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Studentenjob am Südseestrand

Warum nicht da arbeiten, wo andere Urlaub machen - in Italien, auf Mallorca oder in Ägypten? Viele Reiseanbieter suchen deutschsprachige Animateure. Für Studenten und Schüler kann dies ein guter Ferienjob sein. Auf der Reisemesse ITB in Berlin wurde ein Bewerbercamp für Interessierte angeboten.

Von Daniela Siebert |
    "Ich will das eigentlich gar nicht werden. Ich hab nur einen Job gesucht und würde gerne nach Spanien gehen, deshalb."

    Sophie studiert Angewandte Freizeitwissenschaft in Bremen. Weil sie in Lateinamerika im Kinderheim gearbeitet hat, möchte sie als Animateurin ausprobieren, was man mit Kindern noch alles machen kann. Und auch Pelin, die in Berlin Mathe und Arbeitslehre studiert, würde gerne mal als Animateurin jobben:

    "Weil mir das unheimlich viel Spaß macht, mit Kindern zu arbeiten. Und ich studiere auch auf Lehramt gerade - und da ist es halt eine Erfahrung, mal das zu lernen, mit Kindern zu arbeiten."

    Allerdings ist Arbeiten da, wo andere Ferien machen, nicht immer wirklich ein Traumjob. Denn Animateure arbeiten sechs oder sieben Tage pro Woche. Und die Arbeitstage sind lang, erklärt die erfahrene Animateurin Yvonne Laga den Studentinnen auf der ITB:

    "Es ist so, dass ihr davon ausgehen könnt, dass ein Tag unter zwölf Stunden selten abläuft - und dass ihr meistens von 15 Stunden ausgehen könnt. Das ist natürlich nicht völlig ohne Pausen, aber so einen Tag beginnt ungefähr um neun Uhr für Dich."

    Egal ob Unterhaltungs-, Fitness-, Kinder-, Erwachsenen- oder Allroundanimateur - im Allgemeinen sollen die Animateure die Gäste auch bei den Mahlzeiten am Tisch unterhalten, abends noch ein kleines Bühnenprogramm zaubern und bis Mitternacht steht noch "Gästekontakt" auf dem Programm. Vielschläfer haben also keine Chance.

    Genauso wenig Schüchterne oder Menschen, denen beim Smalltalk schon bald nichts mehr einfällt.

    "Man muss aufgeschlossen sein, man muss auf Menschen zugehen, man muss auch so ein bisschen weltoffen sein, keine Angst haben, allein ins Ausland zu gehen. Sonst: Sie sollten natürlich in ihrem Tätigkeitsbereich Vorkenntnisse haben","

    sagt Alexander Lukas, der für Rewe-Touristik Animateure sucht. Er rekrutiert sehr oft Abiturienten und Studierende. Auch Markus Neiken von Alltours heuert gerne Studierende an:

    ""Mindesteinsatzzeit ist bei uns zwei Monate, das würde dann ja ganz gut in die Semesterferien passen. Und wir haben auch viele Studenten, die das immer wieder machen, jetzt schon seit drei, vier Jahren, bis sie dann endlich mal fertig sind mit dem Studium."

    Die Saison geht von Mai bis Oktober. Die kann man voll mitnehmen oder auch einfach in den Semesterferien jobben. Wer weniger als dreieinhalb Monate arbeitet, verdient bei Alltours 750 Euro brutto im Monat. Kost und Logis im Doppelzimmer sind frei. Allerdings müssen Studierende, die nur in den Semesterferien Animateure sein wollen, ihre Sozialversicherungsbeiträge vorher hinterlegen, erklärt Monik Heiden von Alltours:

    "Wir müssen prüfen, ob die wirklich nur in den Semesterferien tätig sind, weil: Wenn ein Tag überschritten wird, haben wir ein Problem mit den Krankenkassen, weil die dann die Beiträge haben wollen. Deswegen entrichten die die bei uns am Anfang und kriegen die am Ende zurückerstattet, wenn alles klar geht mit den Semesterferien."

    Bei Rewe-Touristik, wie bei vielen anderen Reiseunternehmen auch, werden den Animateuren nur Verträge nach Schweizer Recht ausgestellt. Da gelten etwas andere Regeln, das muss aber kein Nachteil sein. Auf jeden Fall sollte man genau schauen, für wen man arbeitet, rät Alexander Hass, der die Internetseite animateure.de betreibt, und warnt vor schwarzen Schafen in der Branche:

    "Viele Anbieter, die versprechen einem Arbeitsverträge erst dann im Land! So nach dem Motto: Flieg mal hin, kümmere dich mal um einen Flug da und da hin, und da raten wir ganz klar: Vorsicht! Finger weg! Wenn ich einen Vertrag nicht zuhause habe, übersetzt zuhause habe, dass man sich dann darauf nicht einlässt. Also nicht auf Anzeigen reagieren, wo drinsteht: Heute anrufen, morgen im Süden arbeiten."

    Die großen seriösen Reise-Anbieter führen oft Castings durch, um ihre Animateure zu rekrutieren. Dabei werden auch ihre Teamfähigkeit und Qualitäten als Entertainer getestet. Markus Neiken von Alltours

    "Eine Aufgabe wäre zum Beispiel, dass man innerhalb der Gruppe einen Tag für die Gäste entwirft, einen Motto-Tag oder eine Olympiade, da geht es dann einmal darum, die Kreativität zu zeigen, das umzusetzen und nachher dann eben auch das zu präsentieren."

    Da die Animateure meist mit deutschsprachigen Urlaubern zu tun habe, sind Fremdsprachenkenntnisse nicht so wichtig.

    Fazit: Wem lange Arbeitszeiten für wenig Geld nichts ausmachen, für den kann Animation tatsächlich ein Traumjob sein. Sophie und Pelin jedenfalls haben sich von diesen Aussichten nicht abschrecken lassen.

    "Ich würde das ja eh nur in den Semesterferien machen, also für zwei Monate - und das als Erfahrungssuche machen. Ich würde es auf keinen Fall beruflich machen."

    "Nein, das stört mich nicht, denn man macht ja sozusagen auch Urlaub. Man ist in der Sonne die ganze Zeit, am Strand, man ist ja mit den Leuten, die Urlaub machen. Also ist man ja in diesem Feeling mit drin."