Die Landesssportbünde hängen am Tropf der Lotteriegesellschaften. Und auf Grund der unklaren Rechtslage in Sachen Glücksspiel und den daraus resultierenden sinkenden Einnahmen herrscht Existenzangst. Denn in der Vergangenheit wurden die Budgets der Landessportbünde zum großen Teil aus einer Umsatzbeteiligung bei Lotto und Sportwetten finanziert. Die jährlichen Zuwendungen an den Sport waren schon von einer halben Milliarde Euro auf 400 Millionen gesunken. Nach Aussage von Saartoto-Geschäftsführer Michael Burkert, derzeit Vorsitzender des Deutschen Lotto- und Totoblocks, sind die Einnahmen 2013 wieder angestiegen, dem Sport sollen 440 Millionen Euro zugeflossen sein. Da fehlen aber noch die möglichen Einnahmen aus dem Sportwettenbereich, der immer noch nicht geregelt ist. Michael Vesper, Generaldirektor des Deutschen Olympischen Sportbundes, fordert eine Beteiligung des Sports an den fiskalischen Einnahmen.
"Einen angemessenen Anteil beziffern wir auf ein Drittel der Einnahmen. Das sind bei 160 Millionen Einnahmen, sind das mindestens 50 Millionen, die an den organisierten Sport fließen würden."
Vesper bezieht sich auf das Jahr 2012. Tendenz steigend, meint der CDU-Politiker Hans-Jörn Arp, einer der Initiatoren des Schleswig-holsteinischen Glücksspielgesetzes. Alleine für Sportwetten wurden im hohen Norden 26 Lizenzen vergeben.
"Die zahlen jetzt auch ihre Abgaben. Im letzten Jahr hat der Bund alleine aus dem Bereich Sportwetten 186 Millionen Einnahmen gehabt, mehr als Oddset an Umsatz hat."
Der Staat profitiert nicht nur davon, er reguliert auch: Die SPD-Regierung hat dieses Gesetz zwar wieder kassiert und sich dem Glücksspiel-Staatsvertrag der anderen 15 Bundesländer angeschlossen. Trotzdem ist Arp überzeugt, dass sich das Modell aus Schleswig-Holstein letztendlich durchsetzen wird.
"Ich glaube am Ende ist es so, dass die Ministerpräsidenten einen neuen Anlauf machen müssen. Und wenn sie gut beraten sind, übernehmen sie den Entwurf aus Schleswig Holstein. Der ist von der Kommission genehmigt, er ist mit europäischem Recht vereinbar. Von daher wäre es der klügste Weg."
Dagegen favorisiert Saartoto-Chef Burkert den bisherigen Staatsvertrag, fordert aber auch eine schnelle Vergabe der Lizenzen:
"Und es ist natürlich das Ärgerliche, das sich viele an dieses Konzessionsverfahren halten, andere aber nicht. Das kann nur beendet werden, in dem wir jetzt zu möglichst schnellen Konzessionen kommen."
Jetzt sind die Politiker gefordert, sich auf eine schnelle Lösung zu einigen. Denn der deutsche Sport wartet auf eine solide Basis für seine Finanzierung. Auf eine Lizenz wartet auch die Deutsche Sportlotterie DSL. Auch hier gibt es Kämpfe zwischen organisiertem Sport und Lotteriegesellschaften auf der einen und den DSL-Gesellschaftern um die Initiatoren Diskuswerfer Robert Harting und Unternehmer Gerald Wagener auf der anderen Seite. Ziel der Sportlotterie ist die finanzielle Unterstützung des Spitzensports und der Nationalen Anti-Doping-Agentur. Im Zentrum dieses Streits steht die Glücksspirale: Die Lottogesellschaften fürchten um "ihre" Sportlotterie, mit der sie den Spitzensport unterstützen. Michael Burkert:
"Wir sehen, dass natürlich mit einem neuen Produkt die Fragestellung einer Konkurrenz zur Glücksspirale, was ja die ureigenste Sportlotterie des Deutschen Lotto- und Totoblocks ist, besteht. Dass es da auch zu Kannibalisierungstendenzen kommen kann."
Nur Lotto Hessen schert aus und beteiligt sich an der Deutschen Sportlotterie. Chefjustiziar Gerd Jäger im WDR-Magazin "sport inside":
"Wir haben ein eigenes ureigenes Interesse, die Glücksspirale nicht zu beschädigen, weil sie unser ureigenes Produkt ist. Wir haben Studien durchgeführt, die wir auch dem Erlaubnisantrag beigefügt haben, die ganz klar belegen, das genau diese Gefahr sich nicht realisieren wird."
Von Seiten des Sports schert die Deutsche Sporthilfe, bisher alleine für die Förderung des Spitzensports zuständig, aus. Deren Chef Michael Illgner wird jetzt Vorsitzender der Gesellschafter-Versammlung bei der Sportlotterie.
"Wir haben uns davon überzeugen lassen, dass die Kannibalisierungsgefahren aus unserer Sicht nicht vorhanden sind und deshalb halten wir das für einen sinnvollen Weg neue Quellen zu erschließen."
Die Front des organisierten Sports scheint aber weiter zu bröckeln. Denn dem Beispiel der Sporthilfe könnte bald der DOSB folgen, wie Generaldirektor Michael Vesper dem Deutschlandfunk sagte:
"Wir hatten in der vergangenen Woche ein Spitzengespräch mit der Sporthilfe und der Sportlotterie und haben dort in einer sehr offenen Atmosphäre das Konzept diskutiert. Und das ist eine sehr gute Basis für Folgegespräche, die wir zeitnah führen werden."
Wichtigste Voraussetzung für eine Kooperation wäre für Vesper aber die Erteilung der Lizenz.