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Sicherheit bei der WM
Unterstützung aus Deutschland

Wenn es im brasilianischen Porto Seguro regnet, kann die DFB-Elf am dortigen Flughafen weder starten noch landen. Auch das Sicherheitssystem dort ist unterentwickelt, weshalb das deutsche Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe vor zwei Jahren seine Hilfe angeboten hat.

Von Rolf Clement | 07.06.2014
    Wenn die Maschine mit dem Tross der Fußballnationalmannschaft nach einer durchflogenen Nacht auf dem Flugplatz Porto Seguro landet, ist die Reise noch nicht zu Ende. Rund 45 Minuten müssen die Kicker und ihre Begleiter dann noch mit dem Bus fahren, bis sie ihr Quartier Campo Bahia erreicht haben. Eben diese 45 Busminuten stehen ihnen auch wieder bevor, wenn sie zu ihren Spielen aufbrechen. Die Sache hat einen Haken: Es gibt nur diese eine an der Küste entlang laufende Straße vom Campo Bahia zum Flughafen Porto Seguro. Und diese eine Straße ist in den vergangenen Wochen mehrfach von Demonstranten gegen die Fußballweltmeisterschaft besetzt worden, womit sie für einige Zeit unpassierbar war. Der Flughafen Porto Segora hat in Brasilien den Status eines internationalen Airports. Die Infrastruktur befindet sich in einem brauchbaren Zustand. Als Vertreter des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) vor einiger Zeit auf Einladung der brasilianischen Behörden den Flughafen inspizierten, traten ihnen die Sorgenfalten ins Gesicht. BBK-Präsident Christoph Unger:
    "Ich denke, dass beispielsweise Porto Seguro noch keine Erfahrung hatte mit einem möglichen Schadensereignis in einem internationalen oder sogar globalen Rahmen."
    Die Feuerwehr ist der erste Engpass:
    "Da haben wir schon festgestellt, dass beispielsweise die Einsatzstärke der Feuerwehr mit deutschen Verhältnissen nicht zu vergleichen ist."
    Nur 23 Feuerwehrleute
    Die Feuerwehr besteht aus lediglich 23 Feuerwehrleuten, die aber auch für die ganze Stadt zuständig sind. Bei einem Unfall auf dem Flughafen stehen sie also nicht direkt zur Verfügung. Für die Rettung von Verletzten stehen fünf Rettungswagen zu Verfügung. Als die Vertreter des BBK im Dezember in Porto Seguro ankamen, gab es keinen koordinierten Rettungsplan, niemanden, der dann die Verantwortung für die Koordinierung übernahm. Die Krankenhäuser in der Stadt waren für die Aufnahme von zahlreichen Verletzten bei einer Flugzeugkatastrophe nicht vorbereitet. Vor allem die drei staatlichen Krankenhäuser der Region waren damals schon hoffnungslos überlastet - auf den Krankenplatz kamen drei Patienten. Für eine psychologische Betreuung der unverletzten Passagiere nach einem Absturz oder einer Bruchlandung gab es keine Vorkehrungen. Auch staunten die Brasilianer Bauklötze, als die gefragt wurden, wie sie denn mit dem erhöhten Informationsbedarf umgingen, wenn es zu einem Unfall käme. Christoph Unger:
    "Was passiert, wenn internationale Gäste in großem Umfang betroffen sind? Das hat zur Folge, dass es ein riesiges Medieninteresse geben wird, dass es auch Angehörige aus vielen Ländern geben könnte, die versuchen, sich dann selbst in Porto Seguro über das Schicksal ihrer Angehörigen schlau zu machen."
    Was also, wenn Angehörige anrufen, die keon portugiesisch könnten. Dabei muss man in Städten, die mit der Weltmeisterschaft zu tun hätten, auch mit größerem Reiseaufgebot von Fans und Presse rechnen, es geht also nicht nur um die Mannschaften und ihren Tross. Das BBK hat durch einwöchige Seminare versucht, die brasilianischen Kräfte weiterzubilden. Schon vor zwei Jahren waren die ersten Vertreter des südamerikanischen Landes in Deutschland und haben sich über die Verfahren informiert, die hierzulande bei der Weltmeisterschaft 2006 angewendet wurden. Dann gab es Seminare in sieben Städten. Unger ist vorsichtig und diplomatisch:
    "Da gibt es Themen, die nach unserer Einschätzung in Brasilien noch nicht so weit sind wie in Deutschland."
    Also: Das Beste ist, es passiert gar nichts. Aber noch eines macht den Reisemarschallen ein wenig Sorge: In Brasilien ist Regenzeit. Wenn es dort tropische Regenfälle gibt, ist der Flughafen Porto Seguro nicht benutzbar. Da geht dann schon mal über Tage hinweg nichts. Aber es kann auch alles ganz reibungslos laufen, und die Sorgen und Vorkehrungen waren unnötig.