Mittwoch, 24. April 2024

Archiv

Bundestags-Sportausschuss
Wirbel um Frank Ullrich vorerst beigelegt

Der ehemalige Biathlet Frank Ullrich (SPD) verzichtet auf den Posten im Aufsichtsrat der Nationalen Anti-Doping-Agentur NADA. Das gab er in einer Sportausschusssitzung offiziell bekannt. Ullrich wird vorgeworfen, er sei mehr in das Dopingsystem der DDR verstrickt gewesen als er bisher zugab.

Von Wolf-Sören Treusch | 27.04.2022
    Der SPD-Poltiker und Biathlon-Olympiasieger Frank Ullrich steht in einem Stadion.
    Biathlon-Olympiasieger und SPD-Bundestagsabgeordneter Frank Ullrich (dpa-Zentralbild)
    Nun ist es amtlich. Frank Ullrich hat sein Amt bei der Nationalen Anti-Doping-Agentur zurückgegeben. Der Vorsitzende des Sportausschusses ist mit diesem Schritt der Unionsfraktion zuvorgekommen, die für die Sitzung in dieser Woche seine Abberufung aus dem NADA-Aufsichtsrat beantragt hatte. Fritz Güntzler, CDU-Obmann im Sportausschuss, zeigt sich zufrieden mit Ullrichs Entscheidung.
    "Wichtig war uns als Union, dass diese Funktion im Aufsichtsrat der NADA mit jemandem besetzt wird, wo es keinerlei Zweifel geben kann. Und das Ziel ist ja erreicht."
    Zuletzt waren die Vorwürfe gegen den ehemaligen Biathleten wegen seiner ungeklärten Doping-Vergangenheit immer lauter geworden. Frank Ullrich bestreitet weiterhin rigoros, in seiner Zeit als Leistungssportler in der DDR wissentlich mit Doping in Kontakt gekommen zu sein.

    SPD-Abgeordnete Sabine Poschmann übernimmt

    Mit seiner Entscheidung, auf den Posten im NADA-Aufsichtsrat zu verzichten, ist die Diskussion um Ullrichs Doping-Vergangenheit jedoch nicht beendet, bestätigt seine Fraktionskollegin Sabine Poschmann, sportpolitische Sprecherin der SPD und nun an seiner Stelle im Aufsichtsrat der NADA.
    "Frank Ullrich hat erklärt, dass er jetzt auch an der Aufklärung mitwirkt, und das begrüße ich natürlich, räume ihm aber auch die Zeit ein, das wird mehrere Wochen auch dauern vielleicht, und alles Weitere müssen wir, glaube ich – in der Ruhe liegt die Kraft – erstmal abwarten."

    Ullrich will selbst bei Aufklärung mitwirken

    Dem Deutschlandfunk teilte Frank Ullrich in einer schriftlichen Erklärung mit, den Vorschlag der SED-Opferbeauftragten der Bundesregierung, Evelyn Zupke, aufzugreifen. Heißt: bei der Aufklärung „in Form eines unabhängigen Gutachters mitzuwirken“. Davon hänge auch ab, so Fritz Güntzler von der CDU, ob er Vorsitzender des Sportausschusses bleiben könne.
    "Auch für Frank Ullrich wie für alle anderen gilt die Unschuldsvermutung, ich habe keine Beweise für irgendwelche Doping-Vergehen vorliegen, er hat das ja ausdrücklich nochmal öffentlich erklärt, dass er mit Doping nie was zu tun hatte, weder als aktiver Sportler noch als Trainer, und solange das Gegenteil nicht bewiesen ist, kann er den Sportausschuss meines Erachtens leiten. Aber wenn jetzt das Gegenteil irgendwann herauskommen sollte, hat er eine Schwierigkeit."
    Frank Ullrich sieht sich zu Unrecht verdächtigt. Dennoch steht er weiter unter Druck. Ob er den Vorsitz im Sportausschuss behalten wird, werden die kommenden Wochen zeigen.