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Situation in Israel
Fluggäste sind verunsichert

Fast alle europäischen Fluggesellschaften haben ihre Flüge nach Tel Aviv ausgesetzt. Dennoch hob die US-Luftfahrtbehörde FAA ihr Anflugverbot für den Flughafen Ben Gurion wieder auf. Am Flughafen Frankfurt herrschte heute unter den Fluggästen Verunsicherung.

24.07.2014
    Flughafen Frankfurt am Main: Start einer Lufthansa-Maschine am 17.01.2014
    Flughafen Frankfurt am Main (picture alliance / dpa / Boris Roessler)
    Flughafen Frankfurt, Terminal 1C, der El Al Flug nach Tel Aviv ist gerade gestartet. Es ist heute eine der wenigen Verbindungen von Europa, außer der israelischen Nationalairline haben fast alle europäischen Fluggesellschaften ihren Betrieb eingestellt.
    Ben-Zion Malka könnte sich eigentlich freuen, dass so viele Airlines nicht mehr nach Tel Aviv fliegen. Er ist der Generaldirektor von El Al in Deutschland. Seine Maschinen sind proppenvoll, El Al bietet sogar Sonderflüge an. Aber Malka ist nicht nur Geschäftsmann, sondern vor allem ein patriotischer Israeli. Zur US-Luftfahrtbehörde FAA sagt er:
    "Ich bin kein Politiker. Ich kann Ihnen nur als Privatperson sagen, dass ich mich als Israeli verraten fühle, dass sie praktisch dieses Land isoliert haben. Stellen Sie sich mal vor, dass nach dem 11. September keine Fluggesellschaft nicht mehr nach Amerika geflogen wäre, weil die Sicherheit des Landes gefährdet war. Das hat keiner getan. Und deswegen finden wir das nicht in Ordnung. Gott sei Dank hat die FAA beschlossen, dass sie wieder nach Israel fliegen und jetzt ist alles in Ordnung."
    Netanjahu: Der Druck hat Wirkung gezeigt
    Dabei ist die Lage in Israel weiter angespannt. Auch am Donnerstag schoss die Hamas Raketen aus dem Gazastreifen in Richtung Tel Aviv. Dennoch hob die US-Luftfahrtbehörde FAA ihr Anflugverbot für den Flughafen Ben Gurion wieder auf. Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu zeigte sich erleichtert. Der Druck, den man ausgeübt habe und die vorgelegten Beweise für die Sicherheit hätten Wirkung gezeigt.
    Die Reaktion der Israelis ist verständlich. Der Flughafen Ben Gurion gilt als Lebensader des Landes.
    Jörg Handwerg weiß um die politische Dimension des Flugverbots. Und dennoch hält er die Aussetzung der Flüge nach Tel Aviv für richtig. Handwerg ist Lufthansa-Pilot und Vorsitzender der Piloten-Gewerkschaft Cockpit.
    "Man muss die politische Dimension einfach mal ausschalten und schauen: Was für ein Risiko haben wir hier? Und wenn hier Raketen auf dem Flughafengelände ankommen, dann ist hier ein erhöhtes Risiko gegeben. Und deswegen: Aus Sicherheitsgründen finden wir es absolut nachvollziehbar, dass man hier nicht mehr fliegt."
    Manche Piloten haben kein gutes Gefühl
    Nach der US-Luftfahrtbehörde FAA will sich auch ihr europäisches Pendant, die EASA heute für eine Wiederaufnahme der Flüge aussprechen. Doch wie die europäischen Fluggesellschaften darauf reagieren, ist noch unklar. Die Lufthansa etwa hat sich bis Donnerstagnachmittag noch nicht entschieden.
    Der Abschuss von MH17 über der Ukraine und das Flugverbot für Tel Aviv. Zwei sehr unterschiedliche Ereignisse, die jedoch zeigen, wie potenziell verwundbar perfekt gewartete und perfekt geflogene Flugzeuge sein können. Die erinnern an das Spannungsfeld zwischen der günstigsten Flugroute und lukrativen Verbindungen und den Sicherheitsbedenken. Jörg Handwerg kennt diese Gedanken, seine Fluggesellschaft Lufthansa fliegt seit dem Abschuss von MH17 nicht mehr über den Osten der Ukraine.
    "Es kommt in Einzelfällen mal vor, dass ein Kollege sagt: Ich habe hier kein gutes Gefühl, eigentlich möchte ich da eher nicht lang fliegen. In der Regel müssen wir uns als Piloten auch darauf verlassen, dass die Sicherheitsabteilung eine angemessene Berücksichtigung aller Faktoren vornimmt und die Empfehlungen der Sicherheitsabteilung dann auch vernünftig sind."
    "Fliegen ist nach wie vor sicher"
    Vernünftige Entscheidungen, darauf müssen auch die Passagiere hoffen. Am Flughafen Frankfurt herrschte heute unter den Fluggästen Verunsicherung. Sie wird verstärkt durch zwei weitere Vorfälle in der Luft. Gestern verunglückte die Maschine einer taiwanesischen Fluggesellschaft beim Anflug, heute dann eine weitere Meldung: Eine Maschine der Air Algérie ist über Afrika verschollen. So etwas nimmt einen Piloten mit, sagt Gewerkschaftsführer Handwerg. Allerdings:
    "Fliegen ist nach wie vor sicher. Das muss man ganz klar sagen. Wenn man in Länder reist, wo Kriegshandlungen stattfinden, dann muss man sich glaube ich mehr Gedanken machen über die Situation vor Ort am Boden, als dass man Angst haben muss vor dem Flug. Auch wenn die Gefährdung vielleicht höher ist als normal."