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Spiritual Consulting

Manager haben es schwer. Stark und mutig sollen sie auftreten, stets souverän erscheinen und alles im Griff haben. Wie es um ihr Seelenleben bestellt ist, erfährt vielleicht der Ehepartner, und manchmal nicht mal der. Ein Grund mehr, ein spezielles Seelsorgeangebot nur für Manager zu entwickeln.

    Es fing an mit einem Gespräch im Arbeitskreis Evangelischer Unternehmer, Ortsgruppe Osnabrück.

    Hier haben sich in den letzten Jahren Firmen befunden, die in sehr große Probleme geraten sind, und ein aktueller Anlass hat uns dort die Gelegenheit gegeben, über das Problem zu diskutieren, wie weit Unternehmer, die sich verantwortlich fühlen für ihre Mitarbeiter, Hilfe auch von Seiten der Kirche bekommen.

    Der "aktuelle Anlass", den der Unternehmer Jost Fründt andeutet, war der Selbstmord eines Kollegen, mitten im Insolvenzverfahren. Für Pastor Ralf Reuter, der seit vielen Jahren mit Führungskräften zusammenarbeitet, ist der Fall tragisch – aber nicht überraschend.

    Wir werden in diesem Jahr etwa 40.000 Insolvenzen haben in der Bundesrepublik, und das bedeutet auch einen wahnsinnigen Leidensdruck für diese Berufsgruppe, die ja eigentlich eine sehr gute Arbeit machen möchte, und die merkt, dass sie trotzdem Mitarbeiter entlassen müssen, und das fällt ihnen sehr, sehr schwer.

    In solchen Situationen werden selbst redegewandte Alles-Erklärer zuweilen sprach- und hilflos, sagt Jost Fründt.

    Also es ist äußerst selten, dass sich Unternehmer untereinander soweit aussprechen, dass Probleme, die sie selber persönlich betreffen auch zur Sprache kommen, und deswegen wird sicherlich nicht jeder Unternehmer sich einfach an die Öffentlichkeit wenden, sondern das nur im ganz, ganz kleinen, privaten Kreis tun.

    Für sie ist "Spiritual Consulting" gedacht – eine Art geistliche Beratung. Das Angebot der beiden Pastoren Ralf Reuter und Per-Detlev Schladebusch enthält mehrere Komponenten. Auf ihrer Homepage www.spiritual-consulting.de bieten sie unverbindliche Informationen und Meditationen nach Managerart. Dort finden Interessenten auch die E-Mail-Adressen der beiden Seelsorger. Dreimal täglich schauen die Pastoren in den virtuellen Kummerkasten und beantworten die Post - kostenlos.

    Darüber hinaus ist die Möglichkeit, telefonisch Kontakt aufzunehmen, und wer es möchte, auch eine Begleitung auf Zeit, dass man vielleicht verabredet, sich einmal die Woche für anderthalb Stunden zu treffen. Wir machen keine psychologische Beratung, sondern es ist einfach eine geistliche Begleitung.

    Zusätzlich bieten die beiden Seelsorger Seminare in Klöstern an. Dort können die Manager Abstand zum Alltag gewinnen, spirituell auftanken und an ihrer Persönlichkeit arbeiten.

    Uns ist wichtig, die Annahme nach dem christlichen Menschenbild, und das andere ist für Menschen, die Schwierigkeiten haben im aktiven Gestalten ihres Lebens aber auch ihres Arbeitens, dass sie dort die Kraft finden, wieder ein Stück Sinn ihres Lebens und Arbeitens zu sehen.

    Die Klosterseminare und die intensive, geistliche Begleitung gibt’s nicht umsonst. Über die Preisgestaltung allerdings decken die Theologen bislang den Mantel des Schweigens. Noch ist völlig offen, wie viele Unternehmer sich von dem Angebot überhaupt ansprechen lassen. Der Firmeninhaber und Mitinitiator von "Spiritual Consulting", Jost Fründt, erinnert sich an eine Situation, in der er selbst einen Seelsorger gut hätte brauchen können.

    Das ist schon also schon Jahre her, da hätte ich vielleicht eine Aussprache begrüßt in der Richtung, aber auf die Idee, zur Kirche zu gehen, bin ich noch nicht gekommen, das muss ich ehrlich sagen.

    Kein Wunder, denn weite Kreise der evangelischen Kirche taten sich lange Zeit schwer mit den Unternehmern. Galten sie doch als böse Buben, Profithaie und Arbeitsplatzvernichter. Der Kirchliche Dienst in der Arbeitswelt stritt früher in erster Linie für die Rechte der Arbeitnehmer. Heute hat er aber auch ein offenes Ohr für Führungskräfte. Ihren Grundkonflikt zwischen der Verantwortung als Unternehmer und der Verantwortung als Christ können sie aber nicht lösen, räumt Reuter ein.

    Wenn sie in einem Umfeld leben, wirtschaftlichem Umfeld, eine Konkurrenzsituation vielleicht haben, wo Ihr Mitanbieter nicht seriös arbeitet, Sie aber gewisse ethische Wertmaßstäbe haben, und merken, dass Sie da ins Hintertreffen geraten, allein, was Sie da an Ertrag einfahren - das ist schon ein echter Konflikt. Andersrum muss man sagen, man muss nicht ein Geschäft mit jedem machen.

    Ein Beitrag von Katja Jacob

    Einer der bei den Seelsorgern Rat gesucht hat ist Heinrich-Hermann Frömbling, Inhaber der Drogeriemarktkette "Ihr Platz", ein Familienunternehmen. Er selbst muss in diesen Tagen ein Lager schließen und 100 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen entlassen. In Campus & Karriere berichtet Frömbling, wie ihm in dieser Situation zu Mute ist.

    Interview als Real-Audio