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Stiftungen und Studiengebühren

Bis zu 500 Euro kostet ab sofort ein Semester an den Hochschulen von Bayern, Thüringen und Nordrhein-Westfalen. Stipendiaten der großen Studienstiftungen versuchten bislang, die Studiengebühren zu umgehen. Doch die Studienstiftungssatzung bereitet den Stiftungen große Probleme und sorgt für Unsicherheit.

Von Susanne Lettenbauer |
    Günther Rüther ist Abteilungsleiter Begabtenförderung der Konrad Adenauer-Stiftung und sein Job ist klar umrissen: Er verteilt die Gelder des Bundesbildungsministeriums von Annette Schavan an seine Stipendiaten. Gestaffelt je nach Einkommen der Eltern bis zu 525 Euro pro Semester. Dieser Satz gilt für alle 12 Studienstiftungen des Bundes. Bei 500 Euro Studiengebühren zum Beispielin München bleiben dann gerade mal 25 Euro übrig. Ein Unding, meinen die meisten Studienstiftungen, auch Günther Rüther, doch was tun? Eine Möglichkeit - Sponsoren und Spender finden:

    "Ja, das Sponsoring spielt bei der Konrad Adenauer-Stiftung eine große Rolle. Wir bemühen uns sehr stark für verschiedene Programme um Drittmittel und es wäre natürlich zu überlegen, ob man dies auch für die Studiengebühren macht. Allerdings bleibt es unser vorrangiges Ziel im Moment, die Befreiung der Stipendiaten von den Studiengebühren zu erreichen und einige Universitäten haben sich ja bereits dazu bereit erklärt, andere haben zu erkennen gegeben, dass sie darüber nachdenken."

    Diese zweite Möglichkeit favorisieren die meisten Studienstiftungen, wie die Hans-Böckler-Stiftung oder die Studienstiftung des deutschen Volkes. Als Gegenleistung werben sie dabei mit der Exzellenz und der sozialen Verantwortung ihrer Stipendiaten. Günther Rüther von der Konrad-Adenauer-Stiftung stellt sich vor...:

    " ...dass sich die Stipendiaten am Hochschulleben besonders beteiligen, etwa dadurch, dass sie Tutorenfunktionen übernehmen, aber auch beispielsweise dadurch, dass sie im Universitätsorchester mitspielen, im sportlichen Bereich Aufgaben übernehmen, die der Universität insgesamt zugute kommen."

    Maria Luise Wohlleben, Leiterin Begabtenförderung der Friedrich-Naumann-Stiftung ist dagegen strikt gegen die Übernahme von Studiengebühren durch ihre Stiftung und auch gegen eine Befreiung durch die Universitäten. Sie setzt stattdessen auf hausinterne Netzwerke - die Unterstützung der Stipendiaten durch Altstipendiaten:

    "Es gibt eigene Modelle von Altstipendiaten, die ebenso wie die Banken Darlehen anbieten. Dafür sind wir. Wir werden aber nicht aus Eigenmitteln Studiengebühren erlassen, sondern Stipendiaten, die sehr stark von der Selbstverantwortung leben, gerade bei der Friedrich-Naumann-Siftung, sollen sich ihren Weg suchen, wobei sie eben Hilfe bei den Altstipendiaten finden können."

    Frei nach dem Motto: Der Stipendiat von heute ist der Finanzier von morgen. Was aber tun, wenn man Studenten betreut, die gar kein Geld haben? Die Otto-Benecke-Stiftung kümmert sich vorrangig um jüdische Emigranten und Spätaussiedler. Niklaus Berlinger:

    "Die Einführung der Studiengebühren ist für diese Leute eine Härte, das ist klar, aber eine Darlehensmöglichkeit würde sie mildern. Es ist deshalb für uns unverständlich, dass einige Bundesländer zum Beispiel Zuwanderungsgruppen wie jüdische Emigranten oder Asylberechtigte von der Vergabe der Darlehen ausschliessen mit der doch harten Begründung, da sei ja die Rückzahlung sehr gefährdet. Das passt dann nicht zusammen, dass man dann sagt, jedem ist es hier möglich zu studieren, die Studiengebühr sei keine besondere Härte, aber auf der anderen Seite davon auszugehen, dass sie es eh nicht zurückzahlen können."

    Es gibt in Deutschland jedoch auch Stiftungen, die die ganze Aufregung um Studiengebühren gar nicht verstehen können: Private Stiftungen, Familienstiftungen oder freie Stiftungen haben in der Regel keine Probleme damit, Studierenden in Zeiten von Studiengebühren unter die Arme zu greifen:

    "Wir haben gerade in der letzten Zeit zum Thema Studiengebühren ganz erheblich festgestellt, dass die Anfragen aus dem privaten Sektor grad bei Einrichtung wie uns ganz erheblich gestiegen sind unter dem Motto: Was muss ich tun, um mein Vermögen so einzusetzen, dass ich für die Bildung etwas Gutes tun kann."

    Thomas Erdle vom Kölner Gymnasial- und Stiftungsfond berät die gutbetuchte Bevölkerung, wie sie ihr Geld in Bildung anlegen kann. Das Interesse ist hoch und das Konzept einfach:

    "Wenn ein Stifter zu uns kommt und sagt. Was kannst du hier bei uns machen, dann sagt man: Ganz einfach. Du kannst den Stipendiaten, den den du förderst mit auswählen, du kannst in unser Auswahlverfahren als Juror einsteigen, du kannst ihm gegenübersitzen. Der Student weiss dann auch, von wem er das Geld bekommen hat als Stifter. Das ist natürlich für das persönliche Verhältnis eines Stifters, ist das ein ganz besonderes Erlebnis."

    Im Gegensatz zu Bafögempfängern, bei denen Stiftungsgelder zur Kürzung des Bafög führen, haben Stipendiaten bei Inanspruchnahme dieser privaten Gelder keine Einbussen zu befürchten, zumindest nicht bei der Friedrich-Naumann-Stiftung. Maria Lusie Wohlleben betont...:

    "...dass Stipendiaten sich eigenständig Mittel suchen können, auf allen privaten Ebenen, um ihre Studiengebühren bezahlen zu können. Das ist unabhängig von der Vergabe der Stipendien. Die Stipendienhöhen bleiben immer gleich. "