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Seemann: Die wichtigste Baustelle sind sichere Depots

Der Präsident der Klassik Stiftung Weimar, Hellmut Seemann, hat den Verdienst von Kulturstaatsminister Bernd Neumann in Zusammenhang mit der Wiedereröffnung der Anna Amalia Bilbiothek gelobt. Ihm sei es zu verdanken, dass zirka 20 Prozent mehr an ständigen Mitteln in den Haushalt flössen. Gleichzeitig mahnte er an, in sichere Deopts zu investieren. Viele Kunstgegenstände seien seit Jahrzehnten nicht ausreichend gegen Brand und Diebstahl gesichert.

Moderation: Karin Fischer |
    Fischer: Die Bücherwelt in Weimar ist gerettet, die Vergangenheit wiedergewonnen durch eine einzigartige Rettungsaktion und die Anstrengung von ganz Vielen. Die Frage aber lautet, wie kann die Zukunft gewonnen werden? Der Präsident der Klassik Stiftung Weimar, Hellmut Seemann, hat deswegen heute den Reden der Politiker gut zugehört. Denn es geht um das gesamte kulturelle Erbe immer in Weimar, um 50 Gebäude, davon 25 Museen. Und es geht immer auch um Geld. Helmut Seemann, Kulturstaatsminister Bernd Neumann hat davon sogar was mitgebracht.

    Helmut Seemann: Der Staatsminister brachte ein Geschenk mit, nämlich die Möglichkeit, in den nächsten Jahren durch Sondermittel endlich den Briefwechsel Schiller Goethe restaurieren zu können. Das war aber wirklich das Geschenk zum Tage. Die große Leistung dieses Staatsministers ist es in den letzten Monaten gewesen: Erstens seine eigene Haushalte und dann auch die Haushalte in Thüringen, denn wir werden vom Bund und vom Land immer in paralleler Form finanziert, davon zu überzeugen, dass wir zirka 20 Prozent mehr an ständigen Mitteln, also in unserem normalen Haushalt brauchen. Das ist in der Tat Geld, das wir für die notwendige Aufstockung des Personals und die notwendige Aufstockung unserer Sachmittel dringend gebraucht haben.

    Fischer: Ein Kollege von der "FAZ" hat neulich vorgerechnet, dass das Bonner Haus der Geschichte in etwa so viel Geld bekommt, wie Sie mit Ihren ganzen historischen Liegenschaften. Sie müssen jetzt eine Ausstellung mit Zeichnungen im Schiller-Museum verschieben, weil die klimatischen Verhältnisse dort nicht wirklich ausreichend sind. Was sind denn die allergrößten Baustellen hier in Weimar?

    Seemann: Gar keine Frage: Die wichtigste Baustelle ist die Baustelle, die sichern soll, dass unsere Kunstgüter endlich so untergebracht werden, wie sie das müssen, nämlich in einem sicheren Depot. Wir brauchen also im nächsten Jahr den Beginn dieser Baumaßnahme "Zentraldepot". Da sind wir auch auf gutem Weg, dass das gelingen wird. Ich hoffe, dass es noch ein bisschen schneller losgeht, als es derzeit geplant ist. Denn man darf es wirklich nicht auf die leichte Schulter nehmen. Es sind in unserem Depots, die wir derzeit provisorisch seit Jahrzehnten betreiben, Zustände, die genau, aber wirklich im Detail genau, den Verhältnissen gleichen, die in der Bibliothek herrschten, bevor es dort am 2. September gebrannt hat.

    Fischer: Und das Schloss ist auch noch ein Thema?

    Seemann: Das Schloss ist gerade deswegen auch ein riesiges Thema. Wir haben allein im Schloss 17 Depots. Irgendwo in irgendwelchen Ecken lagert irgendetwas und das seit Jahrzehnten und immer ohne Sicherheit, immer ohne Feuersicherheit, ohne Einbruchsicherheit. Das sind Zustände, die müssen dringend und so schnell wie möglich abgebaut werden. Aber wir haben auch keine ganz gut zu nennende Situation im Goethe-Schiller-Archiv. Auch dort geht es in erster Linie immer um die Bestandserhaltung.

    Fischer: Trotzdem, Herr Seemann. Wenn man von außen kommt, dann erscheint einem Weimar immer wie so eine Perle in der Muschel. Das heißt sie glänzt aber selten und sieht häufig einfach grau aus. Der Tag heute ist eigentlich ein gutes Beispiel dafür. Die Kulturkarawane zieht weiter, und zurück bleibt das Dorf Weimar, sage ich jetzt mal etwas despektierlich. Geht es nicht auch um eine nachhaltigere Außenwirkung der Klassik Stiftung mit ihren ganzen Schätzen.

    Seemann: Unbedingt geht es darum. Genau das wäre für mich der zweite Schritt. Sowie wir diese längst überfälligen Dinge der Bestandssicherung im Griff haben, müssen wir dafür sorgen, dass wir nach außen wirken. Wie können wir nach außen wirken? Dadurch, dass wir attraktive Ausstellungen machen können. Dazu fehlen derzeit die Voraussetzungen. Dadurch, dass wir endlich unsere wunderbaren Bauhausbestände adäquat zeigen können. Dadurch, dass wir Veranstaltungsbereich deutlich machen, dass dieser Ort Weimar, ja, ein Ort ist, an dem Deutschlands Kultur schlägt. Das wird nicht das ganze Jahr über sein können. Das ist so. Weimar ist eine Stadt von 65.000 Einwohnern. Das heißt, wir leben davon, dass Menschen nach Weimar kommen und hier etwas suchen. Aber den Menschen müssen wir etwas anbieten können und zwar etwas, was diesem Rang Weimars auch wirklich gerecht wird.

    Fischer: Herzlichen Dank, Hellmut Seemann, der Präsident der Klassik Stiftung Weimar, für diese Einschätzungen!