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Smartphone als Brücke zwischen Internet und Auto

Man könne sich gut vorstellen, dass Autos in Zukunft eine dauerhafte Verbindung zum Internet haben, sagt Christof Kellerwessel, Chefingenieur Elektronik bei Ford. So sollen nicht nur persönliche Daten stets verfügbar sein, sondern auch intelligente Wegweisung oder Informationen über Staus in Städten empfangen werden.

Christof Kellerwessel im Gespräch mit Manfred Kloiber | 03.09.2011
    Manfred Kloiber Auch Autos werden mittlerweile in den Hallen ausgestellt. Denn das sogenannte In-Car-Entertainment-System, also Unterhaltung, Kommunikation und Information auf Rädern, das zählt mittlerweile zu den strategisch ganz ganz wichtigen Bereichen in der Autobranche.
    Ich habe Christof Kellerwessel, den Chefingenieur Elektronik bei Ford, gefragt, was Fernsehgerät und Auto miteinander zu tun haben.

    Christof Kellerwessel: Ja das Fernsehgerät hat in dem Sinne etwas mit dem Auto zu tun, mit dem heutigen Auto, als dass eine Datenübertragung stattfindet. Und was wir sehen, innerhalb der Autos und außerhalb der Autos, ist, dass immer mehr Daten in den Autos übertragen werden. Beispielsweise erwartet man heute in den Autos, dass mein Handy funktioniert. Es muss natürlich meine Datenübertragung aus meinem Handy in das Auto rein. Ich möchte gerne mein Telefonbuch haben, ich möchte das alles bedienen können. Und da ist schon die Brücke geschlagen in diese Richtung, wir nähern und immer mehr dem Bereich der Unterhaltungselektronik an. Der Kunde erwartet heute bestimmte Technikleistungen im Auto die ja auch in an einem normalen Gerät, Smartphone nennt man das wohl heute, die er dort findet, und er erwartet diese Funktionalität auch im Auto.

    Kloiber: Kann ich mir denn vorstellen, dass ich mir demnächst abends, wenn ich am nächsten morgen eine große Tour mache, mir angucke, ob Benzin noch genügend da ist, ob das Wischwasser in Ordnung ist und so was alles. Gibt es einen direkten Link zum Fahrzeug, dass ich mein Fahrzeug mit meinen persönlichen digitalen Assistenten, Anzeigegeräten und so weiter, immer unter Kontrolle habe.

    Kellerwessel: Ja, das gibt es in der Tat. Das wird ganz ganz entscheidend werden im Bereich der Elektromobilität. Und in der Tat sind auch bei verschiedenen Herstellern solche Produkte auch teilweise schon vorgestellt worden. Ein Fahrzeug mit Elektroantrieb hat nicht die selbe Reichweite wie ein Fahrzeug mit einem vollen Tank. Das heißt, ich muss meine Reise planen. Das heißt, ich muss meinen Wagen auch entsprechend laden. Und in der Tat gibt es heute schon Planungen und es gibt auch schon Technikpakete, dass ich mit meinem Telefon, wenn man so will mit meinem Smartphone, Kontakt aufnehme zu meinem Wagen und dort den Ladestand überprüfe, gegebenenfalls in der Nacht zur günstigen Zeit lade. Oder auch eine Route plane, die mich an Ladestationen vorbeiführt.

    Kloiber: Sie haben ja immer das Telefon vor Augen. Ich, der hier über die IFA geht und ständig diese großen Glotzen, die großen Guckkästen sieht, habe zuerst ans Fernsehen gedacht. Aber tatsächlich ist es so, dass das Telefon genauso wie es zu Hause immer mehr einen wichtigen Stellenwert einnimmt, auch im Auto ganz wichtig wird.

    Kellerwessel: Ganz absolut. Wenn man Beispiele aus der Jetzt-Welt nimmt, dann ist es ja schon so, dass in meinem Telefon meistens mein Adressbuch drin ist, also ich kann sehen, mit wem ich telefoniere. Aber ich nehme auch meine persönlichen Daten mit in Form von meiner Musik. Ich nehme meine Kontakte, meine Musik, meine Adresslisten und ähnliche persönliche Datenbestände mit. Das möchte ich nicht fünf Mal kopieren, sonder ich erwarte, dass mein Auto damit umgehen kann und mir damit Zugang gibt, zu meinen persönlichen Kontakten, Wir können uns sehr gut vorstellen, dass die Fahrzeuge in der nahen Zukunft eine Dauerverbindung zum Internet haben werden und dass auch diese intelligenten Telefone eine Brücke bilden zwischen dem Fahrzeug und dem Internet.

    Kloiber: Das bedeutet ja dann auch dass nicht nur ich immer gerne always-on sein möchte, sondern, dass mein Auto auch always-on sein möchte.

    Kellerwessel: In der Tat wird das so sein. Und zwar nicht nur aus Spaß, nicht nur um meinem persönlichen Daten zu haben. Man kann sich viele Dinge jetzt vorstellen. Aktuellere Informationen über die Verkehrslage, die Anzeige von Parkräumen in einer Stadt. Intelligente Wegweisung unter Berücksichtigung von beispielsweise Baustellen innerhalb einer Stadt, da sind wir heute nahezu blind. Das ist durchaus möglich, dass man durch geschockte Vernetzung und durch viele Teilnehmer an dieser Internetvernetzung Daten bekommt, wo sich gerade etwas staut im innerstädtischen Bereich und ich kann dann diesen Stau vermeiden. Viel interessanter ist dann auch noch, dass ich zum Beispiel dort hinkomme um zu parken und ich weiß, dass ich dort einen leeren Platz vorfinde.
    Das sind so nützliche kleine Dinge, die werden den Alltag einfach entlasten, von bestimmten Problemen, die heute existieren.

    Kloiber: Und dann wird es soweit sein, dass ich statt eines Lenkrads meinen Tablett-PC nehme, um zu steuern?

    Kellerwessel: Nie.