Ukraine-Beratungen
Selenskyj drängt auf EU-Beitritt - 26 Länder wollen sich an Sicherungstruppe beteiligen

In der Diskussion um Sicherheitsgarantien für die Ukraine hat Präsident Selenskyj erneut auf einen EU-Beitritt seines Landes gedrängt. Eine Mitgliedschaft sei eine zwingende ökonomische, politische und geopolitische Sicherheitsgarantie, sagte Selenskyj nach einem Treffen der Unterstützerstaaten der sogenannten "Koalition der Willigen" in Paris.

    Der ukrainische Präsident Selenskyj (links) neben Frankreichs Staatschef Macron vor der ukrainischen und der Europa-Flagge. Beide lachen
    Der ukrainische Präsident Selenskyj bei einer Pressekonferenz mit Frankreichs Staatschef Macron in Paris (picture alliance / abaca / Abdullah Firas)
    Bei den Beratungen erklärten 26 Länder ihre Bereitschaft, sich an einer Sicherungstruppe für die Ukraine nach einer Waffenruhe im russischen Angriffskrieg zu beteiligen. Auch die USA hätten ihre Beteiligung "sehr deutlich gemacht", sagte Frankreichs Präsident Macron. Es gebe keinen Zweifel in dieser Frage. Die dann in dem Land stationierten Kräfte sollten keinen Krieg führen, sondern den Waffenstillstand garantieren.

    Deutschlands Rolle noch nicht klar

    Bundeskanzler Merz nahm virtuell an der Konferenz teil. Ein Regierungssprecher sagte, Merz habe erklärt, dass zunächst die Finanzierung, Bewaffnung und Ausbildung der ukrainischen Streitkräfte im Mittelpunkt stehen müssten. Über ein militärisches Engagement werde Deutschland entscheiden, wenn die Rahmenbedingungen geklärt seien.
    Bundesverteidigungsminister Pistorius sprach sich gegen eine öffentliche Debatte über eine deutsche Beteiligung an Friedenstruppen für die Ukraine aus. Bevor über einen solchen Einsatz gesprochen werden könne, müsse ein Waffenstillstand in sichtbare Nähe rücken, sagte der SPD-Politiker in einem Sat.1-Interview. Die russischen Angriffe der vergangenen Nächte zeigten jedoch, dass das Gegenteil der Fall sei.

    Medienbericht: Deutschland plant Stärkung der Luftverteidigung

    Vor dem Treffen hatte das Magazin "Spiegel" berichtet, die Bundesregierung plane, die Zahl und Effektivität der Luftverteidigungssysteme der Ukraine um jährlich 20 Prozent zu erhöhen. Zudem soll die Ukraine den Angaben zufolge mit weitreichenden Präzisionswaffen wie Marschflugkörpern ausgestattet werden.
    Außerdem soll der Ukraine laut "Spiegel" die Ausrüstung für vier mechanisierte Infanteriebrigaden bereitgestellt werden. Das würde eine Größenordnung von 480 Infanteriefahrzeugen pro Jahr bedeuten, darunter Schützenpanzer, hieß es.

    Moskau: Sicherheitsgarantien sind "Gefahr" für Europa

    Die russische Regierung wies hingegen die von Kiew geforderten Sicherheitsgarantien für ein Ende des Ukraine-Kriegs zurück. Russland werde eine ausländische Intervention in der Ukraine in keiner Form und in keinem Format diskutieren, sagte Außenamtssprecherin Sacharowa in Wladiwostok. Sie sei inakzeptabel und stelle eine Gefahr für den europäischen Kontinent dar.
    NATO-Generalsekretär Rutte verteidigte die Planungen für europäische Truppen in der Ukraine nach einem möglichen Waffenstillstand mit Russland. Die Ukraine sei ein souveränes Land, erklärte Rutte anlässlich der Beratungen in Paris. Es sei nicht an Russland, über eine Truppenpräsenz zu entscheiden.

    Weiterführende Informationen

    Treffen der Koalition der Willigen - Einschätzungen von Deutschlandfunk-Korrespondentin Sabine Adler (Audio)
    Diese Nachricht wurde am 04.09.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.