Frage: Herr Alsmann, Sie haben ja Ende der 70er Jahre begonnen zu studieren. Was war das eigentlich für ein Klima an der Uni?
Alsmann: Ja, ich hab 77 angefangen zu studieren. Ich hatte große Probleme mich in den universitären Betrieb einzugliedern. Ich kam direkt von der Bundeswehr. Das Leben an der Uni war 77noch sehr geprägt vom Alt-68ertum, vom Hippytum, zumal ich noch neben meinem Hauptfach Musikwissenschaft die Nebenfächer Germanistik und vor allen Dingen Publizistik hatte. Und gerade in Publizistik liefen ein Haufen Schaumschläger rum, die über Gott und die Welt debattieren wollten, eigentlich von nix ne Ahnung hatten. Und das hat auch mein Bild des Publizistik-Studiums ganz entscheidend geprägt, ganz ganz viel leeres Stroh dreschen, ganz ganz viel Mist reden, ganz ganz viel Zeit verplempern für total bedeutungslosen Quatsch.
Frage: Gab es auch Frustrationen im Studium?
Alsmann: Sexuell gesehen war meine Studienzeit ein absolutes Fiasko. Germanistik, da gab es ein paar sehr hübsche Studentinnen, aber die verehrten eigentlich so die Mittelbau-Dozenten. Da hatte man als Student überhaupt keine Chance. In Musikwissenschaft tummelten sich doch hauptsächlich freudlose Pfarrerstöchter. Publizistik , waren es ganz viele Frauen, die so selbst gedrehte Zigaretten rauchten. Also es war nicht so erfreulich in der Hinsicht.
Frage: Und in fachlicher Hinsicht?
Alsmann: Ich war überhaupt nicht enttäuscht vom Studium, weil ich überhaupt keine Erwartungen ans Studium gestellt habe, bin gar nicht mit irgendwelchen vorgefassten Meinungen da hin gegangen. Ich war nur enttäuscht von meinen Kommilitonen, weil doch sehr häufig bei Vorlesungen und Seminaren die Präsenz eher schwach war. Das muss man ganz klar sagen. Es waren auch damals nur wenige, die Musikwissenschaft studierten, ein ganz überschaubares Häuflein und die Arbeitsmoral war zeitweise doch mickrig. Und wenn man dann Anschluss suchte an die, die eine sehr hohe Arbeitsmoral hatten, dann fühlte man sich bei denen sehr schnell gar nicht wohl, weil das so ganz andere Menschen waren, als man selbst ... Also habe ich in so einer Art Dämmerzustand da verharrt und hab dann, nachdem ich dann nach sieben Jahren meine Prüfung gemacht habe und mein Studium abgeschlossen habe, auf nimmer Wiedersehen das weite gesucht. Eine Laufbahn an der Uni wäre für mich undenkbar gewesen.
Frage: Wie kam es dann zum Beruf des Entertainers?
Alsmann: Während meines Studiums und auch vorher habe ich ja die Bühnenlaufbahn schon massiv voran getrieben. Ich habe von 1974 an schon Schallplatten produziert. Ich hab in der zweiten Hälfte der 70er Jahre sehr viel Studioarbeit in Holland gemacht, als Musiker, so dass ich eigentlich vollkommen nahtlos direkt in die aktive Musik wieder eingestiegen bin, oder noch nicht mal jemals ausgestiegen bin. Dazu kam auch noch, dass ich praktisch mit dem Tag meiner Exmatrikulation angefangen hab beim Rundfunk zu arbeiten. Ich hatte halt großes Glück, dass einige meiner ehemaligen Kommilitonen im Deutschlandfunk, beim Sender Freies Berlin als Musikredakteure beschäftigt waren und ich dadurch sofort einen sehr sehr freundlichen Einstieg bekam. Ich habe also an verschiedenen Fronten gekämpft und das große Glück gehabt, dass es überall ein bisschen was gebracht hat. Nicht überall soviel, oder überhaupt irgendwo so viel, wie ich mir das vielleicht gewünscht hätte, aber alles zusammen hat von Anfang an seinen Mann ernährt.
Frage: Welche Berufsperspektiven hat man eigentlich als Musikwissenschaftler?
Alsmann: Wenn ich so sehe, was meine Kommilitonen heutzutage machen, einige arbeiten bei Musikverlagen, wie zum Beispiel dem Bärenreiter Verlag, andere sind zum Rundfunk gegangen, manche hatten frühzeitlich Kontakt zum Computer und arbeiten heute irgendwie als Entwickler für Software oder fahren Taxi. Also, will sagen, so unbedingt fachtreu ist vielleicht ein Drittel der Leute geblieben, der Rest macht irgendwas ganz anderes. Und im Zeitalter des Free-Enterprising muss man sich wirklich die Frage stellen, ob es überhaupt so sinnvoll ist ein Studium überhaupt noch anzugehen, geschweige denn es zu Ende zu machen. Die besten Leute, die ich so als Regisseure oder Drehbuchautoren kenne, die haben direkt nach der Schule angefangen Regie zu führen oder Drehbücher zu schreiben. Und ich habe nicht das Gefühl, dass sie was versäumt haben. Andererseits ist natürlich der Gedanke ganz schön, dass bestimmte Bildungswerte durch ein Studium am Leben erhalten werden. Und Teil dieses Tradierungsvorganges zu sein, ist vielleicht auch nicht schlecht.
Frage: Würden sie aus der heutigen Sicht noch einmal Musikwissenschaft studieren?
Alsmann: Ich glaube, ich würde überhaupt nichts studieren, ne. Ich bin noch nicht sicher, ob ich das meinem Sohn unbedingt empfehlen könnte. Wenn man Musikwissenschaft studiert, dann durchläuft man ja keine Berufsausbildung. Also, wenn ich Jura studiere, dass ist ganz klar, dann werde ich Rechtsanwalt oder Richter oder so etwas. Oder wenn ich Medizin studiere, ist doch auch klar, dass ich dann Arzt werde. Aber Musikwissenschaftler, ist ja überhaupt kein Beruf, es ist mehr so ein Zustand. Musikwissenschaftler, ist das jemand, der an der Uni Musikwissenschaften lehrt, ja vielleicht, aber der macht doch selber kaum noch Forschung. Das ist jemand, der bei einem Verlag arbeitet, in einer Bibliothek oder beim Hörfunk. Tja, Musikwissenschaftler, ist ja irgendwie auch jeder, der sich mit Musik beschäftigt. Aber muss man dafür Musikwissenschaft studieren? Das ist die große Frage. Das ist die Frage, die sich an alle wissenschaftlichen Studiengänge richtet. Derjenige, der kein Diplom hat, sondern lediglich einen Magister oder einen Doktortitel, für wen hat der das gemacht, doch eigentlich nur für sich selbst.
Alsmann: Ja, ich hab 77 angefangen zu studieren. Ich hatte große Probleme mich in den universitären Betrieb einzugliedern. Ich kam direkt von der Bundeswehr. Das Leben an der Uni war 77noch sehr geprägt vom Alt-68ertum, vom Hippytum, zumal ich noch neben meinem Hauptfach Musikwissenschaft die Nebenfächer Germanistik und vor allen Dingen Publizistik hatte. Und gerade in Publizistik liefen ein Haufen Schaumschläger rum, die über Gott und die Welt debattieren wollten, eigentlich von nix ne Ahnung hatten. Und das hat auch mein Bild des Publizistik-Studiums ganz entscheidend geprägt, ganz ganz viel leeres Stroh dreschen, ganz ganz viel Mist reden, ganz ganz viel Zeit verplempern für total bedeutungslosen Quatsch.
Frage: Gab es auch Frustrationen im Studium?
Alsmann: Sexuell gesehen war meine Studienzeit ein absolutes Fiasko. Germanistik, da gab es ein paar sehr hübsche Studentinnen, aber die verehrten eigentlich so die Mittelbau-Dozenten. Da hatte man als Student überhaupt keine Chance. In Musikwissenschaft tummelten sich doch hauptsächlich freudlose Pfarrerstöchter. Publizistik , waren es ganz viele Frauen, die so selbst gedrehte Zigaretten rauchten. Also es war nicht so erfreulich in der Hinsicht.
Frage: Und in fachlicher Hinsicht?
Alsmann: Ich war überhaupt nicht enttäuscht vom Studium, weil ich überhaupt keine Erwartungen ans Studium gestellt habe, bin gar nicht mit irgendwelchen vorgefassten Meinungen da hin gegangen. Ich war nur enttäuscht von meinen Kommilitonen, weil doch sehr häufig bei Vorlesungen und Seminaren die Präsenz eher schwach war. Das muss man ganz klar sagen. Es waren auch damals nur wenige, die Musikwissenschaft studierten, ein ganz überschaubares Häuflein und die Arbeitsmoral war zeitweise doch mickrig. Und wenn man dann Anschluss suchte an die, die eine sehr hohe Arbeitsmoral hatten, dann fühlte man sich bei denen sehr schnell gar nicht wohl, weil das so ganz andere Menschen waren, als man selbst ... Also habe ich in so einer Art Dämmerzustand da verharrt und hab dann, nachdem ich dann nach sieben Jahren meine Prüfung gemacht habe und mein Studium abgeschlossen habe, auf nimmer Wiedersehen das weite gesucht. Eine Laufbahn an der Uni wäre für mich undenkbar gewesen.
Frage: Wie kam es dann zum Beruf des Entertainers?
Alsmann: Während meines Studiums und auch vorher habe ich ja die Bühnenlaufbahn schon massiv voran getrieben. Ich habe von 1974 an schon Schallplatten produziert. Ich hab in der zweiten Hälfte der 70er Jahre sehr viel Studioarbeit in Holland gemacht, als Musiker, so dass ich eigentlich vollkommen nahtlos direkt in die aktive Musik wieder eingestiegen bin, oder noch nicht mal jemals ausgestiegen bin. Dazu kam auch noch, dass ich praktisch mit dem Tag meiner Exmatrikulation angefangen hab beim Rundfunk zu arbeiten. Ich hatte halt großes Glück, dass einige meiner ehemaligen Kommilitonen im Deutschlandfunk, beim Sender Freies Berlin als Musikredakteure beschäftigt waren und ich dadurch sofort einen sehr sehr freundlichen Einstieg bekam. Ich habe also an verschiedenen Fronten gekämpft und das große Glück gehabt, dass es überall ein bisschen was gebracht hat. Nicht überall soviel, oder überhaupt irgendwo so viel, wie ich mir das vielleicht gewünscht hätte, aber alles zusammen hat von Anfang an seinen Mann ernährt.
Frage: Welche Berufsperspektiven hat man eigentlich als Musikwissenschaftler?
Alsmann: Wenn ich so sehe, was meine Kommilitonen heutzutage machen, einige arbeiten bei Musikverlagen, wie zum Beispiel dem Bärenreiter Verlag, andere sind zum Rundfunk gegangen, manche hatten frühzeitlich Kontakt zum Computer und arbeiten heute irgendwie als Entwickler für Software oder fahren Taxi. Also, will sagen, so unbedingt fachtreu ist vielleicht ein Drittel der Leute geblieben, der Rest macht irgendwas ganz anderes. Und im Zeitalter des Free-Enterprising muss man sich wirklich die Frage stellen, ob es überhaupt so sinnvoll ist ein Studium überhaupt noch anzugehen, geschweige denn es zu Ende zu machen. Die besten Leute, die ich so als Regisseure oder Drehbuchautoren kenne, die haben direkt nach der Schule angefangen Regie zu führen oder Drehbücher zu schreiben. Und ich habe nicht das Gefühl, dass sie was versäumt haben. Andererseits ist natürlich der Gedanke ganz schön, dass bestimmte Bildungswerte durch ein Studium am Leben erhalten werden. Und Teil dieses Tradierungsvorganges zu sein, ist vielleicht auch nicht schlecht.
Frage: Würden sie aus der heutigen Sicht noch einmal Musikwissenschaft studieren?
Alsmann: Ich glaube, ich würde überhaupt nichts studieren, ne. Ich bin noch nicht sicher, ob ich das meinem Sohn unbedingt empfehlen könnte. Wenn man Musikwissenschaft studiert, dann durchläuft man ja keine Berufsausbildung. Also, wenn ich Jura studiere, dass ist ganz klar, dann werde ich Rechtsanwalt oder Richter oder so etwas. Oder wenn ich Medizin studiere, ist doch auch klar, dass ich dann Arzt werde. Aber Musikwissenschaftler, ist ja überhaupt kein Beruf, es ist mehr so ein Zustand. Musikwissenschaftler, ist das jemand, der an der Uni Musikwissenschaften lehrt, ja vielleicht, aber der macht doch selber kaum noch Forschung. Das ist jemand, der bei einem Verlag arbeitet, in einer Bibliothek oder beim Hörfunk. Tja, Musikwissenschaftler, ist ja irgendwie auch jeder, der sich mit Musik beschäftigt. Aber muss man dafür Musikwissenschaft studieren? Das ist die große Frage. Das ist die Frage, die sich an alle wissenschaftlichen Studiengänge richtet. Derjenige, der kein Diplom hat, sondern lediglich einen Magister oder einen Doktortitel, für wen hat der das gemacht, doch eigentlich nur für sich selbst.