Präsidentschaftswahl in Ecuador
Gonzalez und Noboa gehen in Stichwahl - KAS-Büroleiter Hügel: Zuspruch für Noboa Überraschung

Bei der Präsidentschaftswahl in Ecuador gehen die linksgerichtete Kandidatin Gonzalez und der Geschäftsmann Noboa in die Stichwahl. Der Büroleiter der Konrad-Adenauer Stiftung in Quito, Hügel, wertet das Abstimmungsergebnis als Überraschung. Mit Noboa habe niemand wirklich gerechnet, sagte Hügel im DLF.

21.08.2023
    Die Präsidentschaftskandidaten Gonzalz, Hervaz und Noboa stehen bei einem Fernseh-Duell nebeneinander an jeweils einem weißen Rednerpult.
    Die Bewerber Gonzales, Hervaz und Noboa bei einem TV-Duell in Ecuador vor einigen Tagen. Nun kommt es zur Stichwahl zwischen Gonzalez und Noboa. (AFP / HANDOUT)
    Nach Auszählung von über 70 Prozent der Stimmen lag die 45-jährige Gonzales mit 33 Prozent vorn, wie die Wahlkommission in der Hauptstadt Quito mitteilte. Der 35 Jahre alte Noboa, Sohn des Unternehmers und früheren Präsidentschaftskandidaten Alvaro Noboa, kam demnach mit 24 Prozent auf den zweiten Platz.

    Hügel: Noboa steht für politischen Wechsel

    Der Leiter des Auslandsbüros der Konrad-Adenauer-Stiftung Ecuador mit Sitz in Quito, Hügel,sagte im Deutschlandfunk, Noboa sei der Kandidat eine Mitte-Rechts-Bündnisses und verspreche dem Land einen neuen politischen Kurs. Seiner Einschätzung zufolge hat Noboa bei der Debatte der Präsidentschaftskandidaten Mitte August mit seinen Ankündigungen vor allem die jungen Menschen angesprochen. Noboa wolle sich für bessere Ausbildungsmöglichkeiten und die Schaffung von Arbeitsplätze einsetzen. Damit stehe er auf der Seite derjenigen, die einen Wechsel in Ecuador wollten, meinte Hügel.
    Noboa selbst erklärte, das ecuadorianische Volk habe gewonnen. "Der Kandidat der Jugend, der Menschen, die Hoffnung suchen, die Ecuador verändern wollen, hat gesiegt." Er freue sich auf die Stichwahl gegen Gonzalez, die für den 15. Oktober angesetzt ist.

    Gonzales verspricht Vorgehen gegen Gewalt

    Gonzales ist eine Parteifreundin des linken Ex-Präsidenten Correa, der 2020 in Abwesenheit zu acht Jahren Gefängnis wegen Korruption verurteilt worden war. "Wir feiern, weil wir Geschichte schreiben, obwohl so viele von uns ignoriert wurden. Heute beginnen wir, eine andere Geschichte zu zeichnen", sagte Gonzalez vor Anhängern bei einer Veranstaltung im Süden Quitos. Sie will vor allem gegen die zunehmende Gewalt im Land vorgehen.
    Die Wahl fand unter starken Sicherheitsvorkehrungen statt. Mehr als 100.000 Polizisten und Soldaten waren in Ecuador im Einsatz, um für einen friedlichen Ablauf zu sorgen. Überschattet wurde die Abstimmung vom Mord an dem Kandidaten Villavicencio, der der Korruption den Kampf angesagt hatte. Er war vor gut zwei Wochen am Rande einer Kundgebung erschossen worden.

    Ecuador im Würgegriff der Drogenkartelle

    Das südmaerikanische Land mit seinen rund 18 Millionen Einwohnern kämpft mit einer zunehmenden Welle der Gewalt. Die Mordrate von 25 Tötungsdelikten je 100.000 Einwohnern im vergangenen Jahr überstieg sogar jene von Mexiko und Brasilien. Vor allem das mexikanische Sinaloa-Kartell ist aktiv und kämpft mit dem Kartell Jalisco Nueva Generación um die Vorherrschaft im Drogenhandel.
    Diese Nachricht wurde am 21.08.2023 im Programm Deutschlandfunk gesendet.