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Studentenwohnungen in Berlin
Schickes Wohnen im Container

Die Mieten in Berlin steigen, die Wohnheime für Studenten sind voll. Ein Berliner Investor hat sich in Amsterdam inspirieren lassen und baut ein Containerdorf für Studenten. Jetzt sind endlich die ersten 20 Wohnungen fertig - und die Mieter zufrieden.

Von Verena Kemna | 25.04.2014
    Die Computergrafik zeigt das fertige Containerdorf in Berlin-Plänterwald
    Die Computergrafik zeigt das fertige Containerdorf in Berlin-Plänterwald (Picture Alliance / dpa / Holzer Kobler Architekturen GmbH)
    Nein, der Plänterwald im Berliner Südosten ist keine hippe Studentengegend. Da gibt es keine Kneipen, keine Cafés - stattdessen einen Supermarkt mit Parkplatz und ein brachliegendes Baugrundstück. Zwanzig Überseecontainer stehen in vier Lagen übereinandergestapelt, direkt an der Straße. Viele Monate später als geplant konnten die ersten zwölf Studierenden endlich einziehen. Investor Jörg Duske, 51 Jahre alt, lehnt im ersten Stockwerk an einem Geländer mit bunten Blumenkübeln aus Plastik. Treppen und Verbindungsgänge zwischen den Containermodulen sind aus durchsichtigen Metallgittern. Der Mann mit der giftgrünen Brille beobachtet die letzten Schweißarbeiten. Jörg Duske strahlt, über die vielen Bauverzögerungen will er am liebsten gar nicht sprechen:
    "Wir haben letztlich drauf los gebaut, um dieses Bauwerk fertigzumachen. Es lief nach einem groben Plan, jedes Detail musste hier vor Ort entschieden und gelöst werden und das ist uns ja dann doch irgendwie gelungen, Gott sei Dank."
    Jörg Duske blickt auf das brachliegende Grundstück, hinter den ersten Containermodulen und erzählt von Schwimmteichen, begrünten Terrassen, Pflanzen- und Blumenbeeten. Über 300 Apartments für 400 Studierende sollen hier einmal stehen. Für Jörg Duske ist die Zukunft bereits Gegenwart. Er beschreibt, was noch gar nicht zu sehen ist:
    "Also die Gemeinschaft wird sich in jedem Fall ergeben. Wir tun alles, damit man sich hier trifft und im Sommer, wenn das Wetter schön ist, kann man grillen und chillen, es ist massig viel grüne Wiese hier. Es gibt eine Kletterwand, eine Boulebahn. Es gibt alles, was Spaß macht und sogar einen kleinen Teich zum Schwimmen."
    390 Euro Miete warm inklusive WLAN
    Von Visionen hat Kathrin Wolf aus Hamburg erst einmal genug. Sie studiert Museumsmanagement und Kommunikation an der Hochschule für Technik und Wirtschaft in Oberschöneweide und ist glücklich, dass sie nun endlich in ihrem Container wohnen kann. Immer wieder wurde sie vertröstet, immer wieder hat sich der Einzugstermin verschoben. Dabei hatte sie sich als eine der ersten schon im letzten Frühjahr für das Containerdorf beworben. 390 Euro Miete inklusive Heizung, Strom und WLAN. Ein gutes Angebot, meint Kathrin Wolf. Ihr Apartment liegt ganz oben, zweieinhalb Meter breit, fast drei Meter hoch und zwölf Meter lang. Klein, aber mein, sagt sie und öffnet die gläserne Eingangstür. Da stehen weiße Bücherregale. Dahinter, das Badezimmer mit Schiebetür. Kathrin Wolf:
    "Ich finde die Dusche ganz toll, die ist ziemlich geräumig, für so eine kleine Wohnung, so eine große Dusche und ansonsten habe ich hier alles, was ich brauche: ein Waschbecken, einen Schrank, Licht. Das funktioniert soweit alles ganz gut."
    Alle Container sind gedämmt, haben einen Boden aus Gussbeton. Außen schützt der Rost vor Witterung, die glatten isolierten Wände innen sind je nach Wunschfarbe der Studierenden gestrichen. Kathrin Wolf hat sich für türkis entschieden. Möbel musste sie nicht einkaufen, alle Container sind eingerichtet. Die Küchenzeile ist winzig, ein Tisch mit Stühlen, das Bett mit Fensterblick direkt in grünes Birkenlaub.
    "Obgleich das Haus in einer Schneise liegt, zwischen zwei S-Bahnen ist es nachts sehr ruhig."
    Sie zeigt aus dem Fenster, in der Ferne schimmert die Spitze des Berliner Fernsehturms in der Sonne:
    "Deshalb habe ich mir diesen Container ausgesucht. Es ist einer der beiden Container mit Blick dorthin. Mein Nachbar sieht das noch ein bisschen anders, aber ich habe den Blick auch."
    Dann packt sie ihre Bücher, macht sich auf den Weg zur Hochschule in Oberschöneweide. Kulturmanagement steht auf dem Stundenplan.