Viele Wissenschaftler verfolgten das Geschehen gespannt - direkt von der Tribüne des Deutschen Bundestages. Unter ihnen Jörg Hinrich Hacker, der Vizepräsident der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Die DFG hatte den politischen Diskussionsprozess vor knapp zwei Jahren mit einer Stellungnahme in Gang gebracht.
"Wir sehen diese Abstimmung als eine gute Abstimmung für die deutsche Wissenschaft, für die Stammzellenforscher, und wir danken den Abgeordneten, dass sie so entschieden haben."
Bisher durften nur Stammzellen nach Deutschland importiert werden, die vor dem 1. Januar 2002 im Ausland aus Embryonen gewonnen worden waren. Diese Zellen seien mittlerweile veraltet und teilweise verseucht, die deutsche Stammzellenforschung sei deshalb nicht mehr konkurrenzfähig – so die Position der Wissenschaftler. Stammzellenforscher dürfen nach der heutigen Entscheidung neue Zellen importieren, sofern sie vor dem 1. Mai 2007 erzeugt wurden. Außerdem müssen die Forscher nicht mehr Strafen fürchten, wenn sie mit Kollegen im Ausland kooperieren. Der Stammzellenforscher Oliver Brüstle von der Universität Bonn im Anschluss an die Abstimmung.
"Ich denke, diese Entscheidung ist ein klares Signal, dass die Bedeutung der Stammzellenforschung für die Biomedizin angekommen ist in Deutschland. Diese neue Regelung wird es ermöglichen, dass Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in Deutschland an hochwertigen neueren Stammzellen-Linien arbeiten können. Insgesamt ein positiver Tag für die Stammzellenforschung in Deutschland."
Zuvor mussten die Forscher zittern. Zum zweiten Mal in diesem Jahr hatten die Abgeordneten sehr grundsätzlich und kontrovers debattiert. Zum Beispiel: Volker Beck von den Grünen:
"Mit der Verschmelzung von Ei- und Samenzelle entsteht neues menschliches Leben, ist die genetische Identität eines Menschen festgelegt. Damit ist er Mensch, nicht Zellmaterial oder Zellhaufen. Er darf nicht verzweckt werden."
Beck warb für einen Antrag, der den Import embryonaler Stammzellen verbieten wollte. Der Antrag erhielt nur 118 Stimmen und wurde somit abgelehnt.
Andere Abgeordnete, unter ihnen Peter Hinze, CDU, sprachen sich für eine Abschaffung des Stichtages und eine Freigabe des Importes aus.
"Ein Mensch ist ein Mensch und eine Zelllinie ist eine Zelllinie. Und wer das gleichsetzt muss juristisch und ethisch scheitern."
Dieser Antrag erhielt 126 Stimmen. Eine deutliche Mehrheit von 346 Abgeordneten sprach sich für eine Verschiebung des Stichtages aus. Das sind knapp 60 Prozent der abgegebenen Stimmen. Für diesen Mittelweg stimmte auch die Bundesforschungsministerin Annette Schavan.
"Wer wie ich findet, dass eine Verlegung des Stichtages auf ein neues wiederum in der Vergangenheit liegendes Datum verantwortbar ist, ist sich auch bewusst, dass das aus der jetzigen Gesetzeslage resultierende Dilemma nicht auf gelöst wird."
Die neue Regelung gewährleistet ein Festhalten am strengen Embryonenschutz in Deutschland, gleichzeitig ermöglicht sie eine Weiterführung der Stammzellenforschung auf internationalem Niveau. Allerdings ist damit die nächste Debatte möglicherweise bereits vorprogrammiert. Maria Böhmer, CDU:
"Auch wenn immer wieder betont wird, die Verschiebung sei einmalig, im Ausland würde eine solche Entscheidung als Signal gewertet, dass wir bereit sind, die ethische Grenze zu verschieben, wenn die Forschung nur laut genug danach verlangt, und das heißt: Anreize setzen."
Die Bedeutung der deutschen Stammzellenforschung ist zu gering, um die internationale Entwicklung wesentlich zu beeinflussen. Die Zukunft dieser Forschungsrichtung entscheidet sich jetzt in den Labors und nicht im Deutschen Bundestag.
"Wir sehen diese Abstimmung als eine gute Abstimmung für die deutsche Wissenschaft, für die Stammzellenforscher, und wir danken den Abgeordneten, dass sie so entschieden haben."
Bisher durften nur Stammzellen nach Deutschland importiert werden, die vor dem 1. Januar 2002 im Ausland aus Embryonen gewonnen worden waren. Diese Zellen seien mittlerweile veraltet und teilweise verseucht, die deutsche Stammzellenforschung sei deshalb nicht mehr konkurrenzfähig – so die Position der Wissenschaftler. Stammzellenforscher dürfen nach der heutigen Entscheidung neue Zellen importieren, sofern sie vor dem 1. Mai 2007 erzeugt wurden. Außerdem müssen die Forscher nicht mehr Strafen fürchten, wenn sie mit Kollegen im Ausland kooperieren. Der Stammzellenforscher Oliver Brüstle von der Universität Bonn im Anschluss an die Abstimmung.
"Ich denke, diese Entscheidung ist ein klares Signal, dass die Bedeutung der Stammzellenforschung für die Biomedizin angekommen ist in Deutschland. Diese neue Regelung wird es ermöglichen, dass Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in Deutschland an hochwertigen neueren Stammzellen-Linien arbeiten können. Insgesamt ein positiver Tag für die Stammzellenforschung in Deutschland."
Zuvor mussten die Forscher zittern. Zum zweiten Mal in diesem Jahr hatten die Abgeordneten sehr grundsätzlich und kontrovers debattiert. Zum Beispiel: Volker Beck von den Grünen:
"Mit der Verschmelzung von Ei- und Samenzelle entsteht neues menschliches Leben, ist die genetische Identität eines Menschen festgelegt. Damit ist er Mensch, nicht Zellmaterial oder Zellhaufen. Er darf nicht verzweckt werden."
Beck warb für einen Antrag, der den Import embryonaler Stammzellen verbieten wollte. Der Antrag erhielt nur 118 Stimmen und wurde somit abgelehnt.
Andere Abgeordnete, unter ihnen Peter Hinze, CDU, sprachen sich für eine Abschaffung des Stichtages und eine Freigabe des Importes aus.
"Ein Mensch ist ein Mensch und eine Zelllinie ist eine Zelllinie. Und wer das gleichsetzt muss juristisch und ethisch scheitern."
Dieser Antrag erhielt 126 Stimmen. Eine deutliche Mehrheit von 346 Abgeordneten sprach sich für eine Verschiebung des Stichtages aus. Das sind knapp 60 Prozent der abgegebenen Stimmen. Für diesen Mittelweg stimmte auch die Bundesforschungsministerin Annette Schavan.
"Wer wie ich findet, dass eine Verlegung des Stichtages auf ein neues wiederum in der Vergangenheit liegendes Datum verantwortbar ist, ist sich auch bewusst, dass das aus der jetzigen Gesetzeslage resultierende Dilemma nicht auf gelöst wird."
Die neue Regelung gewährleistet ein Festhalten am strengen Embryonenschutz in Deutschland, gleichzeitig ermöglicht sie eine Weiterführung der Stammzellenforschung auf internationalem Niveau. Allerdings ist damit die nächste Debatte möglicherweise bereits vorprogrammiert. Maria Böhmer, CDU:
"Auch wenn immer wieder betont wird, die Verschiebung sei einmalig, im Ausland würde eine solche Entscheidung als Signal gewertet, dass wir bereit sind, die ethische Grenze zu verschieben, wenn die Forschung nur laut genug danach verlangt, und das heißt: Anreize setzen."
Die Bedeutung der deutschen Stammzellenforschung ist zu gering, um die internationale Entwicklung wesentlich zu beeinflussen. Die Zukunft dieser Forschungsrichtung entscheidet sich jetzt in den Labors und nicht im Deutschen Bundestag.