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Streetboy trifft Querschnittsgelähmten

Der Film "Ziemlich beste Freunde" zeigt die Freundschaft zwischen einem querschnittsgelähmten Rollstuhlfahrer und einem Streetboy aus den schlechten Vierteln. Für den Musiker Martin Tingvall ist dieser Film sein Klassiker.

Von Knut Benzner | 25.09.2012
    "Hallo, mein Name ist Martin Tingvall. Ich bin Mitglied eines Trio, Tingvall Trio, und spiele auch ab und zu solo. Da bin ich nur Martin, Martin Tingvall. Und sonst schreibe ich ganz schön viel Musik. Ich habe mich entschieden für einen Film, weil ich meistens Film sehe. Der Film ist "Best Friends": Ja, ich fand ihn einfach fabelhaft, so viel Humor. Und ich bin eigentlich so der Horrorfreak, ich sehe sehr selten Komödien, aber der "Best Friends" hat mich einfach auf gut deutsch umgehauen, das hat eine extreme Wärme und tolle Musik auch. Und unterschiedliche Facetten, also diese Freundschaft zwischen Männern, die so tief ist und so toll gezeigt."

    - "Und welche Motivation haben sie?"
    - "Geld verdienen."
    - "Ich mag die Gegend hier."
    - "Ich mag behinderte Menschen sehr."
    - "Ich brauche drei Absagen, ist fürs Arbeitsamt."
    - "Ich verstehe, sie brauchen das Geld. Haben sie keine anderen Ziele im Leben?"
    - "Doch, doch, habe ich. Eines gucke ich gerade an. Und das ist sehr motivierend."


    "Durch gute und schlechte Zeiten, ja, Extremsituationen auch. Das hat mich doch extrem berührt."

    - "Alle machen sich Sorgen um dich. Gerade du müsstest vorsichtig sein, die Jungs aus der Vorstadt kennen kein Mitleid."
    - "Das ist genau das, was ich will: kein Mitleid."


    "Francois Cluzet und Omar Sy, das sind die beide Hauptdarsteller. In etwa die Handlung? Hat unterschiedliche Betreuer immer, weil er ein, ja, sehr schwieriger Mann ist, zum Helfen. Also, er nimmt immer Hilfe sehr schlecht an. Und er ist außerdem extrem reich und das ist so eine besondere Pflege, die er braucht."

    "Wow, ist ja Wahnsinn. Huuh, das ist eine Geburtstagsparty. Bewegt euch, Leute."

    "Also er kann nichts machen, man muss alles machen, waschen, alles. So richtig querschnittgelähmt, das auf Deutsch, genau. Und ja, und er hat ja Probleme, keiner kann ihn gut pflegen, bis er einen Mann kennenlernt, Omar, in dem Film heißt er anders. Aber Omar Sy dann. Und das ist ein richtiger Streetboy. Der so richtig so von der Straße kommt. Aber sehr smart, sehr clever. Und ihn einfach nimmt, so wie er ist, also ohne, ja, dass er Millionär ist oder irgendwas. Er macht Spaß mit ihm. Und das ist einfach Mensch zu Mensch."

    - "Man muss total verrückt sein, um sowas zu machen. Hahaha."
    - "Ein Baum. Ein Baum, der singt, hahaha."
    - "Hahahaha."


    "Und das gefällt ja dem Gelähmte sehr gut, weil er nimmt ihn einfach als Mensch und nimmt ihm von da, wo er ist. Und langsam kommt eine Freundschaft zustande zwischen die beiden. Und klar, es ist nicht einfach, er muss die Unterhosen wechseln, er muss ihn waschen und das ist für diesem coole Streettyp total peinlich. Aber er macht das, er mag ihn einfach. Er fängt an, ihm zu mögen, mehr und mehr. Und dieser Film, also diese Freundschaft, wächst jede Minute und die haben Spaß zusammen, die beiden. Und ja, die gehen in unterschiedliche Clubs und die haben echt viel Spaß, also, auch mit Rollstuhl. Das schöne ist ja auch, das ist eine wahre Geschichte, das beruht auf einer wahren Geschichte. Und ja, das gibt auch Mut und Hoffnung, finde ich, dass es eine … Es bewegt auf jeden Fall."

    Über Martin Tinvall:
    Martin Tingvall, 38, ist Pianist und Komponist aus Südschweden. Sein international besetztes Tingvall Trio sorgte für wunderbare Musik, 2012 erschien mit "en ny dag" (Ein neuer Tag) eine Solo-CD "Tingvalls". Abgesehen davon, dass Tingvall ein paar Songs für Udo Lindenberg geschrieben hat, lebt Tingvall seit vielen Jahren in Hamburg. Ein Engagement führte in dorthin – und er blieb. Tingvall spricht deutsch, sehr gut sogar. Seine neue CD beginnt mit einem Ping. Und sie endet so, eine famose CD voller Ruhe und perlender Klaviertöne. Tingvalls Klassiker ist der Film "Ziemlich beste Freunde", diese französische Filmkomödie aus dem Jahr 2011 von Olivier Nakache und Éric Toledano.