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Sportausschuss
Seehofer schüttet sein Füllhorn aus

Feierstimmung im Sportausschuss des Bundestags: Bundesinnenminister Horst Seehofer bedenkt den deutschen Spitzensport mit deutlich mehr Geld. Mit den Millionen sollen die Athleten direkt gefördert werden. Die Sporthilfe spricht von einem "epochalen Schritt".

Von Robert Kempe | 15.05.2019
Blick von der Tribüne auf Frenzel mit der Fahne und einen Teil der deutschen Mannschaft. Daneben eine Reihe tanzender Frauen.
Die deutsche Olympia-Mannschaf läuft bei der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele 2018 ins Stadion ein (Daniel Karmann / dpa)
Es war Feierstimmung im Sportausschuss des Bundestags. Bundesinnenminister Horst Seehofer, in dessen Ressort der Sport zwar fällt, aber der sich dazu nur dosiert äußert, hatte etwas zu verkünden.
"Ich kann nur sagen, dass heute, glaube ich, ein guter Tag ist für den deutschen Spitzensport. Wir haben Spitzenwerte jetzt im Haushalt für den Sport. Im nächsten Jahr werden es 245 Millionen sein."
245 Millionen Euro Steuergeld - trotz ausgebremster Spitzensportreform. Vom anfänglichen Vorhaben, zuerst die Reform umzusetzen und dann mehr Geld in den Sport zu investieren, ist das Ministerium unter Seehofer schon seit Amtsantritt abgerückt.
Das Foto zeigt Bundesinnenminister Horst Seehofer vor der Bundespressekonferenz.
Bundesinnenminister Horst Seehofer ist auch für den Sport zuständig. (dpa-Bildfunk / Wolfgang Kumm)
"Ich habe mit etwa 160 Millionen begonnen und wir sind jetzt bei 245 Millionen. Das finde ich ist ein Paradigmenwechsel. Normalerweise sitzt man beim Finanzminister unter Androhung von Zwang, um etwas zu bekommen zusätzlich zu bekommen. Aber er hat es sofort akzeptiert, dass das alles große wichtige Dinge für unser Land sind. Die Sportbewegung."
Sportler im Perspektivkader sollen profitieren
In diesem Jahr stellt der Bund sieben Millionen Euro an direkter Athletenförderung zur Verfügung. Von dem Geld sollen Sportler im Perspektivkader profitieren. Ausgeschüttet wird das Geld über die Stiftung Deutsche Sporthilfe.
Die Sporthilfe geht von rund 830 Athleten aus. Die sollen monatlich 700 Euro erhalten. Die durch die Steuermittel freigeworden Zuwendungen aus der Wirtschaft, will die Sporthilfe für eine Erhöhung der Grundförderung der Olympiakader verwenden, sagt der Vorstandsvorsitzende Michael Ilgner.
"Es ist ein epochaler Schritt für die Athletenförderung, nicht nur für die Sporthilfe sondern insgesamt in Deutschland, die wir jetzt hier vornehmen werden können. Wir werden in Zukunft die Athleten, die noch nicht durch Förderprogramme des Bundes: Bundeswehr oder Bundespolizei oder der öffentlichen Hand gefördert werden, wo wir in der Vergangenheit eine Art von Gerechtigkeitslücke gesehen haben, direkt mit diesem Geld unterstützen können."

Kritik an fehlender Transparenz
Michael Ilgner, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Sporthilfe.
Michael Ilgner, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Sporthilfe. (dpa/picture alliace/ Soeren Stache)
Kritik gibt es von der Linken. Deren sportpolitischer Sprecher André Hahn beklagt fehlende Transparenz, wenn die Athletenförderung des Bundes durch die Sporthilfe vorgenommen wird.
"Das ist eine privatrechtliche Institution, die sich weitgehend parlamentarischer Kontrolle entzieht. Wir wollen eine verlässliche Förderung und eine durchschaubare Förderung. Und wenn wir parlamentarisch keine Möglichkeit haben, Details zu hinterfragen, dann ist sie nicht mehr durchschaubar. Ich finde es nicht richtig, dass der Sportausschuss beziehungsweise der Haushaltsausschuss eine Summe bereitstellt und am Ende aber über die Verwendung der Mittel keinerlei Kontrollmöglichkeiten mehr hat."
Ab dem 1. Juli dieses Jahres, so der Plan, soll das neue Förderkonzept umgesetzt werden.