Archiv


Streifenwagen der Zukunft

Telekommunikation. - Die Bremer Polizei bekommt neue, mobile Abfragegeräte für ihre Streifenwagen - erst mal nur ein paar Exemplare, denn das System PolMobil läuft als Pilotprojekt. Die Behörde will austesten, ob die Mobilfunksysteme der künftigen Generation - GPRS und UMTS - für den Polizeialltag taugen. Polmobil soll Fahndungen einfacher machen, aber auch mehr Service für den Bürger zum Beispiel bei Verkehrsunfällen bieten.

    Von Folkert Lenz

    Die Stoppkelle muss Platz machen im Handschurrfach der Bremer Streifenwagen. Dort kommt künftig die Kleinausgabe einer Computer-Tastatur hin. Ein Mini-Monitor wird über dem Schaltknüppel installiert - fertig ist der Car-PC, der Bremens Polizisten das Leben einfacher machen soll. Drahtlos und online können die Beamten dann direkt auf die Datenbanken verschiedener Behörden zugreifen: Vom Fahndungsregister des Bundeskriminalamtes über die Flensburger Fahrerdatei bis hin zum Ausländerzentralregister.

    Bislang konnten die Polizisten nur per Funkruf über die Zentrale an die Namen von Autobesitzern, Straftätern, Vermissten gelangen. Mit PolMobil werden die Fahnder selbstständiger, so der Bremer Innensenator Kuno Böse.

    Das Neue hier ist, dass man vor Ort arbeiten kann, also nicht nur abfragen kann, sondern man kann mit dem System kommunizieren. Man kann zum Beispiel auch bei Kfz, die kein gültiges Nummernschild mehr haben, direkt die Abmeldung vornehmen.

    Der Griff zum Funkgerät soll für Bremens Polizisten immer seltener werden, denn bei jeder Übertragung zur Zentrale passieren Fehler: durch die Menschen, die falsch zuhören, undeutlich sprechen, die Zahlendreher produzieren. Nun sollen die Beamten selbst tippen - direkt während des Einsatzes, direkt in die kleinen Geräte, sagt Peter Raschke von T-Systems. wo die Technik von PolMobil entwickelt wurde.

    Als mobiles Endgerät kan npraktisch jedes Gerät eingesetzt werden. Handeslübliche Pocket-PCs oder der Car-PC, das Laptop oder neue Hardware wie der Tablet-PC.

    So könnten auch Fußstreifen später online gehen. Doch erst mal wird jetzt der Streifenwagen der Zukunft in Bremen getestet. Ein Jahr lang soll sich nur in einer Handvoll Fahrzeuge das neue System im Einsatz bewähren. Die Polizei hofft, dass PolMobil vor allem die Feststellung von Autohaltern und die Überprüfung von Verdächtigen schneller macht. Kriminaloberrat Holger Münch:

    Wenn Sie heute einen Menschen überprüfen, der vor Ihnen steht, und Sie wollen wissen, ob er polizeiliche Erkenntnisse hat, dann funken Sie - das können andere mithören - und Sie kriegen als Antwort nur: ob Erkenntnisse vorliegen oder nicht. Sie kriegen aber nicht die Erkenntnisse aus datenschutzrechtlichen Gründen, weil man eben mithören kann. Das wird künftig anders sein: Sie können dann direkt ablesen, was dieser Mensch möglicherweise schon gemacht hat.

    Auch die Daten eines Autohalters können die Bremer Beamten künftig ohne Umweg direkt abfragen. Sollte der Besitzer des Wagens seine Fahrzeugsteuer nicht bezahlt haben, zeigt das Gerät auch das an: Die Kennzeichen können sofort entsiegelt werden, das Auto wird stillgelegt.

    Doch die mobilen Abfragegeräte von PolMobil sollen noch zusätzliche Informationen bieten, die sich die Polizisten bislang mühsam über Funknachfrage auf den Revieren besorgen mussten, so Holger Münch:

    Wir können feststellen, direkt aus dem Auto, ob jemand gesucht wird, ist ein Fahrzeug gestohlen, und noch mehr: Sie können auch Bilder übertragen und direkt prüfen, ist das derjenige, der vor mir steht.

    Die Polizisten können aber nicht nur Daten abrufen, sondern auch eingeben. Bei größeren Verkehrsunfällen will die Bremer Polizei mit einem Mobil-Büro anrücken. Dort sollen sämtliche Zeugenbefragungen dann online fixiert werden. Die Aussagen könnten dann - falls nötig - ohne weitere Bearbeitung direkt an die Staatsanwaltschaft gehen. Ein Aktenvorgang wäre überflüssig, Auch die so genannten nachrangigen Einsätze will die Polizei jetzt mit PolMobil koordinieren. Die Ermittlung eines Rotlichtsünders zum Beispiel könnten freie Streifenwagen dann übernehmen, wenn sie gerade Zeit haben. Die nötigen Unterlagen kommen über die Datenleitung. Das Ganze funktioniert quasi wie ein mobiles Intranet, sagt der Entwickler Jörg-Michael Hasemann von T-Systems:

    Die Vernetzung erfolgt über fast traditionelle Mobilfunktechnik, wobei wir uns auf GPRS und später UMTS stützen. GPRS ist der digitale Mobilfunk mit hoher Bandbreite und Funktionalitäten wie Always-on, das heißt, das Endgerät ist ständig im Netz eingebucht.

    Die Experten sehen einen weiteren Vorteil bei der Benutzung der Mobilfunknetze: Im Gegensatz zum herkömmlichen Polizeifunk kann man diese nicht abhören.