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Steuer auf dem Trockenen

Ingo Steuer, Trainer des erfolgreichen deutschen Eiskunstlauf-Paares Aljona Savtchenko und Robin Szolkowy, darf aufgrund seiner Stasi-Spitzeltätigkeit keine öffentlichen Gelder bekommen. Als Trainer sollte er stattdessen aus Sponsorengeldern bezahlt werden - aber das funktioniert scheinbar nicht.

Von Thomas Purschke |
    Die frühere Vorsitzende der Stasikommission des deutschen Sports, die Pädagogin und Politikerin Hanna-Renate Laurien, hatte 2006 kritisiert, die Spitzeleien und Denunziationen von Eiskunstläufer Steuer seien die schlimmsten, die ihr bei Ihrer Arbeit untergekommen seien. Um die Dienste seines Erfolgstrainers, der keine Förderung aus Steuergeldern bekommen durfte, dennoch bezahlen zu können, hatten Deutsche Eislauf-Union und der Trainer 2008 einen außergerichtlichen Vergleich geschlossen. Er besagt, dass Steuer bis Ende April 2010 den Betrag von cirka 250. 000 Euro vom Verband für seine Trainer-Tätigkeit der letzten fünf Jahre erhalten werde. Das Geld solle aus privaten Sponsorenverträgen akquiriert werden. Bisher hatten die Athleten, die zweimaligen Weltmeister Aljona Savtchenko und Robin Szolkowy, ihren Coach selbst bezahlt.

    Nach Recherchen des Deutschlandfunks ist der Eislaufverband weder willens noch in der Lage, das vereinbarte Erfolgshonorar zu zahlen. Dies bestätigt der DEU-Vizepräsident, Rechtsanwalt Uwe Harnos. Er sagt, in Zeiten der Wirtschaftskrise sei es eben schwierig, neue Sponsoren zu finden. Die DEU habe erst eine Insolvenz abgewandt, dann den Haushalt konsolidiert und schreibe inzwischen "kleine schwarze Zahlen", nachdem Mitarbeiter entlassen werden mussten. Andererseits habe laut Harnos die Vereinbarung eine aktive Zusammenarbeit mit Ingo Steuer und seinem Paar, den Bronzemedaillen-Gewinnern von Vancouver, Savtchenko/ Szolkowy beinhaltet, etwa am Sponsorenkonzept. Diese Kooperation aber habe es von deren Seite nicht gegeben, trotz mehrfacher Anstöße durch die Eislauf-Union.

    Diese Darstellung wird allerdings von Karla Vogt-Röller, der Anwältin von Trainer Steuer, bestritten. Auf Deutschlandfunk-Anfrage sagte sie, es habe von Seiten des Eislaufverbandes nicht einen einzigen Hinweis auf einen interessierten Sponsor gegeben, mit dem man eine Vereinbarung hätte treffen können. Es sei Sache der DEU, zunächst solche Sponsorenverträge zu vermitteln.

    Rechtsanwältin Vogt-Röller hält damit das mit dem Verband geschlossene Vergleichsverfahren für nunmehr gescheitert. Damit werde sie das 2008 ausgesetzte Zivilverfahren vor dem Landgericht München wieder aufnehmen. Der Deutschen Eislauf-Union steht nun eine Klage auf Zahlung einer Viertel-Million Euro für ausstehende Bezahlung des Trainers Steuer ins Haus.