Reaktion auf russische Luftraumverletzung
Strack-Zimmermann: Diskussion über Abschuss ist "bizarr"

Die Vorsitzende des Verteidigungsausschusses im EU-Parlament, Strack-Zimmermann, hat die Diskussion über einen möglichen Abschuss russischer Kampfjets als "bizarr" bezeichnet. Für den Fall des Eindringens von Flugzeugen in den NATO-Luftraum existiere ein Warnsystem, das funktioniere, sagte die FDP-Politikerin im Deutschlandfunk.

    Die Vorsitzende des Verteidigungsausschusses im Europaparlament, Marie-Agnes Strack-Zimmermann
    Die Vorsitzende des Verteidigungsausschusses im Europaparlament, Strack-Zimmermann (picture alliance / Bonn.digital / Marc John)
    Ein Abschuss sei die Ultima Ratio, wenn ein Flugzeug nicht auf Ansprache reagiere, aber es gebe Schritte, bevor es so weit komme. Strack-Zimmermann fügte hinzu, Politiker wie der CDU-Außenexperte Hardt, der zuletzt Reaktionen bis hin zu einem Abschuss gefordert hatte, müssten es eigentlich besser wissen. Die NATO habe ausgebildete Piloten, die mit entsprechenden Situationen umzugehen lernten. Sie befürchte, wenn man nun anfange, eine Grundsatzdiskussion zu führen, wann der Pilot was zu machen habe, wage man sich sehr weit in einen Bereich, von dem die Wenigsten Ahnung hätten, erklärte Strack-Zimmermann.
    Hardt hatte am Wochenende gesagt, Wirkung werde nur die Botschaft an Russland zeigen, dass jede militärische Grenzverletzung mit militärischen Mitteln beantwortet werde - bis hin zum Abschuss russischer Kampfjets über NATO-Gebiet. Der Kreml brauche ein klares Stoppschild. Die Alternative wäre, dass Russland immer weiter zündele, betonte Hardt gegenüber dem Redaktionsnetzwerk Deutschland.

    Polen kündigt Entschlossenheit an

    Polens Premierminister Tusk kündigte an, sein Land werde entschlossen auf Verletzungen des polnischen Luftraums reagieren. Der Regierungschef sagte auf einer Pressekonferenz, man sei bereit, Flugobjekte abzuschießen, die in polnisches Territorium eindringen und eine Bedrohung darstellen könnten. Anders verhalte sich die Lage in weniger eindeutigen Situationen. Dann müsse man zweimal überlegen, bevor man eine Entscheidung treffe, die eine sehr akute Konfliktphase auslösen könnte.

    UNO und NATO tagen zu Luftraumverletzungen durch Russland

    Am Nachmittag beschäftigt sich der UNO-Sicherheitsrat mit der Thematik. Das Außenministerium in Tallinn erklärte, auf Antrag Estlands sei eine Dringlichkeitssitzung anberaumt worden. Das russische Verhalten erfordere eine internationale Reaktion. Estland hatte zudem Konsultationen nach Artikel 4 des NATO-Vertrags mit den Verbündeten beantragt. Dazu kommt am Dienstag in Brüssel der NATO-Rat zusammen.
    Am Freitag waren nach estnischen Angaben drei MiG-31-Jets der russischen Luftwaffe nahe der estnischen Insel Vaindloo in den Luftraum des Baltenstaats vorgedrungen und dort mehrere Minuten geblieben. Das Verteidigungsministerium in Moskau behauptete, die Maschinen hätten sich auf einem planmäßigen Flug unter strikter Einhaltung der internationalen Luftraumvorschriften befunden.
    Welche Optionen die NATO jetzt hat, schätzt der Sicherheitsexperte Christian Mölling im Interview mit dem Deutschlandfunk ein.
    Diese Nachricht wurde am 22.09.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.