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Software-Updates für Diesel
"Fast keine Reinigungswirkung"

Software-Updates für Dieselfahrzeuge sind Messungen der Deutschen Umwelthilfe zufolge weitgehend unwirksam. Der Verein fordert daher Hardwareupdates und die Reparatur der Fahrzeuge auf Kosten der Hersteller - im Rahmen einer breit angelegten Rückrufaktion, wie Geschäftsführer Jürgen Resch erklärte.

Von Sebastian Engelbrecht | 22.02.2019
Der Bundesgeschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe (DUH), Jürgen Resch, spricht am 11.01.2018 in Stuttgart (Baden-Württemberg) während einer Pressekonferenz.
Der Bundesgeschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe (DUH), Jürgen Resch (picture alliance / dpa / Marijan Murat)
Software-Updates für Dieselfahrzeuge sind Messungen der Deutschen Umwelthilfe zufolge weitgehend unwirksam. Der Verein fordert daher Hardwareupdates und die Reparatur der Fahrzeuge auf Kosten der Hersteller - im Rahmen einer breit angelegten Rückrufaktion.
Die Deutsche Umwelthilfe hat ein eigenes Emissionskontrollinstitut. Zwischen Oktober und Februar vergangenen Jahres hat sie Abgasuntersuchungen von drei Dieselautos der Schadstoffklassen Euro fünf und Euro sechs gemacht - auf der Straße, nicht vom Labor. Ergebnis: Die vom Bundesverkehrsministerium angeordneten Software-Updates für Dieselfahrzeuge sind weitgehend unwirksam. Dabei geht es vor allem um die Stickoxide.
"Keine oder fast keine Reinigungswirkung"
Der Geschäftsführer der Umwelthilfe, Jürgen Resch, erklärte zu den Messergebnissen:
"Das Ergebnis ist wirklich erschreckend. Wir haben keine oder fast keine Reinigungswirkung. Ein Audi A4 hatte vor dem Update eine Überschreitung von über 600 Prozent und danach fast als Punktlandung den gleichen Wert. Das ist auch der Grund dafür, warum wir in vielen Städten keine Verbesserung, zum Teil sogar eine Verschlechterung der Abgas- und Luftqualitätswerte haben."
Kurzum: Ob Sommer, ob Winter, die gemessenen Werte liegen nach dem Softwareupdate immer noch deutlich über den Grenzwerten. Dabei ist ein relativ sauberer Diesel möglich, sagt auch Resch. Die Umwelthilfe hat zwei Euro-6-Diesel untersucht, die die Grenzwerte von 80 Milligramm Stickoxiden um mehr als die Hälfte unterschreiten. Diese Messungen sind bei Fahrzeugen vorgenommen worden, die in die USA exportiert werden.
"Es ist technisch möglich", so Resch, "es wird auch bei einzelnen Fahrzeugen gemacht und zwar bei denen, die in die USA exportiert werden. Es geht um wenige 100 Euro bei Neufahrzeugen, die eine gut funktionierende Abgasreinigung mehr kostet."
Umwelthilfe fordert Rückrufaktion
Die Umwelthilfe fordert, dass elf Millionen Diesel der Abgasstufen fünf und sechs zurückgerufen werden. Gemeint sind die Wagen, die die Grenzwerte der Stickoxide um das Fünf- bis Sechsfache überschreiten.
Resch geißelt die Politik der Luftreinhaltung der Bundesregierung:
"Das ist Luftreinhaltepolitik absurd. Deswegen fordert die Umwelthilfe Hardware-Updates und die Reparatur der Fahrzeuge auf Kosten der Hersteller, indem eine funktionierende Abgasanlage in die Autos eingebaut wird. Und zwar im Rahmen eines amtlichen Rückrufes, so wie es üblich ist, wenn ein Sensor für den Airbag oder eine Befestigung für einen Sicherheitsgurt defekt ist. Dann gibt es überhaupt keinen Zweifel, dass es eine amtlich angeordnete Reparatur gibt. Und das muss eben bei der Abgasreinigung genauso erfolgen."
Resch und die Umwelthilfe sagen, sie wollen den Dieselfahrern helfen. Er ist der Überzeugung, dass diese Dieselfahrer den Fahrverboten entgehen können, wenn die Hardware der Autos von der Audoindustrie nachgerüstet wird.
Der ADAC hat nach eigenen Angaben ebenfalls Messungen bei einem BMW vorgenommen. Da seien nach dem Software-Update die Stickoxidwerte deutlich geringer gewesen als zuvor.