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Forderungen aus Union und FDP
Sozialverbände und Grüne wenden sich gegen Verzicht auf Bürgergeld-Erhöhung

Sozialverbände und Grüne wenden sich gegen Forderungen aus Union und FDP, die beschlossene Anhebung des Bürgergelds zum 1. Januar zu stoppen. Der Grünen-Politiker Kindler sagte im DLF, gerade Menschen mit extrem wenig Geld litten unter den Preissteigerungen bei Lebensmitteln.

    Im Jobcenter Berlin Treptow-Köpenick hält ein Mann einen Antrag auf Bürgergeld in der Hand.
    Die Erhöhung des Bürgergelds zum 1. Januar 2024 ist beschlossene Sache. Doch auch der Koalitionspartner FDP stellt sie wegen der Haushaltskrise in Frage. (picture alliance / dpa / Jens Kalaene)
    Unionsfraktionschef Merz hatte gestern im ARD-Fernsehen betont, rechtlich sei das möglich. Die Ampel-Koalition habe noch vier Wochen Zeit, die Bürgergeld-Erhöhung zurückzunehmen. Es sei nötig, stärker zwischen beitragsfinanzierten Lohnersatzleistungen und steuerfinanzierten Sozialleistungen zu differenzieren, sagte Merz. Ähnlich hatte sich CSU-Chef Söder geäußert.
    Auch die FDP, die an der Regierung beteiligt ist, plädiert dafür, die Bürgergeld-Erhöhung zum 1. Januar 2024 zu stoppen. Dem widersprach der Grünen-Politiker Kindler im Deutschlandfunk. Kindler sagte, vielmehr müsse auch der Mindestlohn angehoben werden, um die Binnenkonjunktur beleben.

    Rund zwölf Prozent mehr ab Januar 2024

    Die mehr als fünf Millionen Bürgergeld-Empfänger sollen im Schnitt rund zwölf Prozent mehr Geld bekommen. Anders als bei früheren Anpassungen wurde die monatelang stark erhöhte Inflation bei der Berechnung für 2024 stärker berücksichtigt als zuvor. Das Bürgergeld hatte zum Jahresanfang 2023 die Hartz-IV-Leistungen abgelöst.

    Sozialverbände warnen vor Einschnitten

    Die Präsidentin des Sozialverbands VdK, Bentele, warnte davor, die beschlossene Erhöhung des Bürgergelds zurückzunehmen. Sie sagte den Zeitungen der Funke-Mediengruppe, das Bürgergeld sei keine soziale Hängematte - genauso wenig, wie die rückwirkende sowie überfällige Erhöhung ein Faulheits-Bonus sei. Die Lebensmittelpreise blieben weiterhin hoch, auch wenn die Inflation etwas zurückgehe.
    Die Präsidentin des Deutschen Caritas-Verbandes, Welskop-Deffaa, sagte dem Redaktionsnetzwerk Deutschland, es wäre fatal, nach dem Haushalts-Urteil des Bundesverfassungsgerichts hauptsächlich bei sozialen Ausgaben zu sparen.

    CDA widerspricht Merz und Söder

    Auch in der CDU gibt es Stimmen, die an der Anhebung des Bürgergelds festhalten wollen. Der Vorsitzende der Chistlich-Demokratischen Arbeitnehmerschaft (CDA), Laumann, sagte dem Redaktionsnetzwerk Deutschland, eine Anpassung der Regelsätze sei dringend notwendig. Laumann bezeichnete es als falsch, in der aktuellen Haushaltslage nur die Sozialleistungen zu kritisieren. Niemand dürfe denken, die CDU stehe nicht an der Seite der kleinen Leute.
    Das Interview mit Sven-Christian Kindler (Grüne) können Sie hier nachlesen.
    Diese Nachricht wurde am 04.12.2023 im Programm Deutschlandfunk gesendet.