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Seehofer gegen Aigner und Söder

Gesucht wird ein Nachfolger für Horst Seehofer (CSU). Zwar tritt der 64-Jährige bei der Landtagswahl erneut als Ministerpräsident an, doch wie lange wird er nach einer Wiederwahl im Amt bleiben? Darauf angesprochen, zeigt sich Seehofer wie so oft verschmitzt-genervt – dabei scharren mögliche NachfolgerInnen schon mit den Hufen.

Von Michael Watzke | 09.09.2013
    "Grüßgott, Pfüagott und Vergelt's Gott. Herzlich willkommen!"

    Horst Seehofer bei einer Wahlkampf-Veranstaltung im oberbayerischen Wolfratshausen – oder, wie der CSU-Chef sagt, in:

    "Stoiber-City."

    Hier lebt Seehofers Vor-Vorgänger, und Seehofer verrät, dass Edmund Stoiber und er im Jahr 2006 einen Geheimpakt geschlossen hätten. Eine Vier-Augen-Vereinbarung, die Seehofer als Nachfolger Stoibers vorsah.

    "Wir haben [uns] mehrfach über die Zukunft der Christlich-Sozialen-Union unterhalten und waren uns einig, dass der richtige Zeitpunkt für einen prinzipiellen Personal- und Generationenwechsel nach der Bundestagswahl 2009 richtig wäre. Und wenn wir es so gemacht hätten, hätten wir uns Manches erspart."

    Damals kamen Erwin Huber und Günther Beckstein dazwischen, die Stoiber entmachteten. Sie wussten nichts von einem Geheimplan:

    "Es hat jahrelang gehalten. Und jetzt kann man es ja – wie so oft in der Geschichte – mit zeitlichem Abstand veröffentlichen."

    Fragt man Horst Seehofer im Jahr 2013 über Pläne für seine Nachfolge, reagiert der CSU-Chef belustigt:

    "Wir wählen jetzt nicht bei der Landtagswahl 2013 den Nachfolger von Horst Seehofer, sondern wir wählen den bayerischen Ministerpräsidenten."

    Aber wie lange würde Horst Seehofer im Falle seiner Wahl Ministerpräsident bleiben? Der 64-Jährige deutet an, dass er 2018, bei der nächsten Wahl, wohl nicht mehr antreten wird. Seine möglichen Nachfolger wie Finanzminister Markus Söder und Bundes-Landwirtschaftsministerin Ilse Aigner scharren schon mit den Hufen. Aigner wurde neulich in einer TV-Talkshow gefragt:




    "Wollen Sie, dass Markus Söder Ministerpräsident von Bayern wird?"

    "Er will's gern!"

    "Wollen Sie's auch?

    "Schau'mer mal!"

    Horst Seehofer beobachtet solche Koketterien mit Belustigung. Er hält sich seine Kronprinzen wie einen Golfrasen: schön grün und saftig, aber raspelkurz. Sobald einer den Kopf zu weit rausstreckt, fährt Seehofer mit dem Rasenmäher drüber, sagt der Münchner Politik-Wissenschaftler Prof. Werner Weidenfeld.

    "Er spielt mit seinen Nachfolgern. Und das ist mit Blick auf sein Zukunftsprofil geschickt. Wann immer man den Eindruck hat, die Öffentlichkeit oder die Partei-Elite könnte sich auf einen Nachfolger oder eine Nachfolgerin kaprizieren, sucht er eine andere Figur. Damit alles wieder offen ist."

    "Das ist doch gut, weil es zeigt: Wir haben fähige Leute. Und zwar eine ganze Zahl."

    Eine ganze Zahl möglicher Nachfolger, sagt Seehofer, nicht nur zwei. Neulich trafen sich Markus Söder und Ilse Aigner zu einer gemeinsamen Wahlkampf-Veranstaltung in Nürnberg. Beiden war der Unwillen über den Chef anzumerken. Söder behalf sich mit Ironie.

    "Der Ministerpräsident mag uns beide. Dich noch ein bisschen mehr als mich. Das ist auch in Ordnung so. Ich mag Dich auch mehr als ihn. Ist doch ganz normal. Sympathie natürlich nur."

    Wen Horst Seehofer am liebsten mag, kann sich schnell ändern. Zumindest hat der CSU-Chef eine Auswahl, anders als die Kanzlerin:

    "Es ist besser, man spricht über viele Nachfolger, als keine Nachfolger zu haben. Als blank dazustehen und auf eine Person angewiesen zu sein."

    Wie die CDU auf Merkel, sagt Seehofer ... natürlich nicht. Aber es gefällt ihm, dass man es denkt. Und in München? Gibt es diesmal wieder einen Geheimplan? Vielleicht mit Ilse Aigner, die extra von Berlin nach München zurückgekehrt ist? Wird sie die nächste Fraktions-Chefin im Bayerischen Landtag? Seehofer schüttelt den Kopf. Keine Geheimpläne.

    "Es gibt auch keine für 2018. Das ist die nächste Landtagswahl."

    Die Kronprinzen müssen sich noch gedulden - wenn Seehofer gut abschneidet bei der Wahl am Sonntag. Wenn nicht, könnte es schneller gehen.

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