Archiv


Streit um Islam-Buch?

Seit wenigen Tagen gibt es ein Buch, im Eichborn Verlag, das heißt ''Der Krieg in unseren Städten. Wie radikale Islamisten Deutschland unterwandern''. Der Autor ist Udo Ulfkotte. Ulfkotte geht in seinem Buch Verflechtungen gewaltbereiter Islamisten in Deutschland nach, die sich - als friedliche Muslime getarnt - in islamischen Gemeinschaften verbergen und die innere Sicherheit bedrohen. Zwei islamische Vereinigungen, haben den Eichborn Verlag aufgefordert, mehrere Behauptungen in Ulfkottes Buch zu unterlassen. Die Frist dazu ist abgelaufen, der Verlag rechnet nun mit einer Einstweiligen Verfügung.

Klaus Below im Gespräch |
    Schmitz: Der Journalist und ARD-Fernsehkorrespondent Klaus Below hat das Buch ''Der Krieg in unseren Städten'' von Udo Ulfkotte gelesen. Halten Sie die Forderungen der beiden islamischen Vereinigungen für gerechtfertigt?

    Below: Das ist genauso, wie Sie sagen. Nach dieser Lektüre halte ich diese Forderung für überhaupt nicht berechtigt. Ich möchte auch sagen, warum nicht. Udo Ulfkotte hat teilweise in Boulevardsprache, aber auch sehr deutlich und sehr sorgfältig schon im Hinblick darauf, dass es Schwierigkeiten geben könnte, nachgewiesen, welche Netzwerke es dort gibt. Er hat allerdings nicht, und das muss er ja auch nicht, seine Quellen preisgegeben. Er hat nur teilweise angedeutet, woher er alle diese Informationen über Jahre gesammelt hat.

    Schmitz: Aber er nennt schon Namen.

    Below: Er nennt da Namen, wo er glaubt, die Dinge nachweisen zu können. Es heißt zum Beispiel im Vorwort: ' Der islamistische Staat, im deutschen Staat, im 'Milli Görüs'. Diese Vereinigung beschreibt er relativ genau auf Seite 58 und stellt dort dieses Tarnungskonzept, wie er es nennt, dem Leser zur Verfügung. Außerdem nennt er mit diesem Netzwerk Namen aus der türkischen Politik sowie die familiären Zusammenhänge zwischen dem Gründungsvater und Onkel. Der heutige Vorsitzende von Milli Görüs ist bezeichnender Weise der früherer türkische Ministerpräsident Erbakan, der, wie Sie ja wissen, wegen seiner extremistischen Haltung in der Türkei mit einem Politikverbot belegt wurde.

    Schmitz: Das heißt, Ulfkotte macht die islamistische Unterwanderung islamischer Gemeinschaften durchaus glaubwürdig?

    Below: Das ist richtig. Ich bin an dieses Buch mit sehr viel Skepsis herangegangen. Das muss ich ehrlicherweise sagen. Ich habe aber auch mit zunehmendem Interesse und mit zunehmender Verwunderung gelesen, dass diese Dinge so belegt werden. Er ist auch sehr vorsichtig. Da, wo er offensichtlich Dinge vermutet, sagt er es auch. Dort, wo er Belege hat, nennt er sie. Da, wo er juristische Probleme auf sich zukommen sieht, obwohl er, wie er mir im Gespräch gesagt hat, auch dafür Beweise hätte, auch im Zusammenhang mit dem Bundeskriminalamt, muss er sich bedeckt halten.

    Schmitz: Das heißt, die heftigen Reaktionen der beiden islamischen Vereinigungen zeigen schon, dass Ulfkotte ins Schwarze getroffen hat.

    Below: Genauso ist es. Er hat meiner Meinung nach absolut ins Schwarze getroffen. Ich weiß nicht, ob Sie das Buch schon einmal in der Hand hatten. Wenn Sie den Schutzumschlag runternehmen und aufklappen, dann hat er auf einem DINA3-Bogen die ganzen Netzwerke beziehungsweise die Strafen, die Vereine, die Personen dargestellt. Jeder kann also parallel zum Buch dort mit dem Finger wie auf einem Spielblatt nach verfolgen, wer mit wem und mit was zusammenhängt.

    Schmitz: Liegen diesem Protest möglicherweise auch Verständigungsschwierigkeiten grundsätzlicher Art zu Grunde? Gibt es zum Beispiel unterschiedliche Vorstellungen darüber, was schicklich ist und was unschicklich ist? Geht es hier vielleicht eher um Formen, die die islamischen Gruppen zum Protest veranlasst haben könnten? Was meinen Sie?

    Below: Ich tue mich schwer, darauf eine deutliche klare Antwort zu geben. Ich würde schon sagen, dass es in der unterschiedlichen Inhaltsbewertung von Formulierungen und Worten einen kulturellen Unterschied gibt. Das ist aber nicht in dem Wort 'Fakten' verinhaltlicht. Das heißt, Fakten bleiben Fakten, ob jetzt in türkischer oder anderer Sprache. Es ist ja nicht so wie im Griechischen, wo es kein richtiges Wort für Wahrheit gibt und wo viele Bedeutung eine Doppelbedeutung haben. So ist es hier ja nicht.

    Schmitz: Sie sagen doch, dass Ulfkotte durchaus einen saloppen Ton anschlägt. Ist der vielleicht etwas beleidigend?

    Below: Nein, da bin ich missverstanden worden, wenn ich das so gesagt habe. Es ist sprachlich mit leichter Hand geschrieben. Ich meine damit, dass es nicht hoch wissenschaftlich formuliert oder verklausuliert ist. Es ist gut und leicht zu lesen. Das habe ich damit gemeint.

    Link: mehr ...

    1042.html