Religion
Steinmeier erinnert an 500 Jahre christliche Täuferbewegung

Mit einem Festakt und einem ökumenischen Festgottesdienst ist in Hamburg das 500-jährige Bestehen der christlichen Täuferbewegung gefeiert worden.

    Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier steht während des Festaktes "500 Jahre Täufergedenken" in der Christuskirche Altona am Rednerpult.
    Der Festakt zu "500 Jahre Täufergedenken" mit Bundespräsident Steinmeier fand in Hamburg statt. (dpa / Georg Wendt)
    Bundespräsident Steinmeier führte in einer Rede aus, vielen Menschen sage der Begriff Täufer heute kaum noch etwas. Dabei habe diese vielfältige Gemeinschaft "große Ideen mit in die Welt gebracht". Zentrale Ziele der Bewegung seien individuelle religiöse Freiheit und ein Verlangen nach größerer sozialer Gerechtigkeit gewesen. Ihre Tradition der Gewaltlosigkeit, der Mündigkeit jedes Einzelnen und der Freiheit sei "ein kostbares Erbe".
    Die Professorin für Kirchengeschichte an der Universität Oldenburg, Andrea Strübind, erklärte, über Jahrhunderte hätten die Täufer als "Schwärmer" gegolten und seien als Nonkonformisten ausgegrenzt worden. Dabei könne auch Deutschland von Minderheiten mit alternativen Denkweisen profitieren: Sie böten ein innovatives Potenzial für gesellschaftliche Veränderungen. Doch viel zu lange hätten sich täuferischen Minderheitenkirchen aus Politik und Gesellschaft zurückgehalten, sagte Strübind.
    Als Geburtsstunde der Täuferbewegung gilt die erste Glaubenstaufe am 21. Januar 1525 in Zürich. Die Täufer setzten sich für radikalere soziale Reformen im Christentum ein als etwa die Reformatoren Martin Luther und Huldrych Zwingli. Die Täuferbewegung gilt als Teil der europäischen Freiheitsgeschichte. Sie spricht sich unter anderem gegen die Kindstaufe aus. Stattdessen solle man sich als aktives Bekenntnis zum Glauben erst im Erwachsenenalter taufen lassen. Zudem traten Täufer für eine geschwisterliche Kirche ohne Hierarchie und Klerus ein, und sie lehnten Gewalt ab. Täufer waren massiver Verfolgung ausgesetzt. Rund 1.000 wurden – historisch belegt – hingerichtet. Die Dunkelziffer dürfte deutlich höher sein. Viele Anhänger emigrierten, vor allem nach Nordamerika. Weltweit gehen verschiedene religiöse Strömungen auf sie zurück – darunter die Mennoniten, Amischen und Hutterer. Zudem hatten sie Einfluss auf andere Gemeinschaften.
    Diese Nachricht wurde am 22.09.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.