Eine Marke zu sein bedeutet, dem Äquivalenz-System von Leistung und Bezahlung zu entrinnen. Wenn Johannes B. Kerners Abendtarif doppelt so hoch ist wie der von Sabine Christiansen, dann folgt daraus nicht unbedingt, dass er doppelt so fleißig, produktiv oder gar intelligent wäre wie sie. Er ist bei den Veranstaltern nur doppelt so begehrt. Auch der Zeitaufwand steht zu diesen Honoraren in keinerlei Verhältnis - solche Berechnungen sind für die Werktätigen, hier aber kommt es nicht aufs Tun an, sondern auf das Sein. Da allerdings auch wir dem Traum vom arbeitslosen Einkommen anhängen, macht uns der lukrative Menschenhandel auf dem grauen Promi-Markt natürlich ganz besonders bitter.
Ein Trost, wenngleich ein schwacher, erwächst uns da aus dem Bereich, wo sämtliche Bombenhonorare für alle Medienstars nur Peanuts sind. Denn jene Manager, die Abfindungen in Multimillionenhöhe einstreichen, müssen dafür nicht einmal gewerbsmäßig auftreten. Sie müssen nur antreten, wenn ausgeteilt wird. Das Auftreten jedoch ist eine Tätigkeit, die an Bedeutung immer mehr zunimmt. Landauf, landab werden ständig irgendwelche Events organisiert, bei denen wieder jemand gegen Honorar auftritt. Bald wird der Showcharakter in unserer Lebenswelt einen solchen Stellenwert erreichen, dass wir zehn Cent für ein Brötchen zahlen und noch mal dreißig für den Auftritt der Verkäuferin hinter der Ladentheke.