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Sportpolitik
Der Strippenzieher im Weltsport: Ahmad Al-Fahad Al-Sabah

Scheich Ahmad Al-Sabah kontrolliert viele Wählerstimmen in der Welt des Sports. Überraschend offen gab er 2013 seine Unterstützung für Thomas Bach bei der IOC-Präsidentschaftswahl bekannt. Auch bei der des neuen FIFA-Chefs wird er ein gehöriges Wort mitreden, in seinem Heimatland bekommt er hingegen Gegenwind.

Von Robert Kempe | 02.01.2016
    Scheich Ahmad Al-Fahad Al-Sabah
    Scheich Ahmad Al-Fahad Al-Sabah (picture alliance / dpa / Walter Bieri)
    Strippenzieher, Königsmacher - das sind die gängigen Zuschreibungen für den kuwaitischen Scheich Ahmed Al-Sabah. Der 52-Jährige sitzt an entscheidenden Machtpositionen des Weltsports. 1992 wurde er IOC-Mitglied, seit 25 Jahren ist er Präsident des Olympic Council of Asia (OCA), der Vereinigung aller asiatischen Olympischen Komitees. Zudem ist er Chef der ANOC, der Zusammenschluss aller 206 Nationalen Olympischen Komitees weltweit, außerdem steht er der Olympischen Solidarität vor und verwaltet die millionenschweren Geldtöpfe des IOC - gut 500 Millionen Dollar werden dort an die Nationalen Olympischen Komitees weltweit verteilt. Seit Mai letzten Jahres sitzt der umtriebige Scheich auch im Vorstand der FIFA. Al-Sabah - ein millionenschwerer Multi-Funktionär.
    Und seine Spezialität sind Wahlen im Sport. Präsidentenwahlen oder die Wahlen von Ausrichterstädten: Der Scheich ist immer mittendrin. Ist umgeben von Funktionären und Beratern. Ein Mehrheiten-Beschaffer und Netzwerker. Man will ihn auf seiner Seite haben. Denn bei wichtigen Abstimmungen siegen immer seine Favoriten. Zum Beispiel: Tokio für die Olympischen Spiele 2020.
    Stimmenzahl korrekt vorhergesagt
    Die Stimmenzahl etwa bei der Wahl der Jugendspiele 2018, die in Buenos Aires stattfinden werden, kannte Al-Sabah schon, bevor überhaupt gewählt wurde. Er hatte die Stimmen auf einem Blatt Papier vorhergesagt.
    Seine Macht demonstriert er gerne öffentlich. Auch bei der Wahl zum IOC-Präsidenten 2013. Damals hievte er Thomas Bach auf den Thron. Bereits ein halbes Jahr vor der Abstimmung gab er dem WDR ein offenherziges Interview, gab entgegen der IOC-Regeln zu, für Bach zu stimmen, und alles zu tun, damit er gewinne.
    "Dr. Bach ist auf diese Position seit Samaranch vorbereitet worden. Er ist ein guter Kollege, ein großer NOK-Vorsitzender, ein olympischer Champion. Und jetzt ist er bereit. Die Leute akzeptieren ihn. Er wird dem IOC helfen, und das IOC wird sich unter ihm weiterentwickeln, wenn er Präsident wird."
    "Was heißt das konkret?"
    "I do all things, we can help him"
    Al-Sabah spricht auch über den Grund seiner Unterstützung.
    "Es gibt eine Verabredung mit Dr. Bach und er muss auch die Maßgabe erfüllen. Wir werden an unserer Vision, unserem Fahrplan festhalten und wir haben eine Verabredung, seit zwölf Jahren. Schon seit der Wahl von Jacques Rogge. Und wir werden diese Verabredung erfüllen und hoffen, dass die anderen das verstehen. Das ist meine persönliche Meinung und ich habe sie bereits allen mitgeteilt. Ich denke die Leute kennen meine Position bei dieser Wahl."
    Zahlreiche Marionetten
    Eine Verabredung. Worin die besteht, wurde bisher nicht aufgelöst. Doch sie zeigt, wie das Geschachere um Stimmen und Posten in der olympischen Welt funktioniert. Al-Sabah ist ein aggressiver Stimmendealer und sichert so seinen weitreichenden Einfluss. Einige seiner Marionetten wie den skandalumtoste Ägypter Hassan Mustafa, Präsident des Internationalen Handballverbandes, half er auf den Chefsessel. Ebenso unterstützte er die Wahl des Italieners Francesco Ricci Bitti als Chef der Vereinigung der olympischen Sommersportverbände oder den zurückgetretenen Sportaccord-Chef Marius Vizer, Boss des Judo-Weltverbandes. Sein engster Mitarbeiter ist Vizepräsident des Internationalen Schwimmverbandes und wird dort als neuer Präsident gehandelt. All das sind kleine Fragmente im Machtmosaik des Scheichs.
    Und dessen Seilschaften reichen weit über den Sport hinaus. Auf seinen Reisen wird er von führenden Politikern und Staatschefs empfangen, etwa vom chinesischen Präsidenten Xi Jinping. Doch auch nach Russland zu Vladimir Putin, auch einer der nachweislich gern die Strippen im Sport zieht, unterhält er enge Verbindungen.
    In seinem Heimatland verurteilt
    Doch so leicht wie im Sport hat es der Scheich, der einst Chef der Opec war, zu Hause in Kuwait nicht. Dort war er zwar schon Informations- und Energieminister sowie Chef des Geheimdienstes, doch gerät er in letzter Zeit immer wieder in Schwierigkeiten. Im Frühjahr letzten Jahres musste sich Al-Sabah im kuwaitischen Fernsehen beim Emir und dem Kronprinzen entschuldigen. Er hatte führende Politiker des Landes beschuldigt, einen Staatstreich zu planen und Geldwäsche zu betreiben. Seine Beweise: Video- sowie Audioaufnahmen, seien gefälscht so die Ermittler.
    Vor wenigen Tagen verurteilte ein Gericht Al-Sabah vorinstanzlich zu einer sechsmonatigen Freiheitsstrafe wegen Beleidigung der Justiz. Al-Sabah will dagegen vorgehen.
    In der Zwischenzeit hat er aber alle Hände voll zu tun. Im Februar will die FIFA einen neuen Präsidenten wählen. Auch diesmal gilt Al-Sabah als der Königsmacher und Mehrheiten-Beschaffer.