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Stifterverband: Lehre stärker fördern

Die fast zwei Milliarden Euro der Exzellenzinitiative kommt nur Forschungsprojekten zugute. Die Hochschullehre aber geht leer aus. Der Präsident des Stifterverbandes für die deutsche Wissenschaft, Arend Oetker, kündigte an, enger mit der Bundesregierung zusammenzuarbeiten, um Mängel im Bereich Lehre zu beseitigen.

Moderation: Sandra Pfister |
    Sandra Pfister: 1,9 Milliarden Euro - für die chronisch unterfinanzierten deutschen Hochschulen ist das viel Geld, zumal es nicht mit der Gießkanne verteilt, sondern nach Leistungskriterien vergeben wird. Das alles verbirgt sich hinter dem Begriff Exzellenzinitiative. Die aber hat ein großes Manko: Sie lässt die Sterntaler nur auf gute Forschungsprojekte regnen. Die Hochschullehre aber geht leer aus. Das wurde bereits vielstimmig bemängelt. Jetzt aber kommt offenbar Bewegung in die Sache. Nicht nur der neue Vorsitzende der Kultusministerkonferenz will für exzellente Lehre Geld lockermachen, wie wir gerade gehört haben, sondern auch die deutsche Wirtschaft, nämlich in Gestalt des Stifterverbandes für die deutsche Wissenschaft. Deren Präsident ist Arend Oetker. Herr Oetker, das ist ein ehrenwertes und ein notwendiges Projekt. Dürfen die Hochschulen auch mit zwei Milliarden rechnen wie die Forschung?

    Arend Oetker: Ganz sicher nicht von der Wirtschaft, wie ja auch diese zwei Millionen vom Staat kommen für die Forschung, das wird es nicht in dieser Dimension geben. Es gibt natürlich an Möglichkeiten alles Mögliche, um privates Kapital zu mobilisieren, um für die Bildung mehr auszugeben.

    Pfister: Haben Sie schon eine Ahnung, in welcher Größenordnung es sich bewegen könnte?

    Oetker: Nein, wir sind eigentlich in diesem Jahr noch voll damit beschäftigt, vor allen Dingen kleinere Universitäten auch in der Forschung auszuzeichnen mit einem Wettbewerb, und in der Planung zusammen mit der Kultusministerkonferenz in Zusammenhang mit Herrn Zöllner, der ja, ich glaube heute, dazu gewählt wird, sind wir im Gespräch, wie wir das aufsetzen, und das ist ganz im Anfang.

    Pfister: Die Exzellenzinitiative ist ja komplett vom Bund finanziert. Für die Honorierung besonders guter Lehrer wollen Sie jetzt das Pendant übernehmen. Sie sprechen von einer Public Private Partnership. Ist Ihnen ungefähr klar, welchen Anteil die Wirtschaft übernehmen könnte, prozentual gesprochen?

    Oetker: Sehr häufig arbeiten wir in Modellen, wo 50 Prozent der eine und der andere übernimmt, aber mehr im privaten Bereich, also der Stifterverband mit einer Stiftung, jeder trägt 50 Prozent, oder in einem Unternehmen. Mit der öffentlichen Hand sind es immer andere Dimensionen. Man muss sehen, was in den Etats des Bundes dafür locker zu machen ist, das ist ja nicht geplant bisher, das muss man klar sagen, und wir wollen dann mobilisieren, nicht nur der Stiftverband selbst, sondern auch Bund mit dafür anreißen, mehr auszugeben, andere Stiftungen, und auch Unternehmen so viel wie möglich für eine solche Initiative einzusetzen. Aber konkrete Zahlen gibt es da noch nicht.

    Pfister: Nun haben sich die Wirtschaftsverbände ja schon bei den Studiengebühren aus dem Fenster gelehnt und gesagt, wir werden Stipendien finanzieren. Viel hat sich dabei nicht getan. Woher nehmen Sie den Optimismus, dass sich jetzt was tut?

    Oetker: In zunehmendem Maße wird die Wirtschaft, wenn sie Mangelerscheinungen, wie beispielsweise bei den Ingenieuren heute schon zu erkennen sind, selbst für die Mobilisierung von zusätzlichen Arbeitskräften in den Bereichen Geld ausgeben. Also das wird sich sehr nach der Marktlage ausrichten müssen. So muss nun mal ein Unternehmen auch reagieren. Und hier konkurriert das, wie Sie sagen, mit Studienplätzefinanzierung, aber eben auch mit der Notwendigkeit, Neue breiter auszubilden, nicht nur in den Mangelberufen, für die Zukunft. Manchmal denken auch Unternehmen da zu kurzfristig.

    Pfister: Wie soll das Geld für die Lehre verteilt werden, haben Sie da schon eine Idee?

    Oetker: Nein. Es ist ja ein Wettbewerb - wie bei der Exzellenzinitiative. Es kann nur so sein, dass da auch das Leistungskriterium letztlich entscheidet, nicht die Regionalität.