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Sinatra & Friends
Drei perfekte Kopisten und sauberer Swing

Am 12. Dezember wäre Frank Sinatra 100 Jahre alt geworden. Zu diesem Jubiläum tourt jetzt eine Revival-Show durch Deutschland. Und die verbreitet gute Laune.

Von Udo Taubitz | 06.01.2016
    Dean Martin, Sammy Davis Jr. und Frank Sinatra (v.l.) während eines Konzerts am 14. März 1988 in Oakland.
    Zum "Clan" von Frank Sinatra(r.) gehörten u.a. Dean Martin (lks.) und Sammy Davis Jr.(Mitte) (picture alliance / dpa / James Mccluskey)
    Die breite Bühne in eisblaues Licht getaucht, hinten funkeln goldene Sternchen. Spot an und da steht dieser Sinatra-Typ, dessen Bügelfalte so scharf gezogen ist wie sein Scheitel.
    Wenn man die Augen zukneift, ist die Illusion fast perfekt. Es könnte wahrhaftig Frank Sinatra sein, der da vorne singt. Aber in Wahrheit ist es der Engländer Stephen Triffit, der früher Kopierer verkaufte, bis er beim Karaoke-Singen als Frank-Sinatra-Double entdeckt wurde. Plötzlich stand er vor zahlendem Publikum und versuchte, seinem großen Idol immer näher zu kommen.
    "Ich habe mir unzählige Aufzeichnungen angesehen und angehört. Das war harte Arbeit – und je erfolgreicher meine Sinatra-Shows wurden, desto härter habe ich gearbeitet, denn ich wollte den hohen Erwartungen gerecht werden. Ich musste mir einen amerikanischen Akzent antrainieren, genau genommen mehrere: Frank kam aus New Jersey, aber er versuchte immer, den New-Jersey-Akzent loszuwerden. Er wollte wie Cary Grant klingen. Also muss ich versuchen, Frank Sinatra zu sein, der versucht, Cary Grant zu sein."
    Revival-Show jahrelang ausverkauft
    Jahrelang ausverkauft war die Revival-Show am Westend in London: "The Rat Pack – live from Las Vegas". Mit dabei: Sinatras Freunde Dean Martin und Sammy Davis Junior – natürlich ebenfalls gedoubelt. Zum 100. Geburtstag von Frank Sinatra kommt die Show nun mit neuer Choreografie und im Look eines 60er-Jahre Fernsehstudios, in dem die drei Stardarsteller mit neun Musikern um die Wette swingen.
    Ganz wie die Originale singen die drei nicht nur, sondern bekappeln sich mit kessen Sprüchen. Oder sie flirten mit den spärlich bekleideten Background-Sängerinnen. So war es schon vor 50 Jahren bei den legendären Konzerten der echten Superstars in Las Vegas. Ob die Coolness von damals auch im heutigen Deutschland funktioniert? Das Publikum hat es in der Hand, sagt Sinatra-Nachmacher Stephen Triffit:
    "Es ist eine interaktive Show. Wir ermutigen die Leute, mitzumachen. Sie sollen mitsingen, sie dürfen reinrufen. Und wir sprechen das Publikum auch direkt an. Man sitzt nicht nur rum, sondern wird Teil der Show. Es ist also jeden Abend anders – je nach Publikum."
    Garantiert jeden Abend erklingen die großen Hits: von "Mack the Knife" über "Strangers In the Night" und "My Way" bis hin zu "King of the Road". Die drei Kopisten machen ihre Arbeit wirklich gut. Zwar wirken die Lackschuhe, die Whiskeygläser und die ewig kreisenden Hüften heute ein wenig angestaubt, doch die Show schwimmt gekonnt auf der Nostalgie-Welle. Und der saubere Swing verbreitet einfach gute Laune.
    Fazit: Wiedersehen macht Freude – auch wenn's nur eine Illusion ist.