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Sport im britischen TV
Fußball dominiert nicht alles

Rugby, Cricket, Leichtathletik, Pferderennen: Anders als im deutschen Fernsehen dominiert Fußball in Großbritannien nicht alles. Die Auswahl im Fernsehen ist riesengroß. Aber der Erfolg hat seine Kehrseite: Die Pay-TV-Sender sichern sich die Übertragungsrechte - und dann sinken die Einschaltquoten deutlich.

Von Friedbert Meurer |
    Rugby-Match England gegen Australien
    Rugby-Match England gegen Australien (dpa/picture alliance/ Will Oliver)
    Samstagabend, 22.20 Uhr, Zeit für "Match of the Day" auf BBC One. Die traditionsreiche Sendung zeigt Zusammenfassungen aller Premier League-Spiele des Tages. Gary Lineker ist der Top-Moderator der Sendung. Einst hatte "Match of the Day" eine Einschaltquote von 12 Millionen Zuschauern, jetzt sind es nur noch vier Millionen.
    Die Pay-TV-Sender Sky und BT-Sports haben bereits am Nachmittag live übertragen. Aber ein anderer Grund ist auch: Fußball dominiert nicht alles im britischen Fernsehen. Rugby ist extrem beliebt, die Zeitungen berichten intensiv. BBC und ITV, ebenfalls ein öffentlicher Fernsehsender, übertragen live die Länderspiele der Six Nations. Kricket steht ebenfalls hoch im Kurs, der Privatsender Channel 5 hat den Sport gerade teilweise ins Free TV zurückgeholt. Tennis, Golf, Boxen, die Snooker-WM, Rudern, Leichtathletik – die Auswahl ist nahezu täglich groß im britischen Fernsehen.
    "Es hängt vom Erfolg der Sportler ab"
    4,7 Millionen Fernsehzuschauer sahen zuletzt live den Sieg von "One for Arthur" beim Grand National von Aintree, übertragen im frei empfangbaren Fernsehen von Channel 4. Warum werden so viele verschiedene Sportarten im britischen Fernsehen live übertragen? Robert Blair, der jahrzehntelang für den "Daily Mirror" als Sportjournalist gearbeitet hat, gibt eine einfache Antwort.
    "Es hängt vom Erfolg der Sportler ab. Als England 2003 die Rugby-WM gewann, war die Zahl der Fernsehzuschauer unglaublich hoch. Oder beim Kricket, wenn wir gewinnen. Es geht um Erfolg und um das Siegen. Niemand will Verlierer sehen."
    England ist eine erfolgreiche Sportnation, erst recht seit den Olympischen Spielen 2012. Leichtathletik, Rudern, Radfahren – die Vielfalt der Sportarten im britischen Fernsehen habe gegenüber früher noch zugenommen, meint Robert Blair.
    Sportarten wandern ins Pay-TV ab
    Aber das hat eine Kehrseite: viele Sportarten wandern ins Pay-TV ab. Und dann sinken die Einschaltquoten dramatisch. Ein Kricket-Länderspiel erreichte bei der BBC früher drei bis vier Millionen Zuschauer, bei Sky ein Zehntel davon. Die Ashes sahen bei Channel 4 vor zehn Jahren acht Millionen, bei Sky Sports letztes Jahr nur 470.000.
    "Das hat einen Schneeball-Effekt. Wenn die Jugendlichen nicht mehr ihre Helden sehen können, dann werden sie nicht mehr inspiriert, ihnen nachzueifern. Denn sie können sie ja nicht mehr sehen."