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Sex, Drogen und Wissenschaft

Biologie. - US-Forscher schicken ihre Laborratten mit synthetischem Haschisch auf den Drogen-Trip. Allerdings geht es dabei weniger um vordergründige psychische Reaktionen der Tiere, als vielmehr um die exakten biochemischen Effekte der Substanz im Stoffwechsel. Verblüffendes Ergebnis der Drogentests: Tetrahydrocannabiol, so der Name der Substanz, verstärkt bestimmte Sexualhormone.

    Bekannt ist Tetrahydrocannabiol (THC), der Hauptwirkstoff von Cannabis, vor allem unter den Namen Haschisch und Marihuana. Für Mediziner ist THC vor allem wegen seiner schmerzlindernden sowie entzündungshemmenden Effekte interessant, zudem entspannt es die Bronchien. Die Versuchsratten in den Laboratorien des Baylor College of Medicine in Houston mussten den Stoff, aus dem die Träume sind, allerdings nicht rauchen - per Injektion erhielten sie exakt abgemessene Dosierungen von THC und dem Sexualhormon Progesteron.

    Wie die texanische Forschergruppe in der kommenden Ausgabe des Fachblattes "Proceedings of the National Academy of Science" berichtet, belegen ihre Untersuchungen an weiblichen Ratten, dass THC mit dem weiblichen Sexualhormon Progesteron zusammenwirkt. "Die Weibchen waren sexuell interessierter und signalisierten den Männchen Paarungsbereitschaft", resümiert Shailaja Mani vom Baylor College of Medicine. Das auch als Gelbkörperhormon bezeichnete Progesteron steuert zusammen mit den Östrogenen nahezu alle weiblichen Fortpflanzungsfunktionen und schafft die Voraussetzungen für eine Schwangerschaft. Um die natürliche Bildung des Hormons auszuschalten und so die Effekte besser studieren zu können, wurden den Tieren die Gebärmutter entfernt.

    Wurde den Ratten dagegen nur Tetrahydrocannabiol allein verabreicht, blieb die sexuelle Stimulation der Tiere aus. "Daraus schließen wir, dass die typischen Hormoneffekte einerseits durch die normale Wechselwirkung zwischen dem Progesteron und seinem Rezeptor ausgelöst werden, andererseits aber auch über die Bindung von THC an seinem CB-1-Rezeptor erfolgen und so quasi verstärkt werden", berichtet Mani. Wie genau die Information allerdings zwischen THC- und Progesteron-Rezeptor vermittelt werden, sei unklar und soll jetzt weiter untersucht werden. Ziel der Experimente sei die genaue Entschlüsselung der Stoffwechselwege für Sexualhormone.

    [Quelle: Ellen Norton]