Ist aus der Rebellin Erica Jong mit den Jahren eine fromme Jüdin geworden? "Die meisten meiner Familienmitglieder sind Atheisten; sie gehen nicht in die Synagoge, sind keine praktizierenden Juden. Ich bin leidenschaftlich stolz darauf, zu diesem Stamm zu gehören. Vielleicht bin ich das einzige Mitglied meiner Familie, das an Gott glaubt. Mit dem Älterwerden wollte ich mehr über meine Herkunft erfahren, wollte den Antisemitismus verstehen, die Welt meiner Großeltern und die Gründe, warum sie Rußland verließen und nach Amerika kamen und wie es dort für sie war." Erica Jong studierte jüdische Geschichte, sammelte Sprichwörter und Lebensweisheiten, die sie auf fast jeder Seite in ihren Text einmontiert, auch dies Ausdruck ihres Wunsches, Zeugnis abzulegen, sich zu ihrer Herkunft zu bekennen: "Einige dieser Redensarten sind typisch jüdisch, und sie reflektieren diese spezifisch jüdische Weltsicht, die süß und sauer ist, ziemlich fatalistisch, humorvoll. Ich liebe sie, weil sie das Universum akzeptiert, obwohl es alles andere als perfekt ist, aber wir machen das Beste daraus: durch Lachen. Ich denke, diese Haltung ist außergewöhnlich. Natürlich ist sie aus Jahrhunderten der Unterdrückung des jüdischen Volkes erwachsen. Die Fähigkeit, auf diese Geschichte der Unterdrückung zu schauen und Witze darüber zu reißen, finde ich großartig. Manche bezeichnen diese doppelte Sicht auf das Universum, die positiv und humorvoll ist und gleichzeitig die tragischen Aspekte des Lebens sieht, als Diaspora-Humor."
Seliges Angedenken thematisiert in Ansätzen und manchmal leider klischeehaft die Geschichte des Feminismus über einen Zeitraum von hundert Jahren, seine Verdienste, aber auch seine Niederlagen. Historikerin Sara findet im Jahr 2005 den Faden, der alle Charaktere miteinander verknüpft. Es ist ihre Stimme, die stellvertretend für frühere Generationen spricht. "Ich wollte sie in einer Art Collage zu Wort kommen lassen, weil ich denke, das Fragmentarische, das die Collage auszeichnet, ist typisch für unser 20. Jahrhundert. Wenn wir älter werden, stückeln wir die Geschichten unseres Lebens aneinander. Mich fasziniert es, in Archiven Fotografien und Dokumente aus Nachlässen auszugraben, und während der Recherche zu diesem Buch verbrachte ich viele Stunden im Institut für osteuropäische Geschichte in New York. Die Leute hinterließen dort ganze Familien-Fotoalben, Geburtsurkunden, Todesanzeigen, Zeitungsausschnitte und ähnliches. Und jede dieser Schachteln birgt eine Geschichte."