Das Wahllokal 183 in Kiew ist hoffnungslos überfüllt. Die Menschen schieben sich in der kleinen Aula einer Schule im Schneckentempo zu den Wahlkabinen. Für viele dauert es eine Stunde, bis sie ihre Stimme abgeben können.
Die stellvertretende Leiterin der örtlichen Wahlkommission Nadjeschda Krywenko ist erschöpft:
"Furchtbar, wie es hier zugeht. Die Stadtverwaltung hat viele Fehler in Wählerverzeichnissen gemacht. Nachnamen sind häufig falsch geschrieben und Vornamen überhaupt vertauscht. Wir versuchen, das an Ort und Stelle zu korrigieren, aber das dauert."
Manche Wähler konnten ihre Stimme gar nicht abgeben. So die Touristikstudentin Jewgenija Tnok, die enttäuscht das Wahllokal verlässt.
"Ich bin fast 19 Jahre alt und kann trotzdem nicht wählen. Mein Name taucht im Verzeichnis gar nicht auf. Auf die Jungen legt man bei uns offenbar keinen großen Wert."
Schätzungen zufolge konnte gestern etwa eine Million Wahlberechtigte nicht abstimmen. Im Laufe des Nachmittags häuften sich weitere Unregelmäßigkeiten. Der Vorsitzende der zentralen Wahlkommission gab zu, dass in manchen Wahllokalen nicht genug Urnen zur Verfügung standen.
Trotz aller Unzulänglichkeiten: Gestern fand die demokratischste Wahl statt, die die Ukraine seit ihrer Unabhängigkeit 1991 erlebt hat. Davon ist auch die Mehrheit der Bevölkerung überzeugt, wie Umfragen zeigen. Denn seit der orangefarbenen Revolution vor anderthalb Jahren gibt es in der Ukraine keine Pressezensur mehr. Die Parteien konnten ihr Programm den Wählern gleichberechtigt präsentieren. Und so berechtigt die Kritik an der Organisation der Wahl ist: Die Mängel sind nicht vergleichbar mit der systematischen Wahlfälschung, die bei der letzten Präsidentenwahl stattfand.
Die 60-jährige Rentnerin Sinaida Wiktorowna konnte ihre Stimme abgeben, nachdem ihre Adresse im Wählerverzeichnis berichtigt wurde. Sie hofft auf einen Regierungswechsel.
"Ich bekomme nur 360 Griwnja Rente, das sind 55 Euro. Das ist schon besser als vor ein paar Jahren – ich kann wenigstens die Nebenkosten für meine Wohnung bezahlen. Trotzdem reicht das nicht, wenn ich mir gute Wurst oder gutes Fleisch kaufen will. Ich bin Ärztin und will wieder arbeiten, aber das verbietet mir das Gesetz. Ich hoffe, dass eine neue Regierung dieses Gesetz schnell ändert."
Ein Regierungswechsel ist aber unwahrscheinlich. Die oppositionelle Partei der Regionen, die ihre Stammwähler im Osten des Landes hat, wird zwar die größte Fraktion im Parlament stellen. Für eine Regierungsmehrheit dürfte es aber nicht reichen. Die "Partei der Regionen" versprach im Wahlkampf bessere Beziehungen zu Russland und die Förderung der russischen Sprache in der Ukraine.
Fröhlich ging es nur bei einer Wahlparty zu: bei der von Julia Tymoschenko, der glühenden Streiterin gegen die Fälschung der Präsidentenwahl vor anderthalb Jahren. Vor allem sie begeisterte bei der "orangefarbenen Revolution" die Demonstranten auf dem Kiewer Unabhängigkeitsplatz. Damals kämpfte Tymoschenko mit dem heutigen Präsidenten Viktor Juschtschenko Seite an Seite. Nun belegt ihre Partei überraschend Platz zwei, deutlich vor der Partei des Präsidenten. In einer Regierungskoalition will sie Premierministerin werden.
Die Wahllokale schlossen gestern erst um zehn Uhr abends. Die Straßenfegerinnen waren deshalb noch die ganze Nacht damit beschäftigt, den Dreck aus der U-Bahnpassage am Kiewer Unabhängigkeitsplatz zu kehren. Auch der 22-jährige Student der Elektrotechnik Dmitrij Tschebel arbeitete lange – als Verkäufer in einem der Kioske dort. Mit dem Wahlausgang zeigte er sich zufrieden.
"Die Hauptsache ist doch, dass die 'Partei der Regionen' keine Regierung bilden kann. Durch die würde doch nur Russland an Einfluss auf unser Land gewinnen. Ob nun die Partei von Juschtschenko oder von Tymoschenko die Koalition anführt, das ist mir egal. Juschtschenko ist leider kein starker Präsident, er kann eine energische Frau wie Julia an seiner Seite gebrauchen."
Die stellvertretende Leiterin der örtlichen Wahlkommission Nadjeschda Krywenko ist erschöpft:
"Furchtbar, wie es hier zugeht. Die Stadtverwaltung hat viele Fehler in Wählerverzeichnissen gemacht. Nachnamen sind häufig falsch geschrieben und Vornamen überhaupt vertauscht. Wir versuchen, das an Ort und Stelle zu korrigieren, aber das dauert."
Manche Wähler konnten ihre Stimme gar nicht abgeben. So die Touristikstudentin Jewgenija Tnok, die enttäuscht das Wahllokal verlässt.
"Ich bin fast 19 Jahre alt und kann trotzdem nicht wählen. Mein Name taucht im Verzeichnis gar nicht auf. Auf die Jungen legt man bei uns offenbar keinen großen Wert."
Schätzungen zufolge konnte gestern etwa eine Million Wahlberechtigte nicht abstimmen. Im Laufe des Nachmittags häuften sich weitere Unregelmäßigkeiten. Der Vorsitzende der zentralen Wahlkommission gab zu, dass in manchen Wahllokalen nicht genug Urnen zur Verfügung standen.
Trotz aller Unzulänglichkeiten: Gestern fand die demokratischste Wahl statt, die die Ukraine seit ihrer Unabhängigkeit 1991 erlebt hat. Davon ist auch die Mehrheit der Bevölkerung überzeugt, wie Umfragen zeigen. Denn seit der orangefarbenen Revolution vor anderthalb Jahren gibt es in der Ukraine keine Pressezensur mehr. Die Parteien konnten ihr Programm den Wählern gleichberechtigt präsentieren. Und so berechtigt die Kritik an der Organisation der Wahl ist: Die Mängel sind nicht vergleichbar mit der systematischen Wahlfälschung, die bei der letzten Präsidentenwahl stattfand.
Die 60-jährige Rentnerin Sinaida Wiktorowna konnte ihre Stimme abgeben, nachdem ihre Adresse im Wählerverzeichnis berichtigt wurde. Sie hofft auf einen Regierungswechsel.
"Ich bekomme nur 360 Griwnja Rente, das sind 55 Euro. Das ist schon besser als vor ein paar Jahren – ich kann wenigstens die Nebenkosten für meine Wohnung bezahlen. Trotzdem reicht das nicht, wenn ich mir gute Wurst oder gutes Fleisch kaufen will. Ich bin Ärztin und will wieder arbeiten, aber das verbietet mir das Gesetz. Ich hoffe, dass eine neue Regierung dieses Gesetz schnell ändert."
Ein Regierungswechsel ist aber unwahrscheinlich. Die oppositionelle Partei der Regionen, die ihre Stammwähler im Osten des Landes hat, wird zwar die größte Fraktion im Parlament stellen. Für eine Regierungsmehrheit dürfte es aber nicht reichen. Die "Partei der Regionen" versprach im Wahlkampf bessere Beziehungen zu Russland und die Förderung der russischen Sprache in der Ukraine.
Fröhlich ging es nur bei einer Wahlparty zu: bei der von Julia Tymoschenko, der glühenden Streiterin gegen die Fälschung der Präsidentenwahl vor anderthalb Jahren. Vor allem sie begeisterte bei der "orangefarbenen Revolution" die Demonstranten auf dem Kiewer Unabhängigkeitsplatz. Damals kämpfte Tymoschenko mit dem heutigen Präsidenten Viktor Juschtschenko Seite an Seite. Nun belegt ihre Partei überraschend Platz zwei, deutlich vor der Partei des Präsidenten. In einer Regierungskoalition will sie Premierministerin werden.
Die Wahllokale schlossen gestern erst um zehn Uhr abends. Die Straßenfegerinnen waren deshalb noch die ganze Nacht damit beschäftigt, den Dreck aus der U-Bahnpassage am Kiewer Unabhängigkeitsplatz zu kehren. Auch der 22-jährige Student der Elektrotechnik Dmitrij Tschebel arbeitete lange – als Verkäufer in einem der Kioske dort. Mit dem Wahlausgang zeigte er sich zufrieden.
"Die Hauptsache ist doch, dass die 'Partei der Regionen' keine Regierung bilden kann. Durch die würde doch nur Russland an Einfluss auf unser Land gewinnen. Ob nun die Partei von Juschtschenko oder von Tymoschenko die Koalition anführt, das ist mir egal. Juschtschenko ist leider kein starker Präsident, er kann eine energische Frau wie Julia an seiner Seite gebrauchen."