Samstag, 20. April 2024

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Sportpsychologe Meichelbeck
"Ich gehe aktiv auf Spieler zu, wenn mir Dinge auffallen"

Durchfall und Brechreiz vor jedem Spiel: Solche psychomatische Reaktionen auf Druck, wie sie Per Mertesacker im Spiegel beschrieben hat, kennt Martin Meichelbeck. Der Sportdirektor von Greuther Fürth ist auch Psychologe und kritisierte im Dlf die mangelhafte psychologische Betreuung im Profifußball.

Martin Meichelbeck im Gespräch mit Klaas Reese | 11.03.2018
    Martin Meichelbeck ist Sportdirektor von Greuther Fürth - und Psychologe.
    Martin Meichelbeck ist Sportdirektor von Greuther Fürth - und Psychologe. (imago sportfotodienst)
    Vor jedem Spiel habe sein Körper mit Durchfall und Brechreiz auf den hohen Erwartungs- und Leistungsdruck reagiert: Dass der 33-jährige Weltmeister Per Mertesacker sich gegenüber einer Spiegel-Journalistin geöffnet und über Druck und Ängste in seiner Karriere als Profifußballer gesprochen hat, findet Martin Meichelbeck gut. "Überrascht haben mich diese Aussagen nicht", sagte der Sportdirektor von Greuther Fürth in der Sendung "Sport am Sonntag". Das seien "psychosomatische Reaktionen", die er auch aus seinem Arbeitsalltag kenne.
    "Sportpsychologie nicht so etabliert wie es sein müsste"
    Als studierter Psychologe setze er sich bei seinem Verein dafür ein, dass Psychologie zum selbstverständlichen Bestandteil in der Betreuung von Fußballern werde: So wie es zum Beispiel bei der Ernährungsberatung oder Physiotherapie längst der Fall sei, müsse man auch "aktiv mit dem Kopf arbeiten, der letztlich alles steuert." Im Profibereich sei die psychologische Betreuung jedoch nach wie vor mangelhaft: "Sportpsychologie ist im Profifußball bei weitem nicht so etabliert wie es sein müsste."
    Zwar hätten viele Vereine ein psychologisches Angebot, das Spieler bei Bedarf nutzen können - er versuche jedoch in seinem Verein "einen anderen Weg" zu gehen: "Ich gehe auch aktiv auf Spieler zu, wenn mir Dinge auffallen", erklärte Meichelbeck. Das Problem: "Profifußball ist wahnsinnig ergebnisorientiert." Dadurch gebe man Entwicklungen oft nicht die nötige Zeit "und darunter leiden viele Menschen".
    Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.