Besuch beim Kernkraftwerk Isar 1, in der Nähe von Landshut. Der Ausbildungsleiter für das Schichtpersonal, Thomas Hirmer, führt durch die Kraftwerkswarte, einen rund 80 Quadratmeter großen Raum mit meterlangen Bedienungspulten. Die ganze Wand ist voll mit Anzeigen, Warnleuchten, Drehreglern und Knöpfen. Ein Dutzend Monitore informieren über Temperatur, Druck, Füllstand des Reaktordruckbehälters und vieles mehr. Ein Mann sitzt am Reaktorfahrerpult, dem zentralen Instrument zum Steuern eines Kernkraftwerks. Im Raum herrscht Betriebsamkeit, und wenn eines der vielen Anzeigeinstrumente nicht null Megawatt Strom anzeigen würde, wäre nicht zu erkennen, dass Isar 1 zurzeit keinen Strom erzeugt.
"Wenn Sie mal da auf die Anlagenübersicht schauen, da sehen Sie oben MW Brutto Null. Und minus acht MW Netto, das ist also momentan die Leistung, die wir aufnehmen, das ist also die vom Kraftwerk benötigte Leistung für die Pumpen, die wir betreiben, für das Licht und für alle elektrischen Verbraucher einfach."
Strom benötigt das Kernkraftwerk Isar 1 zurzeit für den sogenannten Abfahrkühlbetrieb, 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche. Genau so viel Strom, wie ein ICE braucht, wenn er mit 300 Kilometern pro Stunde fährt. Betrieben werden müssen im Kernkraftwerk zum Beispiel die Pumpen, die Kühlwasser in den Reaktordruckbehälter fördern, kurz RDB. Die Kettenreaktion im RDB ist zwar seit zweieinhalb Monaten unterbrochen. Doch die Brennstäbe erzeugen immer noch Wärme, die sogenannte Nachzerfallswärme. Tausende Liter Wasser fließen pro Stunde im ersten Wasserkreislauf durch den Reaktordruckbehälter. Der zweite befördert kaltes Wasser aus dem Fluss Isar, dieses kühlt über einen Wärmetauscher das warme Wasser aus dem Reaktor. Zurzeit ist einer von vier Kühlkreisläufen in Betrieb, die anderen dienen als Reserve, wenn ein Kreislauf ausfällt.
"Wir saugen also aus dem RDB das Wasser an, fördern es durch den Kühler und fördern es wieder zurück in den Reaktordruckbehälter mit aktuell 100 Kilo pro Sekunde. Die maximale Menge, die wir fahren könnten, sind 300 Kilo pro Sekunde, aber die Nachzerfallsleistung ist jetzt so weit abgeklungen, dass diese 100 Kilo pro Sekunde ausreichen, um eine Temperatur von... was haben wir aktuell? 27 Grad Celsius, ja, im Reaktordruckbehälter."
Mit jedem Tag, an dem ein Kernkraftwerk nicht am Netz ist, wird die Nachzerfallswärme geringer. Nach einem Monat beträgt sie noch 0,4 Prozent der Wärme, die im Leistungsbetrieb erzeugt wird. Zum Vergleich: Mit der aktuellen Nachzerfallswärme könnte Isar 1 in einer Minute rund 1500 Liter Wasser zum Kochen bringen. Die Wärme lässt nach, wie aber entwickeln sich die radioaktiven Stoffe im abgeschalteten Kraftwerk? Hans-Josef Allelein, Professor für Reaktorsicherheit an der RWTH Aachen:
"Natürlich verlieren wir mit jedem Tag, wo wir keine neuen Spaltungen vornehmen, die kurzlebigen Isotope, als Beispiel das Iod-131, was in der Öffentlichkeit viel diskutiert worden ist [...] aber die langlebigen sind da und das Gefährdungspotenzial ist auch da, das heißt, es ist graduell niedriger, aber bei weitem nicht ungefährlich."
Thomas Hirmer führt durch den Maschinenraum. Weil Isar 1 ein Siedewasserreaktor ist, werden die Turbinen von Dampf angetrieben, der direkt aus dem Reaktor kommt. Im Leistungsbetrieb ist das Maschinenhaus Sperrzone, denn der Dampf transportiert den radioaktiven Stickstoff-16. Thomas Hirmer zeigt auf den Kondensator, der den Dampf aus dem Reaktor wieder verflüssigt, nachdem er die Generatorturbine angetrieben hat. Die Luken des Kondensators sind geöffnet, die Anlagen befinden sich im sogenannten Konservierungszustand. Sie sollen nicht rosten.
"Das heißt, es sind Systeme geöffnet und da sind Trockner angeschlossen, es wird also warme eingeblasen und wird über Trocknungsgeräte entfeuchtet."
Vier Wochen haben die Arbeiter gebraucht, um alle Anlagenteile mit Trocknungsgeräten auszustatten. So lange würde es auch dauern, sie wieder abzubauen und Isar 1 in Betrieb zu nehmen, was theoretisch während der nächsten zehn Jahre noch möglich ist. Bleibt die Frage, ob es wirtschaftlich sinnvoll ist. Denn jeder Tag, an dem Isar 1 keinen Strom liefert, kostet mehrere hunderttausend Euro. Sollte Isar 1 nie wieder ans Netz gehen, wird das Kraftwerk irgendwann zurückgebaut. Damit kann jedoch frühestens in drei Jahren begonnen werden. So lange müssen die Brennstäbe noch mit Wasser gekühlt werden. Dann sind sie so weit abgeklungen, dass sie im Castor-Behälter, trocken gelagert, ins Zwischenlager können.
"Wenn Sie mal da auf die Anlagenübersicht schauen, da sehen Sie oben MW Brutto Null. Und minus acht MW Netto, das ist also momentan die Leistung, die wir aufnehmen, das ist also die vom Kraftwerk benötigte Leistung für die Pumpen, die wir betreiben, für das Licht und für alle elektrischen Verbraucher einfach."
Strom benötigt das Kernkraftwerk Isar 1 zurzeit für den sogenannten Abfahrkühlbetrieb, 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche. Genau so viel Strom, wie ein ICE braucht, wenn er mit 300 Kilometern pro Stunde fährt. Betrieben werden müssen im Kernkraftwerk zum Beispiel die Pumpen, die Kühlwasser in den Reaktordruckbehälter fördern, kurz RDB. Die Kettenreaktion im RDB ist zwar seit zweieinhalb Monaten unterbrochen. Doch die Brennstäbe erzeugen immer noch Wärme, die sogenannte Nachzerfallswärme. Tausende Liter Wasser fließen pro Stunde im ersten Wasserkreislauf durch den Reaktordruckbehälter. Der zweite befördert kaltes Wasser aus dem Fluss Isar, dieses kühlt über einen Wärmetauscher das warme Wasser aus dem Reaktor. Zurzeit ist einer von vier Kühlkreisläufen in Betrieb, die anderen dienen als Reserve, wenn ein Kreislauf ausfällt.
"Wir saugen also aus dem RDB das Wasser an, fördern es durch den Kühler und fördern es wieder zurück in den Reaktordruckbehälter mit aktuell 100 Kilo pro Sekunde. Die maximale Menge, die wir fahren könnten, sind 300 Kilo pro Sekunde, aber die Nachzerfallsleistung ist jetzt so weit abgeklungen, dass diese 100 Kilo pro Sekunde ausreichen, um eine Temperatur von... was haben wir aktuell? 27 Grad Celsius, ja, im Reaktordruckbehälter."
Mit jedem Tag, an dem ein Kernkraftwerk nicht am Netz ist, wird die Nachzerfallswärme geringer. Nach einem Monat beträgt sie noch 0,4 Prozent der Wärme, die im Leistungsbetrieb erzeugt wird. Zum Vergleich: Mit der aktuellen Nachzerfallswärme könnte Isar 1 in einer Minute rund 1500 Liter Wasser zum Kochen bringen. Die Wärme lässt nach, wie aber entwickeln sich die radioaktiven Stoffe im abgeschalteten Kraftwerk? Hans-Josef Allelein, Professor für Reaktorsicherheit an der RWTH Aachen:
"Natürlich verlieren wir mit jedem Tag, wo wir keine neuen Spaltungen vornehmen, die kurzlebigen Isotope, als Beispiel das Iod-131, was in der Öffentlichkeit viel diskutiert worden ist [...] aber die langlebigen sind da und das Gefährdungspotenzial ist auch da, das heißt, es ist graduell niedriger, aber bei weitem nicht ungefährlich."
Thomas Hirmer führt durch den Maschinenraum. Weil Isar 1 ein Siedewasserreaktor ist, werden die Turbinen von Dampf angetrieben, der direkt aus dem Reaktor kommt. Im Leistungsbetrieb ist das Maschinenhaus Sperrzone, denn der Dampf transportiert den radioaktiven Stickstoff-16. Thomas Hirmer zeigt auf den Kondensator, der den Dampf aus dem Reaktor wieder verflüssigt, nachdem er die Generatorturbine angetrieben hat. Die Luken des Kondensators sind geöffnet, die Anlagen befinden sich im sogenannten Konservierungszustand. Sie sollen nicht rosten.
"Das heißt, es sind Systeme geöffnet und da sind Trockner angeschlossen, es wird also warme eingeblasen und wird über Trocknungsgeräte entfeuchtet."
Vier Wochen haben die Arbeiter gebraucht, um alle Anlagenteile mit Trocknungsgeräten auszustatten. So lange würde es auch dauern, sie wieder abzubauen und Isar 1 in Betrieb zu nehmen, was theoretisch während der nächsten zehn Jahre noch möglich ist. Bleibt die Frage, ob es wirtschaftlich sinnvoll ist. Denn jeder Tag, an dem Isar 1 keinen Strom liefert, kostet mehrere hunderttausend Euro. Sollte Isar 1 nie wieder ans Netz gehen, wird das Kraftwerk irgendwann zurückgebaut. Damit kann jedoch frühestens in drei Jahren begonnen werden. So lange müssen die Brennstäbe noch mit Wasser gekühlt werden. Dann sind sie so weit abgeklungen, dass sie im Castor-Behälter, trocken gelagert, ins Zwischenlager können.