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Steigen die Zinsen auf Studienkredite?

Seit vor drei Semestern an den meisten deutschen Hochschulen Studiengebühren eingeführt wurden sind auch Studienkredite in Mode gekommen. Davon machten im vergangenen Jahr weit über 100.000 Studierende Gebrauch. Nun scheint eins gewiss: Auch bei den Banken, die derzeitige Finanzkrise überleben werden, fließt das Geld spärlicher. Die allgemeinen Kreditzinsen werden steigen. Wird das auch die Studierenden treffen?

Von Felix Lincke |
    Studentin: "Bis März war ich Hilfskraft an der Universität hier am Institut für Komparatistik. Jetzt im Moment habe ich glücklicherweise einen Job bekommen, wo ich ein Buch übersetzen muss. Ich studiere im Nebenfach Spanisch. Ich bin in keinem Verein, kann ich mir nicht leisten. Zum Beispiel Sportangebot: Muss ich mir selber zusammenstellen. Ich muss halt dann laufen gehen oder so. Gut, man findet seinen Weg, aber ich kann mir kein Freizeitangebot leisten, das was kostet."

    Studenten haben es nicht leicht, wenn es um den Lebensunterhalt geht. Arbeiten neben dem Studium soll nicht nur Geld bringen, sondern auch Erfahrungen, die man später sogar gut gebrauchen kann. Aber ganz ohne Unterstützung geht es meist nicht. Unabhängig vom Elternhaus kann jeder mithilfe des Studentenkredits selbst auf eigenen Beinen stehen, sofern das mit maximal 650 Euro im Monat finanziell möglich ist. Birgit Krümpelbeck von der KfW sagt, wie man an das Geld kommt:

    " Man muss studieren, das ist die eine Voraussetzung, beziehungsweise also ein Studium beginnen. Man darf nicht über 31 Jahre alt sein im Erstsemester, man muss in Deutschland studieren. Das ist im Augenblick die Voraussetzung, wir finanzieren eben keine Auslandsstudien. Und was ein Ausschlusskriterium wäre, wäre wenn ein sogenanntes hartes Negativmerkmal vorliegen würde, das heißt also zum Beispiel, wenn schon eine Privatinsolvenz vorliegen würde. Dann würde kein Kredit gewährt."

    Voraussetzungen im üblichen Sinne braucht man für den KfW-Kredit also keine, man muss weder eigenes Vermögen noch andere Sicherheiten haben und auch nicht über ein regelmäßiges Einkommen verfügen, was sonst unabdingbar ist, um von einer Bank Geld zu bekommen. Auch die Finanzkrise hat daran nichts geändert, sagt Birgit Krümpelbeck von der staatlichen Förderbank:

    "Das heißt, es ist nach wie vor unter den gleichen Voraussetzungen möglich, den Kredit zu erhalten. Die Konditionen, also die Zinskonditionen, im KfW-Studienkredit sind variabel, werden alle sechs Monate neu festgelegt auf der Basis des dann gültigen Sechs-Monats-Euribor. Und da hängen natürlich die Konditionen von der Entwicklung am Kapitalmarkt ab."

    Dass der KfW-Kredit für Studenten teurer geworden ist, hängt damit zusammen, dass er sich an dem Marktzins Euribor orientiert, der für kurzfristige Darlehen steht und gerade diese Zinsen sind in der Finanzkrise sehr stark gestiegen. Aktuell kostet das Darlehen nominal 7 Prozent, mehr als 9,2 Prozent können es aber nicht werden. Im schlimmsten Fall wäre der KfW-Kredit damit immer noch günstiger als die meisten anderen Verbraucherkredite und er ist viel flexibler, daher auch die Anlehnung an den kurzfristigen Marktszins Euribor. Alle sechs Monate, also nach jedem Semester, können die Studierenden neu entscheiden, wie viel Geld sie monatlich in Anspruch nehmen wollen, zwischen 100 und 650 Euro und die Rückzahlung ist jederzeit möglich. Die reguläre Laufzeit beträgt 15 Jahre.

    Studentin:" Also, wenn es irgendwie anders geht, dann will ich das auf keinen Fall, weil ich komme sowieso schon mit ziemlich hohen Schulden raus, weil die Hälfte, was man kriegt, muss man ja auch wieder zurückzahlen. Und wenn ich dann noch mal ein paar tausend Euro zusätzlich mehr Schulden habe, wenn ich rauskomme, dann, nein, da würde ich mich nicht gut bei fühlen."

    Natürlich sind Schulden immer schlecht, aber manchmal sind sie auch das kleinere Übel. Die aktuelle Finanzkrise spielt für Studenten dabei keine wesentliche Rolle. Die Kreditvergabe wird bei der staatlichen KfW grundsätzlich nicht eingeschränkt und bei den Geschäftsbanken in der Regel auch nicht, sofern es sich um Verbraucherkredite handelt. Die Kosten des Kredits haben sich durch die Finanzkrise aber sehr wohl verändert. Das gilt gerade auch für das Standardprodukt der KfW, ein Studentenkredit von im Extremfall 9,2 Prozent wäre alles andere als günstig. Bei einem üblichen Verbraucherkredit kann ich dagegen heute meinen Zinssatz bis zum Ende der Laufzeit und der endgültigen Rückzahlung des Darlehens festschreiben lassen und gewinne damit möglicherweise die größere finanzielle Sicherheit. Es gibt also viele Möglichkeiten und der KfW-Studienkredit ist wegen der fehlenden Zinsbindung nicht in jedem Fall das günstigste Angebot.