Ein kalter Wintertag im Dorf Rogosh, etwa zehn Kilometer von Plovidv entfernt, der zweitgrößten Stadt Bulgariens. Hristo Gangarov öffnet das Tor seiner kleinen Schnapsbrennerei: ein einfaches, kleines Häuschen mit vier Kesseln drin. Wie viele andere Betreiber ist er empört über die neue Steuer, die sich die Bulgaren durch ihren Beitritt zur EU eingehandelt haben:
"Ich weiß nicht, was sie damit erreichen wollen. In Europa muss es so sein, sagt man. Aber die Leute hier regt das sehr auf."
Domashna Rakija, hausgebrannter hochprozentiger Obstschnaps. Bislang war das Brennen von 30 Litern des bulgarischen Nationalgetränks steuerfrei. Seit dem 1. Januar muss für jeden Liter eine Verbrauchssteuer von 2,20 Leva bezahlt werden. Das ist umgerechnet etwa ein Euro. Ab einer Menge von 20 Litern verdoppelt sich die Gebühr sogar. Hristo Gangarov kann darüber nur den Kopf schütteln:
"Wir produzieren doch nur zum Eigengebrauch, wenn etwa ein Gast kommt, damit wir ihm Rakija anbieten können. Das ist eine alte bulgarische Tradition. Das haben schon unsere Großväter und Ur-Großväter so gemacht. Zuerst wird Salat und Rakija serviert, danach kommen Wein und Essen. Doch zuerst muss es immer Rakija geben. Wenn der Bulgare keinen Rakija hat, dann wird er einen Krieg führen, sagt man bei uns."
Die Saison beginnt normalerweise im frühen Sommer, wenn das erste Obst geerntet ist: Aprikosen, Pfirsiche, Himbeeren und Erdbeeren. Später kommen Äpfel, Pflaumen und Trauben dazu. Früh am Morgen wird der Kessel gefüllt, wenige Stunden später fließt dann der erste Rakija aus den Rohren:
"Wenn es Kunden gibt, grillen wir zu Mittag: Koteletts und Kebabcheta, Fisch und Huhn, es gibt Musik, und man erzählt sich Geschichten, das gehört dazu. So vergeht der Tag hier. sehr angenehm."
Hristo Gangarov ist überzeugt: Die Bulgaren werden sich das Rakija-Brennen nicht verbieten lassen. Man wird es künftig einfach illegal zu Hause machen. Beim bloßen Gedanken daran verzieht er das Gesicht. Billiger Fusel komme dabei raus, der einem den Kopf zerreiße. Schrecklich! Und während er noch erzählt, stellt er auch schon eine Flasche auf den Tisch:
"Jetzt könnt ihr probieren, was wir hier erzeugen. Das ist Himbeerschnaps. 50 Prozent hat er - Nasdrave!"
Nachbar Petko Latev hat gesehen, dass die Tür offen steht und schaut einfach mal vorbei, zusammen mit Leonard Petrov, der eine Brennerei im Nachbardorf betreibt. Schnell kommt das Gespräch auf die neue Steuer:
"Was ist mit Dir? Wirst Du im neuen Jahr diese 2,20 bezahlen? Sie wollen doch jetzt diese Steuern erheben?"
Petko Latev winkt ab. Der 68-jährige Rentner gehört zu der Generation, die von Europa generell nicht mehr viel erwarten. Im Gegenteil:
"Dort wollen sie doch nur reiche Leute. Ich kriege 100 Leva Pension. Alles wird teurer, alles geht den Bach runter."
Leonard Petrov stimmt zu:
"Wenn ich ihm 30 Liter Rakija brenne, dann muss er fast 90 Leva Steuern bezahlen. Und ich bekomme ja auch noch mal 20. Soll der Mensch seine ganze Pension für den Rakija ausgeben? Das ist doch ungerecht."
So wie Leonard Petrov denken viele. Der Groll richtet sich auf die Politiker, die es versäumt hätten, gegenüber der EU auf die Besonderheit dieser alten bulgarischen Tradition hinzuweisen und eine großzügige Ausnahmeregelung zu verhandeln:
"Was wir nun machen werden? Wir werden brennen solange, bis sie uns kontrollieren und die Brennerei dicht machen. Der, der Geld hat, wird zahlen, und der, der keins hat, eben nicht."
"Ich weiß nicht, was sie damit erreichen wollen. In Europa muss es so sein, sagt man. Aber die Leute hier regt das sehr auf."
Domashna Rakija, hausgebrannter hochprozentiger Obstschnaps. Bislang war das Brennen von 30 Litern des bulgarischen Nationalgetränks steuerfrei. Seit dem 1. Januar muss für jeden Liter eine Verbrauchssteuer von 2,20 Leva bezahlt werden. Das ist umgerechnet etwa ein Euro. Ab einer Menge von 20 Litern verdoppelt sich die Gebühr sogar. Hristo Gangarov kann darüber nur den Kopf schütteln:
"Wir produzieren doch nur zum Eigengebrauch, wenn etwa ein Gast kommt, damit wir ihm Rakija anbieten können. Das ist eine alte bulgarische Tradition. Das haben schon unsere Großväter und Ur-Großväter so gemacht. Zuerst wird Salat und Rakija serviert, danach kommen Wein und Essen. Doch zuerst muss es immer Rakija geben. Wenn der Bulgare keinen Rakija hat, dann wird er einen Krieg führen, sagt man bei uns."
Die Saison beginnt normalerweise im frühen Sommer, wenn das erste Obst geerntet ist: Aprikosen, Pfirsiche, Himbeeren und Erdbeeren. Später kommen Äpfel, Pflaumen und Trauben dazu. Früh am Morgen wird der Kessel gefüllt, wenige Stunden später fließt dann der erste Rakija aus den Rohren:
"Wenn es Kunden gibt, grillen wir zu Mittag: Koteletts und Kebabcheta, Fisch und Huhn, es gibt Musik, und man erzählt sich Geschichten, das gehört dazu. So vergeht der Tag hier. sehr angenehm."
Hristo Gangarov ist überzeugt: Die Bulgaren werden sich das Rakija-Brennen nicht verbieten lassen. Man wird es künftig einfach illegal zu Hause machen. Beim bloßen Gedanken daran verzieht er das Gesicht. Billiger Fusel komme dabei raus, der einem den Kopf zerreiße. Schrecklich! Und während er noch erzählt, stellt er auch schon eine Flasche auf den Tisch:
"Jetzt könnt ihr probieren, was wir hier erzeugen. Das ist Himbeerschnaps. 50 Prozent hat er - Nasdrave!"
Nachbar Petko Latev hat gesehen, dass die Tür offen steht und schaut einfach mal vorbei, zusammen mit Leonard Petrov, der eine Brennerei im Nachbardorf betreibt. Schnell kommt das Gespräch auf die neue Steuer:
"Was ist mit Dir? Wirst Du im neuen Jahr diese 2,20 bezahlen? Sie wollen doch jetzt diese Steuern erheben?"
Petko Latev winkt ab. Der 68-jährige Rentner gehört zu der Generation, die von Europa generell nicht mehr viel erwarten. Im Gegenteil:
"Dort wollen sie doch nur reiche Leute. Ich kriege 100 Leva Pension. Alles wird teurer, alles geht den Bach runter."
Leonard Petrov stimmt zu:
"Wenn ich ihm 30 Liter Rakija brenne, dann muss er fast 90 Leva Steuern bezahlen. Und ich bekomme ja auch noch mal 20. Soll der Mensch seine ganze Pension für den Rakija ausgeben? Das ist doch ungerecht."
So wie Leonard Petrov denken viele. Der Groll richtet sich auf die Politiker, die es versäumt hätten, gegenüber der EU auf die Besonderheit dieser alten bulgarischen Tradition hinzuweisen und eine großzügige Ausnahmeregelung zu verhandeln:
"Was wir nun machen werden? Wir werden brennen solange, bis sie uns kontrollieren und die Brennerei dicht machen. Der, der Geld hat, wird zahlen, und der, der keins hat, eben nicht."