Donnerstag, 18. April 2024

Archiv

Stasi-Unterlagenbehörde
"Die Aufarbeitung wird weiter gehen"

Die Stasi-Unterlagenbehörde, die Millionen Menschen Einblick in Stasi-Akten ermöglichte, ist geschlossen worden. Die Antragsstellung für Menschen, Historiker und Journalisten werde sich aber nicht ändern, sagte Journalist Thomas Purschke im Dlf. Es gebe noch einige Rätsel in der Sportgeschichte der DDR zu lösen.

Thomas Purschke im Gespräch mit Astrid Rawohl | 19.06.2021
Blick auf Regale mit Akten des einstigen Ministeriums für Staatssicherheit im Archiv der "Birthler-Behörde", aufgenommen am 15.11.2006 in der Ruschestraße in Berlin.
Die Akten der Stasi-Unterlagenbehörde gehen nun ins Bundesarchiv über. (picture-alliance/ ZB | Gero Breloer)
Die Stasi-Unterlagenbehörde ist Mitte Juni als eigenständige Institution geschlossen worden, die Anlaufstelle, die Millionen Menschen, auch Sportlern und Sportlerinnen, Einblicke in ihre Stasiakten und damit wohlmöglich auch in ihre Dopingvergangenheit ermöglicht hat. Für unzählige gerettete Dokumente, Fotos, Tonaufzeichnungen der DDR-Staatssicherheit ist ab sofort das Bundesarchiv zuständig. Die Überführung der Hinterlassenschaft der SED-Diktatur sei aber kein Schlusspunkt betonen die Verantwortlichen immer wieder.
Evelyn Zupke (re.) und Roland Jahn, Bundesbeauftragter für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik, nehmen auf der Besuchertribüne an der Sitzung des Bundestags teil. Zupke steht zur Wahl als künftige Bundesbeauftragte für die Opfer der SED-Diktatur.
Beauftragte für SED-Opfer - Wie die Aufarbeitung der DDR-Vergangenheit weitergeht
Das Amt ist neu: Evelyn Zupke ist die erste Bundesbeauftragte für die Opfer der SED-Diktatur. Damit wird die bisherige Behörde für die Unterlagen der DDR-Staatssicherheit aufgelöst.

"Keine Abwicklung der Geschichte"

"Die Aufarbeitung wird genau so weiter gehen", sagte Journalist Thomas Purschke im Dlf. Die Antragsstellung für Menschen, Historiker und Journalisten werde sich nicht ändern. Es sei nicht als Abwicklung der Geschichte zu verstehen. Purschke hat seit Jahrzehnten immer wieder Stasiunterlagen für Recherchen angefordert und durchforstet, meist auf der Suche nach Dopingtätern und -opfern.
Purschke berichtete im Dlf auch noch einmal vom aus der DDR geflohenen Fußballer Lutz Eigendorf, der nach einem Autounfall 1983 in Braunschweig mysteriös ums Leben kam. Er habe in Eigendorfs Stasi-Akte Hinweise darauf gefunden, dass die Stasi-Offiziere in menschenverachtender Manier überlegt haben, wie sie den geflohenen Fußballer liquidieren könnten.
Ein anderes offenes Rätsel sei die Frage, wer der Stasi-Spitzel in der Deutschen Sporthochschule in Köln gewesen sei. Schließlich habe die DDR ein großes Interesse an den Erkenntnissen über den westdeutschen Leistungssport gehabt, sagte Purschke. Neue Rechercheansätze und - ergebnisse in diese Richtung erhofft er sich in den noch 15.000 Säcken mit geschredderten Dokumenten, die noch nicht wieder rekonstruiert werden konnten.