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Sternschnuppen vom Mond

Planetologie. - Noch bis zum Freitag tagen im westfälischen Münster Meteoritenforscher aller Herren Länder. Als Meteorit wird wissenschaftlich exakt ein Meteor bezeichnet, der auf die Erdoberfläche fällt – im Volksmund Sternschnuppe genannt. Dann gibt es auch noch die Asteroiden. Damit meinen Astronomen den Gürtel aus Kleinstplaneten zwischen Mars und Jupiter, die sich selbst nie zu einem größeren Objekt zusammengefunden haben oder vielleicht in der Frühzeit des Sonnensystems ein solches waren. Doch Spuren aus dem All finden sich auch gleich vor unserer kosmischen Haustür – solche vom Mond nämlich.

    Von Guido Meyer

    Spätestens seit dem "großen Sprung für die Menschheit" zum Mond weiß diese um die Beschaffenheit ihres Nachbarn im All, um seinen Aufbau und die Zusammensetzung seines Bodens. Und wenn der Mensch nicht zum Mond geflogen wäre, wäre der Mond zum Menschen gekommen – indirekt, über den Umweg von Mondmeteoriten.

    Die werden vom Mond weggeschleudert, wenn ein Asteroid oder ein Komet auf den Mond auftrifft. Diese Steine fliegen im Weltraum herum und können auf die Erde fallen. Und das nennt man Mondmeteoriten. Die sind sehr wichtig geworden, weil man aus der Erforschung dieser Meteoriten herausfinden kann, wie ist die Mondoberfläche zusammengesetzt, welche Elemente bestehen auf dem Mond.

    Ein alter Hut, möchte man meinen. Schließlich ist es mittlerweile 34 Jahre her, dass Neil Armstrong und Edwin Aldrin mit Apollo 11 den Mond betraten, Bodenproben entnahmen und sie teilweise sogar mit zurück zur Erde brachten.

    Nur muss man sich vergegenwärtigen, dass diese Steine von den Astronauten in einem sehr kleinen Gebiet auf dem Mond gesammelt wurden. Das macht nämlich nur etwa vier Prozent der gesamten Mondoberfläche aus, wo die Astronauten gewesen sind. Mit den Meteoriten, die vom Mond stammen, hat man natürlich eine viel bessere Übersicht über den gesamten Mond.

    Mondgestein ist eben nicht gleich Mondgestein, so Otto Eugster, Professor für Physik an der Uni Bern. Eine nach wie vor offene Frage konnten die Brocken von dort bislang noch nicht lösen: die nach möglichem Eis an den Mond-Polen. Theoretisch nämlich könnten sie von jeder beliebigen Stelle des Trabanten losgeschlagen worden sein und die Erde getroffen haben.

    Es gibt sehr große Unterschiede. Es gibt Mondmeteoriten, die kommen von den mondgebirgigen Gebieten. Andere Meteorite kommen von den Mondmeeren, also den Lavabecken. Und das ist eine ganz andere Zusammensetzung in der chemischen Art als bei den Meteoriten, die von Mondgebirgen stammen.

    Stimmt die Theorie, dass der Mond einst ein Teil der Erde war und durch den Zusammenstoß mit einem marsgroßen Himmelskörper aus ihr herausgeschlagen wurde, mag es auf den ersten Blick verwundern, dass der Mond überhaupt anders aufgebaut sein soll als Mutter Erde. Aber:

    Bei diesem Zusammenstoß wurde sehr viel Material freigesetzt, das sich dann um die Erde herum zum Mond zusammenballte. Der Mond ist eigentlich eine Mischung aus irdischem Material, das weggeschleudert wurde, und aus diesem einschlagenden Körper. Vor allem ist bei diesem Prozess auch sehr wenig flüchtiges Material in den Mond eingebaut worden, weil bei diesem Aufprallprozess ist dieses flüchtige Material verlorengegangen.

    Zu diesen flüchtigen Elementen zählen zum Beispiel Natrium oder Blei, die beide im Mondboden nicht vorkommen. Weil durch den Impakt der Erde nur Teile ihres Mantels und ihrer Kruste entrissen wurden, nicht aber des Erdkerns, findet sich im Mondboden auch kaum Eisen. Alle diese Erkenntnisse machen es den Forschern leicht, Steine vom Mond als solche zu erkennen. Bei Meteoriten vom Mars ist dies schon schwieriger.

    Vom Mars gibt es zwar Analysen, die vor Ort gemacht worden sind, aber das sind nur ganz wenige Elemente, sind praktisch keine Isotope gemessen worden. Aber es sind z.B. Edelgase in der Atmosphäre gemessen worden. Und solche Edelgase findet man, in dieser Zusammensetzung, findet man auch in diesen Meteoritentypen. Es gibt keinen eindeutigen Hinweis, aber es gibt sehr viele gute Hinweise, dass diese Meteoriten vom Mars kommen.

    Elmar Jessberger, Professor für Analytische und Experimentelle Planetologie der Uni Münster. Und so müssen wohl auch in diesem Fall erst Menschen hinfliegen oder zumindest Bodenproben vom Mars zur Erde gelangen, um die Herkunft künftiger Meteoriten genau bestimmen zu können.