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Sicherheit durch Strahlen

Verkehr. - Um Anschläge oder Entführungen von Passagierflugzeugen zu verhindern, durchleuchten die Sicherheitskräfte auf Flughäfen das Gepäck der Reisenden nach verdächtigen Gegenständen. Vor allem die Suche nach kleinsten Mengen Sprengstoff ist eine große Herausforderung. Seit der Katastrophe über dem schottischen Dorf Lockerbie, als eine zeitgezündete Bombe einen Passagierjet zerstörte, gelten Richtwerte für Minimalmengen an Sprengstoff, die ein Detektor aufspüren muss.

    Die Lockerbie-Attentäter setzten ein knappes Pfund Sprengstoff ein; 500 Gramm zu entdecken, ist auch heute noch Pflicht für jeden Detektor. Übliche Röntgenverfahren machen zunächst einmal die Formen von Gegenständen im Gepäck sichtbar. Davon lässt sich aber nicht auf die Materialien schließen. Mit einer anderen Technik, bei der das Gepäck zwei Mal geröntgt wird, kommt man weiter, erklärt Helmut Strecker von der Firma Yxlon International X-Ray in Hamburg: "Man macht ein Bild mit einer hohen Röntgen-Spannung, und eins mit einer niedrigeren. Aufgrund der unterschiedlichen Schwächungseigenschaften kann man grob sagen, welche Materialart vorhanden ist." Sprengstoffe erscheinen dabei in einem Bereich, in dem man organische Stoffe findet.

    Doch es ist nicht alles Sprengstoff, was organisch aussieht. Die Fehlerquote liegt bei rund 50 Prozent. Abhilfe schafft die aus der Medizin bekannte Computertomographie, so Strecker: "Hier werden Schichtbilder generiert, die eine Dichteverteilung innerhalb der jeweiligen Schicht darstellen." Weil die Dichte aber auch kein eindeutiges Merkmal ist, ist auch die Computertomographie nicht fehlerfrei. Erst ein Verfahren, dass die Struktur von Materialien analysiert, kann Sprengstoffe sicher von anderen Stoffen unterscheiden. Die Hamburger Firma hat ein solches Verfahren entwickelt. Es beruht darauf, dass Röntgenstrahlen in flachem Winkel Röntgenquanten abstreuen, sobald sie in Materie eindringen. "Jedes Röntgenquant wird bezüglich seiner Energie ausgemessen", erläutert Strecker, "sodass wir dann ein Spektrum generieren." Dieses Spektrum wiederum gleichen Ingenieure mit Spektren bekannter Sprengstoffe ab. Diese Mustererkennung arbeitet sehr präzise und erkennt auch in Schokolade getarnten Sprengstoff. Allerdings dauert die Analyse eines Koffers derzeit noch eine volle Minute, weshalb es bisher nur zu Endkontrolle von Risikogepäck eingesetzt wird. Das von Yxlon entwickelte Verfahren ist auch sehr empfindlich und erkennt wesentlich kleinere Mengen, als die geforderten 500 Gramm.

    [Quelle: Mirko Smiljanic]