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Spurensuche im Fleischskandal in Dänemark

Die Kontrolleure arbeiten mit Hochdruck, 360 Kühlhäuser bundesweit wurden im Zuge des Fleischskandals in den vergangenen Wochen überprüft. Die Prüfer konnten beim gelagerten Fleisch jedoch allenfalls Stichproben machen. Doch nicht nur in Deutschland, auch Nachbarländer sind in den Skandal involviert. Aus Dänemark soll es vor allem verdorbenes Putenhack gegeben haben.

Von Annette Eversberg |
    Die Erkenntnisse in Dänemark, woher das Puten-Hackfleisch nun genau stammt, sind nach über drei Wochen mehr als dünn. Henning Knudsen von der staatlichen Lebensmittelbehörde in Dänemark kann deshalb auch nur wenig sagen.

    "Wir haben in dem Kühlhaus, in dem das Fleisch gelagert war, ehe es nach Deutschland geliefert wurde, die Papiere geprüft und Unregelmäßigkeiten festgestellt, daraufhin haben wir die Sache der Polizei übergeben. "

    Von dort gibt es noch keine Informationen. Auch nicht bei der in Deutschland ermittelnden Kieler Staatsanwaltschaft. In Dänemark aber schieben sich zwei Firmen derweil die Schuld zu. Das dänische Kühlhaus und der Harboe-Konzern, der als Putenproduzent in Dänemark bekannt wurde. Lebensmittelkontrolleur Henning Knudsen fand die Dokumentation von Harboe in Ordnung und betont zugleich, dass es überhaupt keine Putenschlachtung in Dänemark mehr gebe.

    "In Dänemark werden Puten zwar aufgezogen, aber sie werden nicht in Dänemark geschlachtet. Sobald sie schlachtreif sind, werden sie zu Schlachthöfen in Deutschland geliefert. "

    Auch beim dänischen Bauernverband ist zu hören, dass die Schlachtung in Dänemark eingestellt und nach Deutschland verlagert worden sei. Allerdings entgegen der Auffassung des Lebensmittelüberwachers nicht vollständig. Und die Auskünfte darüber, wem die Putenfarmen heute genau gehören, schwanken. Angeblich sollen sie einem ehemaligen Angestellten der Farmen gehören, so der Bauernverband. Dort ist man gesprächig, denn durch die Einstellung der Produktion sind viele Bauern auf der Strecke geblieben, deren Puten bei Harboe geschlachtet wurden. Auch über den Umfang der Putenproduktion in Dänemark lassen sich nur wenig gesicherte Informationen ermitteln. Die Firma Velisco Geflügel im niedersächsischen Alhorn schätzt, dass pro Jahr etwa 900.000 Puten in Dänemark aufgezogen werden. Sie selber schlachten pro Jahr 500.000 dänische Puten, so der Geschäftsführer Peter Wilken.

    "Die Puten kommen also aus Putenmastanlagen, die wir von Harboe gepachtet haben. Und wir betreiben sie. "

    Auf der Insel Seeland. Velisco Geflügel ist einer von zwei deutschen Vermarktern dänischer Puten, die sich bisher ermitteln ließen. In Alhorn wird die Schlachtung von der Lebensmittelüberwachung Oldenburg kontrolliert.

    "Das wird also ganz normal vermarktet in Deutschland, an Industriekunden, an Fachgroßhändler. Und es geht nur ein Teil nach Dänemark zurück, und zwar so viel wie unsere Kunden in Dänemark halt kaufen wollen. Wir müssen garantieren, dass das, was wir nach Dänemark liefern salmonellenfrei ist. "

    Das konnte Harboe – so der dänische Bauernverband –nur noch mit großem Aufwand garantieren. Die Verbraucher haben die hohen Kosten für die in Skandinavien verlangte salmonellenfreie Produktion und die hohen Tierschutzstandards nicht honoriert. Deshalb wurde die Produktion zu teuer und eingestellt. Die Aufgabe der Produktion wird vom Bauernverband auf 2004 datiert. Das verdorbene Puten-Hackfleisch soll dennoch angeblich aus dänischer Schlachtung stammen. Henning Knudsen.

    " Das war, ehe die Schlachtung in Dänemark eingestellt wurde. Das Fleisch stammte also aus Dänemark und wurde hier geschlachtet. Die Schlachtung selber wurde im Frühjahr 2005 eingestellt. "

    Über das Ende der Schlachtung sind sich Lebensmittelbehörde und Bauernverband uneins. Und auch in Kiel wird für einen Zeitraum von 2004 bis 2005 ermittelt. Also stellt sich die Frage, ob dies noch aus der Harboe-Produktion stammt? Der Besitzer des Kühlhauses soll jedenfalls erklärt haben, dass er nur für den dänischen Konzern gelagert hat und deshalb auch die Etiketten von Harboe kamen. Von Harboe selber war keine Stellungnahme zu erhalten. Sie sollen bisher davon ausgehen, dass sie dem Abnehmer in Deutschland mitgeteilt haben, dass es sich um Fleisch handelt, das nicht für den menschlichen Verzehr geeignet ist. Dementsprechend ist auch der Eindruck in Dänemark, ein völlig anderer. Selbst beim Vertreter des dänischen Bauernverbands, Henrik Bunkenborg.

    "Soweit ich weiß, die haben das korrekt behandelt. So der Schwindel ist in Deutschland geschehen. "