Die Schaubühne ist ein Privattheater, das allerdings vom Berliner Senat finanziell unterstützt wird, mit 12,3 Millionen Euro im laufenden Jahr, und damit muss das zwei-Sparten-Haus seinen Schauspiel- und seinen Ballett-Betrieb finanzieren. das Schauspiel wird geleitet von Thomas Ostermeier, das Ballett von Sasha Waltz. Die Compagnie von Waltz hatte in den letzten Jahren durchschnittlich ein Drittel der Aufführungen zu bestreiten, zwei Drittel entfielen auf das Sprechtheater.
Zwischen Ostermeier und Waltz kam es seit der Zusammenarbeit im Jahr 2000 immer wieder zu Querelen, die sich nicht beheben ließen, deshalb hat Frau Waltz den Kooperationsvertrag mit der Schaubühne zum Februar 2006 gekündigt - sie will aber auch zukünftig, wenngleich weniger als bisher, in der Schaubühne auftreten. Das Ballett als eigenes, unabhängiges Ensemble wird, wenn es überleben will, einen eigenen Etat benötigen, und der soll aus dem Schaubühnenetat herausgeschnitten werden - Sasha Waltz verlangte 1,3 Millionen, Ostermeier war bereit, ihr knapp 400.000 zuzugestehen - jene Mittel, über die sie verfügte, als sie mit ihrem Ensemble vor knapp sechs Jahren zur Schaubühne kam. Wenn es in den letzten Wochen um den Tanztheateretat ging, argumentierten beide Seiten mit Zahlen-Kolonnen, in denen Aufführungs- und Besucherstatistiken unterschiedlich interpretiert werden.
Kurz: man konnte und kann sich nicht einigen. Und so wurde die Causa vor den Unterausschuss Theater des Berliner Abgeordnetenhauses gebracht, der den "Rosenkrieg an der Schaubühne ", die Scheidung von Schauspiel und Ballett, das Trennungsgeld (wie die Lokalpresse schrieb) entscheiden sollte. Politik als Richter im Künstlerstreit - das ist für alle nicht sehr angenehm, und zurück blieben ausnahmslos Verlierer: der Senat wird dem 16köpfigen Ballett-Ensemble 600.000 Euro zuweisen, die aus dem Schaubühnenetat geschnitten werden. "Unmöglich!", wettern Ostermeier und Waltz unisono, der eine droht mit Weggang, die andere meneltekelt den Untergang, die kalte Abwicklung der Tanz-Truppe.
Beide - nein: alle drei haben recht. Die Politik, wenn sie an ihrem Schiedsspruch festhält. denn der Streit zwischen zwei Künstlern kann nicht dazu führen, dass die Politik (stellvertretend für die Öffentlichkeit) die daraus resultierenden Mehrkosten auffängt. bei einer Scheidung gibt es auch keine Lohn- oder Gehaltserhöhung, wenn nun zwei Wohnungen bezahlt werden müssen, wo bislang eine reichte.
Ostermeier hat recht, wenn er argumentiert, dass Sasha Waltz mit ihrem verminderten Engagement an der Schaubühne eine Lücke hinterlässt, die er mit seinem Schauspiel auffangen muss - und das kostet Geld. Ohnehin, und das ist höchstrichterlich (etwa vom Kultursenator) bestätigt, ist das renommierte Haus am Lehniner Platz chronisch unterfinanziert, der Abfluss von 600.000 Euro vermehrt das Schaubühnenelend.
Und Sasha Waltz hat ebenfalls recht, wenn sie vorrechnet, dass sie mit den nun bereitgestellten 600.000 Euro die Compagnie nicht erhalten könne - auch nicht mit jenen 875.000 Euro, die sie bis 2007 vom Hauptstadtkulturfonds erhält. Und wird es den Zuschuss später noch geben? Und wenn nicht: Was geschieht dann mit der international renommierten Ballett-Compagnie? Und wenn es ihn weiter geben wird, trotz Föderalismuskommission und bundesstaatlicher Sparmassnahmen: Was ist dann noch drin für Waltz?
Mit der Schließung des Schillertheaters 1993, mit der Zusammenlegung der drei Opernhäuser zu einer Stiftung unter Michael Schindhelm ist das kultur-, will heißen: finanzpolitische Elend in Berlin noch lange nicht behoben. Es geht weiter. Und wer über die Grenzen der Hauptstadt hinaus blickt, der muss allerdings um den Bestand des Tanztheaters fürchten: In Frankfurt hat man William Forsythe in die privatisierende Selbständigkeit gedrängt, indem man sich der kommunalen Verantwortung für das Ballett entledigte, in Erfurt hat man das Ballett gleich ganz abgeschafft, Freiburg und Heidelberg halten sich über eine Distanz von 190 Kilometern eine gemeinsames, neunköpfiges Tanz-Ensemble. Und Amanda Miller, die mit ihrer pretty/ugly-Compagnie in Freiburg erfolgreich war, residiert nun in Köln - möglich wurde das Engagement durch ein gemischtes Budget aus Mitteln der Imhoff-Stiftung, der Kölner Bühnen und der KunstSalon-Stiftung, das Land Nordrhein-Westfalen hat ebenfalls Subventionen zugesagt. der Vertrag läuft, zunächst!, Über vier Jahre und verpflichtet zu hundert Vorstellungen. Wohin man auch blickt: Man muss sich ernsthaft sorgen machen um das Tanztheater in Deutschland.
Zwischen Ostermeier und Waltz kam es seit der Zusammenarbeit im Jahr 2000 immer wieder zu Querelen, die sich nicht beheben ließen, deshalb hat Frau Waltz den Kooperationsvertrag mit der Schaubühne zum Februar 2006 gekündigt - sie will aber auch zukünftig, wenngleich weniger als bisher, in der Schaubühne auftreten. Das Ballett als eigenes, unabhängiges Ensemble wird, wenn es überleben will, einen eigenen Etat benötigen, und der soll aus dem Schaubühnenetat herausgeschnitten werden - Sasha Waltz verlangte 1,3 Millionen, Ostermeier war bereit, ihr knapp 400.000 zuzugestehen - jene Mittel, über die sie verfügte, als sie mit ihrem Ensemble vor knapp sechs Jahren zur Schaubühne kam. Wenn es in den letzten Wochen um den Tanztheateretat ging, argumentierten beide Seiten mit Zahlen-Kolonnen, in denen Aufführungs- und Besucherstatistiken unterschiedlich interpretiert werden.
Kurz: man konnte und kann sich nicht einigen. Und so wurde die Causa vor den Unterausschuss Theater des Berliner Abgeordnetenhauses gebracht, der den "Rosenkrieg an der Schaubühne ", die Scheidung von Schauspiel und Ballett, das Trennungsgeld (wie die Lokalpresse schrieb) entscheiden sollte. Politik als Richter im Künstlerstreit - das ist für alle nicht sehr angenehm, und zurück blieben ausnahmslos Verlierer: der Senat wird dem 16köpfigen Ballett-Ensemble 600.000 Euro zuweisen, die aus dem Schaubühnenetat geschnitten werden. "Unmöglich!", wettern Ostermeier und Waltz unisono, der eine droht mit Weggang, die andere meneltekelt den Untergang, die kalte Abwicklung der Tanz-Truppe.
Beide - nein: alle drei haben recht. Die Politik, wenn sie an ihrem Schiedsspruch festhält. denn der Streit zwischen zwei Künstlern kann nicht dazu führen, dass die Politik (stellvertretend für die Öffentlichkeit) die daraus resultierenden Mehrkosten auffängt. bei einer Scheidung gibt es auch keine Lohn- oder Gehaltserhöhung, wenn nun zwei Wohnungen bezahlt werden müssen, wo bislang eine reichte.
Ostermeier hat recht, wenn er argumentiert, dass Sasha Waltz mit ihrem verminderten Engagement an der Schaubühne eine Lücke hinterlässt, die er mit seinem Schauspiel auffangen muss - und das kostet Geld. Ohnehin, und das ist höchstrichterlich (etwa vom Kultursenator) bestätigt, ist das renommierte Haus am Lehniner Platz chronisch unterfinanziert, der Abfluss von 600.000 Euro vermehrt das Schaubühnenelend.
Und Sasha Waltz hat ebenfalls recht, wenn sie vorrechnet, dass sie mit den nun bereitgestellten 600.000 Euro die Compagnie nicht erhalten könne - auch nicht mit jenen 875.000 Euro, die sie bis 2007 vom Hauptstadtkulturfonds erhält. Und wird es den Zuschuss später noch geben? Und wenn nicht: Was geschieht dann mit der international renommierten Ballett-Compagnie? Und wenn es ihn weiter geben wird, trotz Föderalismuskommission und bundesstaatlicher Sparmassnahmen: Was ist dann noch drin für Waltz?
Mit der Schließung des Schillertheaters 1993, mit der Zusammenlegung der drei Opernhäuser zu einer Stiftung unter Michael Schindhelm ist das kultur-, will heißen: finanzpolitische Elend in Berlin noch lange nicht behoben. Es geht weiter. Und wer über die Grenzen der Hauptstadt hinaus blickt, der muss allerdings um den Bestand des Tanztheaters fürchten: In Frankfurt hat man William Forsythe in die privatisierende Selbständigkeit gedrängt, indem man sich der kommunalen Verantwortung für das Ballett entledigte, in Erfurt hat man das Ballett gleich ganz abgeschafft, Freiburg und Heidelberg halten sich über eine Distanz von 190 Kilometern eine gemeinsames, neunköpfiges Tanz-Ensemble. Und Amanda Miller, die mit ihrer pretty/ugly-Compagnie in Freiburg erfolgreich war, residiert nun in Köln - möglich wurde das Engagement durch ein gemischtes Budget aus Mitteln der Imhoff-Stiftung, der Kölner Bühnen und der KunstSalon-Stiftung, das Land Nordrhein-Westfalen hat ebenfalls Subventionen zugesagt. der Vertrag läuft, zunächst!, Über vier Jahre und verpflichtet zu hundert Vorstellungen. Wohin man auch blickt: Man muss sich ernsthaft sorgen machen um das Tanztheater in Deutschland.