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Software per SMS

Ohne einen PDA oder ein Smartphone sind viele Außendienstmitarbeiter heute gar nicht mehr arbeitsfähig. Mit ihnen sind E-Mails, Firmendaten oder Angebotsunterlagen ständig griffbereit. Doch Dank die kleinen Alleskönner müssen auch gewartet werden und brauchen regelmäßig Software-Updates. Für eine besonders pfiffige und kostengünstige Art, die mobilen Helfer auf dem neuesten Stand zu halten, hat ein junges Unternehmen jetzt den erhalten.

Von Tim Aßmann |
    "So jetzt hat man den Eingang der SMS auf dem Gerät gehört. Das Einzige was der Benutzer jetzt tun muss, ist die SMS zu öffnen, den darin enthaltenen Link zu aktivieren, und schon geht's mit der Installation los."

    Andreas Toereki hält ein sogenanntes Smartphone in der Hand, eine Art besonders intelligentes Handy, dass sehr viel mehr kann als Telefonieren. Das Gerät ist via Mobilfunk im Internet eingeloggt. Nun lädt es binnen weniger Minuten selbstständig neue Software herunter und installiert sie. "Betanken" nennt das Techniker Toereki. Er hat die neuen Daten für das Smartphone zuvor per Internet an das Gerät geschickt mit Hilfe von Ubi-Suite - dem zentralen Produkt von Ubitexx. Die Software ermöglicht es Unternehmen, die mobilen Geräte ihrer Mitarbeiter - wie Smartphones oder kleine Taschencomputer, sogenannte PDAs - laufend mit neuen Informationen zu versorgen. Gleichzeitig lässt sich zielgenau steuern, welcher Benutzer welche Daten und welche Zugriffsrechte erhält. Ubi-Suite richtet sich damit an drei Zielgruppen in einer Firma, erklärt Manuel Sosna, einer der drei Ubitexx-Gründer:

    "Einerseits den Administrator, der sich mit den mobilen Geräten befassen muss. Dessen Aufwände werden erheblich reduziert. Die zweite Zielgruppe ist der Benutzer. Der Benutzer muss sich technisch um nichts mehr kümmern und die dritte Zielgruppe ist eigentlich der Geschäftsführer oder das Management weil wir mit unserem Compliance-Modell, mit dem Ubi-Control, festlegen können dass Daten nicht frei in der Wildbahn herumlaufen."

    Der Hauptvorteil von Ubi-Suite liegt in der Zeit- und Kostenersparnis: Denn kann eine neue Software per Mobilfunk etwa auf einen Blackberry aufgespielt werden, dann müssen die Benutzer nicht mehr eigens in die Firmenzentrale kommen. Es ist auch möglich, die Einstellungen auf dem Gerät so benutzerfreundlich zu machen wie nur irgendwie möglich, erklärt Ubitexx-Mitgeschäftsführer Markus Mueller.

    "Wir hatten beispielsweise einmal vom Bundespresse- und Informationsamt eine Anfrage, da sollte ein hochrangiger Politiker ausgestattet werden mit einem solchen Gerät, und dann hatten die Angst dass dieser Politiker sich unwohl fühlt auf diesem Gerät, weil er nicht weiß, was kann ich eigentlich hier tun? Was darf ich tun? Was darf ich nicht tun? Mit unserer Software kann alles abgespeckt werden auf dem Gerät, um nur noch die Dinge anzuzeigen, die für den Politiker wichtig waren und das Feedback war toll."

    Die Software lohnt sich für Unternehmen, die mindestens 50 Smartphones oder PDAs im Einsatz haben. Auf rund 6000 Geräten läuft Ubi-Suite bisher. Die Lizenzgebühr richtet sich nach der Anzahl der Geräte, der Laufzeit und danach, ob laufende Aktualisierungen mit gekauft werden. Kernmärkte von Ubitexx sind Deutschland, Österreich und die Schweiz. 2002 gründete Markus Mueller die Firma. Eigentlich ist der heute 35-Jährige studierter Jurist.

    "Ich habe während der Zeit des Studiums für Palm gearbeitet, für die Firma, die damals eigentlich die ersten Taschencomputer erfolgreich auf den Markt gebracht hat, und war für die auch ein halbes Jahr in Amerika. Habe für die hier in Deutschland auch viel gemacht, während des Studiums und habe erkannt, dass da ein Markt kommt, der eigentlich noch nicht wirklich abgedeckt ist."

    Die ersten Jahre seien für ihn und seine zwei Partner mager gewesen, erzählt Mueller. Der Umsatz reichte nicht einmal für die Gehälter. Zunächst hatte Ubitexx auch noch kein eigenes Produkt, sondern half den Unternehmen nur mit Know-how und dem Vertrieb fremder Software.

    "Wir haben begonnen als System- und Beratungshaus, haben uns aber immer schon auf die PDAs, auf diese kleinen Taschencomputer spezialisiert. Damals gab's noch keine Smartphones. Heute ist ja so die Integration von PDA und Telefon. Die Integration dieser beiden Produkte nennt man ja Smartphone. Wir haben damals Firmen beraten, wie man diese Geräte einsetzen kann. Wie man die implementieren kann. Wie man die sicher kann. Wie man die absichern kann gegen Gefahren, und haben dann eigentlich erst 2006 begonnen ein eigenes Produkt zu entwickeln."

    Nach nur einem Jahr Entwicklungszeit war Ubi-Suite marktreif. Damit hatte das Softwarehaus Ubitexx den Wechsel vom Beratungsunternehmen zum Produzenten und Dienstleister vollzogen. Weltweit gäbe es nur wenige Konkurrenten, sagt Markus Mueller. Ubitexx operiere auf einem Nischenmarkt, der allerdings kurz vor dem Durchbruch stehe.

    "Es ist nicht so, dass wir sagen können, wir bauen irgendetwas nach, oder wir machen irgendwas besser, sondern Forschung und Entwicklung machen wir von der Pike auf. Wir entwickeln neue Funktionen, die so noch keiner gemacht hat weltweit, dass heißt, Sie brauchen wirklich Leute, die hochspezialisiert sind in diesem Bereich und die eben viel Erfahrung haben."

    Auf der Suche nach diesen Mitarbeitern wurde Ubitexx in der Ukraine fündig.

    "Es gibt dort eine Universität, die seit über zehn Jahren sich speziell auf dieses Mobile-Thema fokussiert. Das heißt, Sie finden dort Entwickler, die schon zehn Jahre plus Entwicklungserfahrung auf diesen Plattformen haben, die Sie in Deutschland oder in anderen europäischen Ländern gar nicht finden. Also die sind hochgefragt, hochgesucht, und wir haben es geschafft, da drüben ein Team aufzubauen, was momentan 14 Leute umfasst, künftig 20 Leute haben wird."

    Natürlich sind die Lohnkosten in der Ukraine geringer, dafür sind die Abstimmungsprozesse zwischen dem Hauptquartier in München und dem ukrainischen Entwicklungsbüro sehr aufwändig und damit teuer.

    Insgesamt beschäftigt Ubitexx mittlerweile rund 40 Mitarbeiter. Der Umsatz liegt im einstelligen Millionenbereich. Im nächsten Jahr will man dieses Ergebnis durch den Einstieg in den US-Markt verdoppeln.

    "Ich glaube, wir sind inzwischen eine sehr stabile Company, haben ein gutes Produkt, haben die ersten auch wichtigen, großen Kunden gewonnen in Deutschland. Jetzt geht's darum das Ganze auf die nächst höhere Ebene zu heben, nämlich nach Amerika . Das ist so der Markt, wenn Sie dort bestehen, dann sind sie wer. Das ist quasi so ein bisschen ein Testschuss, zu schauen, können wir die Kunden dort so überzeugen, wie wir das in Deutschland geschafft haben."