Dienstag, 07. Mai 2024

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Sportökonom Jens Flatau
Städte werden attraktiver durch Sportangebote

Ob der Stadtverein, ein gutes Radnetz oder viele Breitensportangebote - der Sport sollte in der Stadtpolitik mitgedacht werden. Er werde ein immer wichtigerer Lebensinhalt für die Menschen, sagt Sportökonom Jens Flatau im Deutschlandfunk.

Jens Flatau im Gespräch mit Matthias Friebe | 26.05.2022
In der Karlsruher Innenstadt fährt ein Radfahrer auf einem Fahrradstreifen.
Karlsruhe hat es geschafft: Immer mehr Menschen sind auf das Rad umgestiegen. (picture alliance / dpa / Uli Deck)
Jens Flatau ist Sportökonom an der Universität Kiel. Er beobachtet, dass der Sport für die Menschen ein immer wichtigerer Faktor wird: „Entsprechend müssen die Städte auch die Grundlage dafür schaffen, dass dem Sport als wichtiger Lebensinhalt nachgegangen werden kann.“
Ob das in Kiel ein gut ausgebautes Radwegenetz ist oder in Frankfurt Sportstätten in die Planung von Neubaugebiete integriert werden. Aber auch der Spitzensport habe gesellschaftlichen Einfluss.
„Der Sport hat ein uneingeschränkt positives Image“, betont Flatau. Und das über Grenzen hinweg. Auch Migrant*innen verfolgten Sport in ihren Herkunftsländern und so habe der Spitzensport auch eine integrative Wirkung: „Ein Identifikationseffekt, der sich durch einen Verein einstellt.“

Sport steigert die Lebensqualität

Neben der Identifikation mit Spitzensportvereinen wird auch der Breitensport immer beliebter in der Bevölkerung, sagt Flatau im Dlf. Es setze sich die Erkenntnis durch, „dass Sport die Lebensqualität erhöht.“ Sport bewirke, dass sich das Wohlbefinden der Menschen steigert und zwar direkt:
„Der Sport hat eine unmittelbare Wirkung und das ist den Menschen unmittelbar wichtig. Insofern müssen das die Städte den Bürgern auch bieten, um die Stadt attraktiv für ihre Einwohner zu machen.“
Schließlich profitiere die Stadt auch von sporttreibenden Einwohner*innen, da damit auch ein gewisses Bildungsniveau und Einkommen einhergeht.

Olympia-Bewerbung sollte gut überdacht werden

Kein Einkommen, sondern ein Minusgeschäft, ist in den Augen von Flatau hingegen die Austragung Olympischer Spiele für die Gastgeberstädte. Man müsse nicht nur die Wünsche des IOC erfüllen, sondern steht auch in Konkurrenz zu totalitären Staaten, die die Austragung der Spiele rücksichtsloser umsetzen. Anstatt den ursprünglichen Olympischen Gedanken zu verfolgen, gehe es heute bei den Spielen ums Geschäft:
„Letztendlich steht diese Kommerzialisierung und das Geldverdienen mit den Olympischen Spielen im Vordergrund und darunter leiden die Ausrichterstätte, die verdienen nicht das große Geld damit."
Flatau plädiert dafür, dass man zwischen dem sicherlich hohen Ausgaben und den immateriellen Werten der Austragung gut abwägen sollte.