in extremen Kreisen ist da natürlich auch die Abneigungen gegen Weihnachten da, aber ansonsten gibt es überhaupt keine Beschwerden und Inder, Buddhisten und Hindus schütteln nur den Kopf, wenn man sie darauf anspricht und sagen einem fröhliche Weihnachten, selbstverständlich, wenn man sich von ihnen verabschiedet jetzt in dieser Vorweihnachtszeit.
Novy: Das ist also jetzt der Stand der Dinge, ein bisschen ähnlich ja auch wie in den USA. Gibt es denn da, nachdem man in der Diskussion schon so weit ist, auch Vorschläge zur Lösung?
Krönig: Nein, Vorschläge zur Lösung nicht, aber es gibt natürlich einflussreiche Stimmen, jetzt gerade der frühere Erzbischof von Canterbury, Oberhaupt der anglikanischen Kirche, Lord Carey sagt, also wir müssen Weihnachten bewahren, wir sollten nicht so weit gehen, das aus politisch korrekten Gründen auszuradieren. Ähnliche Stimmen aus kirchlichen Kreisen sind zu vernehmen nicht zuletzt auch von dem neuen schwarzen Erzbischof von York, der sowieso die Briten auffordert, nicht diesen multikulturellen Torheiten nachzulaufen. Die Politiker halten sich raus, aber in den Stadträten und den Gemeinden gibt es eben ganz viele, die hypersensibel weiter daran arbeiten und glauben, sie seien auf dem rechten Weg und deshalb sage ich voraus: Die Christmas lights werden an Wucht, an Glanz zunehmen in den nächsten Jahren, weil eben hier zwei kulturelle Auseinandersetzungen zusammenfließen, nämlich die Sorge, dass dieser Multikulturalismus zu weit geht und gleichzeitig die Freude am Glanz.
Jürgen Krönig: Das ist in der Tat richtig und dieser Streit hat zugenommen, weil die Christmas Lights, diese Illuminationen von Häusern und Vorgärten in einer Weise zugenommen hat, wie sie eigentlich nur zu erklären ist durch den wachsenden Wohlstand und gleichzeitig die Schnurzigkeit gegenüber möglichen Stromkosten und Treibhausgasemission. Jedenfalls im Augenblick frönt Großbritannien der Lust am Christmas Bling Bling, also an dem Glitzer, an dem Glanz. Da wetteifern die Bewohner in Vororten oder im ländlichen Großbritannien vor allem. Was sieht man da an Hauswänden, Fenstern, in den Vorgärten - blinkend und glitzernd Weihnachtsmänner, Rentierkutschen, Sterne, Kometenschweifen, tausende von Birnen glühen rhythmisch auf.
Der Höhepunkt eigentlich dieses Christmas Bling ist der illuminierte mit Helium gefüllte schwebende Weihnachtsmann, der Santa Claus, über den Häusern, der dann in die Nachbarhäuser hineinschaut, ob die das nun mögen oder nicht und das hat natürlich zu einer zum Teil empörten zu einem anderen Teil achselzuckenden Reaktion geführt. Es gibt eine Website, die ist spezialisiert darauf, die hässlichsten Christmas Lights zu zeigen und die feineren Kreise, die finden das ganze natürlich typisch für die so genannten Chavs, das ist ein neuer Begriff, der sagt, geschmacklos aber mit Geld, der Triumph der Proletenkultur über die feineren Instinkte.
Novy: Das übertrifft ja tatsächlich in den Dimensionen noch um einiges das, was wir in Deutschland kennen, aber es schwingt ja noch etwas anderes mit in diesem Streit, es spielt noch etwas anderes hinein, nämlich das wachsende Zurückdrängen des Weihnachtlichen überhaupt und das Bekenntnis zur Tradition, das damit in Frage gestellt wird. Auch dieser sprachliche Kulturkampf hat damit etwas zu tun.
Krönig: Ganz eindeutig ja. Es gibt gerade in ländlichen Regionen viele, die einerseits ihre Freude an diesem Lichterglanz zum Ausdruck bringen, andererseits aber ist es ein Bekenntnis zur Tradition der christlichen Weihnacht und in ländlichen Kneipen kann man immer wieder die Zecher hören, die sich erregen über die neuesten Geschichten verrückter politischer Korrektheit; Lokale, Politiker und Stadträte, hypersensibel, merzen Weihnachten reglerecht aus. In London, gerade im Stadtteil Lambeth, nennt die Stadtregierung die Weihnachtslichter an Straßen und öffentlichen Gebäuden Winterlichter und bizarrerweise auch celebrity lights, also Berühmtheitslichter. Krippenspiele werden abgesetzt, Behörden untersagen den traditionellen Brauch des carol singing, des Weihnachtsliedersingens auf öffentlichen Plätzen, um nur ja nicht zartbesaiteten Nichtchristen etwas zuzumuten.
Novy: Haben sich solche denn schon mal beschwert?
Krönig: Ironischerweise eigentlich überhaupt nicht. Die Wahrheit ist, dass im säkularisierten Großbritannien das Christfest ohnehin ein Festival des Konsum ist wie in Deutschland auch und die ethnischen Minderheiten beteiligen sich durchaus lustvoll daran. Einzig von muslimischer Seite war mal was zu hören und in extremen Kreisen ist da natürlich auch die Abneigungen gegen Weihnachten da, aber ansonsten gibt es überhaupt keine Beschwerden und Inder, Buddhisten und Hindus schütteln nur den Kopf, wenn man sie darauf anspricht und sagen einem fröhliche Weihnachten, selbstverständlich, wenn man sich von ihnen verabschiedet jetzt in dieser Vorweihnachtszeit.
Novy: Das ist also jetzt der Stand der Dinge, ein bisschen ähnlich ja auch wie in den USA. Gibt es denn da, nachdem man in der Diskussion schon so weit ist, auch Vorschläge zur Lösung?
Krönig: Nein, Vorschläge zur Lösung nicht, aber es gibt natürlich einflussreiche Stimmen, jetzt gerade der frühere Erzbischof von Canterbury, Oberhaupt der anglikanischen Kirche, Lord Carey sagt, also wir müssen Weihnachten bewahren, wir sollten nicht so weit gehen, das aus politisch korrekten Gründen auszuradieren. Ähnliche Stimmen aus kirchlichen Kreisen sind zu vernehmen nicht zuletzt auch von dem neuen schwarzen Erzbischof von York, der sowieso die Briten auffordert, nicht diesen multikulturellen Torheiten nachzulaufen. Die Politiker halten sich raus, aber in den Stadträten und den Gemeinden gibt es eben ganz viele, die hypersensibel weiter daran arbeiten und glauben, sie seien auf dem rechten Weg und deshalb sage ich voraus: Die Christmas lights werden an Wucht, an Glanz zunehmen in den nächsten Jahren, weil eben hier zwei kulturelle Auseinandersetzungen zusammenfließen, nämlich die Sorge, dass dieser Multikulturalismus zu weit geht und gleichzeitig die Freude am Glanz.