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"Seefahrt und mehr"

James Mc Donald ist besorgt. Der Mitarbeiter der Zentralen Heuerstelle in Hamburg ist zuständig für die Vermittlung von Interessenten für Seefahrtsberufe an die Betriebe. Nachwuchssorgen könnten in wenigen Jahren nicht nur einzelne Firmen quälen. Sondern:

Von Jens Wellhöner |
    Die ganze Schifffahrtsbranche. Weil in den letzten Jahren vernachlässigt wurde, ausreichend auszubilden.

    In den nächsten zehn Jahren werden in der Branche allein in Deutschland 7000 Stellen frei, vor allem durch Pensionierung. Jetzt gehen der Verband Deutscher Reeder und die Bundesagentur für Arbeit in die Offensive: Die Ausstellung und Informationswoche "Seefahrt und mehr" in Flensburg gehört dazu. Hier werden erste Kontakte geknüpft, für alle, die sich für Seefahrtsberufe interessieren. Auch Kapitänin Alexandra Pohl steht hier Rede und Antwort. Sie ist beim Verband Deutscher Reeder zuständig für Berufsaufklärung:

    Was für eine Ausbildung bräuchte ich, wenn ich zur See gehen möchte?" – "Der vielseitigste und tiefgründigste Einstieg ist die Ausbildung zum Schiffsmechaniker. Das heißt also Leinen, die alte Seemannschaft, Knoten machen. Aber hauptsächlich ist es ein Beruf der Metallbearbeitung klärt, Maschinenbetrieb, Reparatur von Anlagen usw. Das ist der Einstieg, bei dem sie sich hinterher noch entscheiden können, ob sie Nautiker oder Techniker werden wollen.

    Bis zu 3 Jahren dauert die Ausbildung. Klaas Köchling hat sie mitgemacht. Und zwar auf einem Containerschiff. Heute steht der 31-jährige Flensburger kurz vor seinem Abschluss als Nautiker. Er schaut auf ein Radar-Gerät in der Ausstellung und erinnert sich an seinen Besuch auf der Kommandobrücke:

    Das ist unheimlich interessant, gerade wenn man bei Nacht fährt. Die ganzen Lichter. Am Anfang denkt man, da findet man nie durch. Man sieht wirklich nur Lichter. Und wie sich die Nautiker daran entlang hangeln. Man sieht ja hier auch Entgegenkommerkurse, man sieht, wo Kollisionen entstehen. Das ist doch sehr beeindruckend!

    Nach seiner Ausbildung studierte Klaas Köchling Schiffsbetrieb und Nautik an der FH Flensburg. Auch sein Kommilitone Christopher Arp ist begeistert von den Praktika an Bord:

    Der Umgang mit vielen verschiedenen Menschen und die Vielfalt der Technik, die es dort gibt. Die man an Land ja nirgends so hat. Wir haben da nicht nur Pumpen, sondern Turbinen, wir haben Kessel, Dieselmotoren, Elektromotoren. Das ist eben die Vielfältigkeit, die das reizvolle ausmacht.

    Technisches Verständnis, gute Noten in Mathematik und Physik sind Voraussetzungen für eine Ausbildung in Schiffsbetrieb oder Nautik. Nach dem Abschluss kann man noch eine Zusatzausbildung machen, zum Beispiel einen Kapitänslehrgang besuchen. Schiffsbetriebstechniker und Nautiker bleiben aber meist nicht lange auf See: Spätestens nach 4 Jahren ist für viele Schluss, sagt Uwe Boy, Professor für Schiffsmotorentechnik an der FH Flensburg. Denn Seefahrt bedeutet lange Trennungszeiten von zu Hause. Und häufig Arbeit unter Hochdruck.

    Wir dürfen aber nicht vergessen, dass wir in Deutschland auch eine maritime Verbundindustrie haben, die auch dringendst diese Leute brauchen. Werften, Motorenhersteller, Propellerhersteller usw. Die alle auf die Erfahrung der Schiffsingenieure zurückgreifen.

    Die Seefahrt erlebt zur Zeit einen Boom. Besonders Containerschifffahrt- und Kreuzfahrtbranche legen zu. Der Bedarf an gut ausgebildetem Nachwuchs steigt weltweit Jahr für Jahr: Gute Chancen, für Frauen und Männer, die es auf See zieht: Oder in den Dienst an Land.