Wenn ein Handwerksmeister - zum Beispiel ein Bäcker - in Bayern studieren wollte, musste er bis vor einem Jahr erst einmal nachweisen, dass er nicht nur was von Semmeln und Brez'n versteht, sondern auch vom wissenschaftlichen Arbeiten. Dazu Professor Dr. Marion Schick, Präsidentin der Hochschule München:
" Früher mussten die meisten, die in Bayern studieren wollten, einen Vorkurs, ein Propädeutikum machen, und im Rahmen eines Modellversuches wurde dann getestet, wie die Meister sich an den früheren Fachhochschulen bewähren. Das Ergebnis war äußerst positiv. Deswegen gibt es jetzt seit einem Jahr die uneingeschränkte Möglichkeit für zehn Prozent der Jahrgangsbesten, an den bayerischen Fachhochschulen zu studieren. "
Doch musste erst ein glattes Jahr vergehen, bis sich die ersten Handwerksmeister auch tatsächlich an die Hochschulen trauten. Bernhard Moosburger ist einer von den 400, die in diesem Wintersemester ohne Propädeutikum zu einem fachgebundenen FH-Studium im Freistaat zugelassen wurden. Seit drei Monaten studiert der 26-Jährige an der Hochschule München BWL. Dass er einmal in einem Hörsaal sitzen würde, hätte er sich früher nie träumen lassen. Nach dem Hauptschulabschluss hatte sich der damals 15-Jährige zunächst für eine Ausbildung zur Fachkraft für Lagerwirtschaft entschieden.
" Ich muss ehrlich sagen: Damals mit der Hauptschule ist das nächste Ziel, Berufsausbildung zu machen, und man denkt nicht so weit, und man meint, man bleibt ein Leben lang in seinem Job dann drin. Man lernt einen Job, der einem 100-prozentig und ein Leben lang gefällt. Aber ändert sich auch als Person. Man will mehr, man will mehr wissen und einfach intensiver reingehen in die Materie. "
Auf die Gesellenprüfung folgte für ihn die Meisterausbildung und, weil er zu den Besten seines Prüfungsjahrgangs gehörte, die Einladung zum Meisterstudium. Bernhard Moosburger griff zu und pendelt seit Oktober zwischen der Landeshauptstadt und seinem Dorf in Niederbayern. Die Woche über wohnt er in einem Schwabinger Studentenwohnheim, nur an den Wochenenden fährt er heim. Es ist eine ganz andere Welt, in die er mit dem Studium eingetaucht ist. Spannend, aber auch schwierig:
" Es war am Anfang sehr gewöhnungsbedürftig, wenn man das vergleicht mit der Weiterbildung für den Meister. Das läuft in einem ganz anderen Rahmen ab. Bei dem Meister waren wir zu 20 in der Lerngruppe, und hier sitzt man auf einmal mit 80 Leuten in einem Riesenhörsaal. "
In einigen Fächern habe sich seine Berufserfahrung als Vorteil erwiesen. Speziell in BWL, Organisation oder Marketing kann er mit seinem Wissen aus Betriebspraxis und Meisterausbildung glänzen.
Allerdings hätten sich auch echte Bildungslücken aufgetan.
" In anderen Fächern wie zum Beispiel in Englisch oder Mathematik habe ich ein Defizit. Ich würde es jedem empfehlen, der das macht, in Mathe und Englisch Nachhilfe zu besorgen und das Defizit rauszuarbeiten. "
Seitens der Hochschule ist man jedenfalls davon überzeugt, dass Moosburger und die anderen solche Bildungslücken im Abiturwissen meistern können. Marion Schick:
" Sie waren in ihrer Berufsausbildung gut, sie waren in der Meisterabschlussprüfung gut, und sie sind bei uns im Studium gut, das heißt, der Beginn des Studiums ist kein Bruch, sondern ist eine Fortsetzung einer erfolgreichen Bildungskarriere. "
Für Bernhard Moosburger ist die nächste Station dieser erfolgreichen Bildungskarriere klar: Wenn alles glatt geht, kann er in vier Jahren sein BWL Studium an der Hochschule München mit einem Bachelor of Arts abschließen. Danach würde er gern als Controller arbeiten. Vielleicht sogar bei seinem alten Arbeitgeber. Denn der hat ihn für die Dauer seines Studiums für 5 Jahre freigestellt. In dieser Zeit bekommt er kein Gehalt, sondern lebt vom Ersparten - und hofft auf Semesterferienjobs.
" Ich habe auch einen Staplerschein, und das ist ein großer Vorteil. Grad für Ferienjobber ist das ein immenser Vorteil, wenn man einen Staplerschein hat. Die Leute werden wirklich gesucht. Von daher tue ich mich leichter auf dem Ferienjobmarkt als ein gewöhnlicher Student. "
Über einen Semesterferienjob müssen sich wohl die wenigsten der jungen Meisterinnen und Meister an den FH Sorgen machen. Auch wenn sie vielleicht keinen Staplerschein haben, bringen sie doch häufig sehr brauchbare Berufserfahrungen mit und können in ihrem Handwerk jobben. Doch nur mit Semesterjobs allein lassen sich weder die pro Semester fälligen 500 Euro Studiengebühren, noch die sonstigen Lebenskosten finanzieren. Auch kann oder mag nicht jeder sein Sparschwein dafür schlachten. Zwar gibt es auch für sie die üblichen Studiendarlehen, doch ziehen nicht wenige dem Kredit ein Doppelleben vor, in dem sie Vollzeit studieren und Teilzeit in ihrem Betrieb weiter arbeiten. Dass sich trotzdem 400 junge Meisterinnen und Meister in Bayern für ein Studium entschieden haben, liegt wohl eher an den verlockenden Berufsaussichten. Denn Handwerk mag zwar goldenen Boden haben, aber eine Karriere im Management glitzert auch ganz schön.
" Früher mussten die meisten, die in Bayern studieren wollten, einen Vorkurs, ein Propädeutikum machen, und im Rahmen eines Modellversuches wurde dann getestet, wie die Meister sich an den früheren Fachhochschulen bewähren. Das Ergebnis war äußerst positiv. Deswegen gibt es jetzt seit einem Jahr die uneingeschränkte Möglichkeit für zehn Prozent der Jahrgangsbesten, an den bayerischen Fachhochschulen zu studieren. "
Doch musste erst ein glattes Jahr vergehen, bis sich die ersten Handwerksmeister auch tatsächlich an die Hochschulen trauten. Bernhard Moosburger ist einer von den 400, die in diesem Wintersemester ohne Propädeutikum zu einem fachgebundenen FH-Studium im Freistaat zugelassen wurden. Seit drei Monaten studiert der 26-Jährige an der Hochschule München BWL. Dass er einmal in einem Hörsaal sitzen würde, hätte er sich früher nie träumen lassen. Nach dem Hauptschulabschluss hatte sich der damals 15-Jährige zunächst für eine Ausbildung zur Fachkraft für Lagerwirtschaft entschieden.
" Ich muss ehrlich sagen: Damals mit der Hauptschule ist das nächste Ziel, Berufsausbildung zu machen, und man denkt nicht so weit, und man meint, man bleibt ein Leben lang in seinem Job dann drin. Man lernt einen Job, der einem 100-prozentig und ein Leben lang gefällt. Aber ändert sich auch als Person. Man will mehr, man will mehr wissen und einfach intensiver reingehen in die Materie. "
Auf die Gesellenprüfung folgte für ihn die Meisterausbildung und, weil er zu den Besten seines Prüfungsjahrgangs gehörte, die Einladung zum Meisterstudium. Bernhard Moosburger griff zu und pendelt seit Oktober zwischen der Landeshauptstadt und seinem Dorf in Niederbayern. Die Woche über wohnt er in einem Schwabinger Studentenwohnheim, nur an den Wochenenden fährt er heim. Es ist eine ganz andere Welt, in die er mit dem Studium eingetaucht ist. Spannend, aber auch schwierig:
" Es war am Anfang sehr gewöhnungsbedürftig, wenn man das vergleicht mit der Weiterbildung für den Meister. Das läuft in einem ganz anderen Rahmen ab. Bei dem Meister waren wir zu 20 in der Lerngruppe, und hier sitzt man auf einmal mit 80 Leuten in einem Riesenhörsaal. "
In einigen Fächern habe sich seine Berufserfahrung als Vorteil erwiesen. Speziell in BWL, Organisation oder Marketing kann er mit seinem Wissen aus Betriebspraxis und Meisterausbildung glänzen.
Allerdings hätten sich auch echte Bildungslücken aufgetan.
" In anderen Fächern wie zum Beispiel in Englisch oder Mathematik habe ich ein Defizit. Ich würde es jedem empfehlen, der das macht, in Mathe und Englisch Nachhilfe zu besorgen und das Defizit rauszuarbeiten. "
Seitens der Hochschule ist man jedenfalls davon überzeugt, dass Moosburger und die anderen solche Bildungslücken im Abiturwissen meistern können. Marion Schick:
" Sie waren in ihrer Berufsausbildung gut, sie waren in der Meisterabschlussprüfung gut, und sie sind bei uns im Studium gut, das heißt, der Beginn des Studiums ist kein Bruch, sondern ist eine Fortsetzung einer erfolgreichen Bildungskarriere. "
Für Bernhard Moosburger ist die nächste Station dieser erfolgreichen Bildungskarriere klar: Wenn alles glatt geht, kann er in vier Jahren sein BWL Studium an der Hochschule München mit einem Bachelor of Arts abschließen. Danach würde er gern als Controller arbeiten. Vielleicht sogar bei seinem alten Arbeitgeber. Denn der hat ihn für die Dauer seines Studiums für 5 Jahre freigestellt. In dieser Zeit bekommt er kein Gehalt, sondern lebt vom Ersparten - und hofft auf Semesterferienjobs.
" Ich habe auch einen Staplerschein, und das ist ein großer Vorteil. Grad für Ferienjobber ist das ein immenser Vorteil, wenn man einen Staplerschein hat. Die Leute werden wirklich gesucht. Von daher tue ich mich leichter auf dem Ferienjobmarkt als ein gewöhnlicher Student. "
Über einen Semesterferienjob müssen sich wohl die wenigsten der jungen Meisterinnen und Meister an den FH Sorgen machen. Auch wenn sie vielleicht keinen Staplerschein haben, bringen sie doch häufig sehr brauchbare Berufserfahrungen mit und können in ihrem Handwerk jobben. Doch nur mit Semesterjobs allein lassen sich weder die pro Semester fälligen 500 Euro Studiengebühren, noch die sonstigen Lebenskosten finanzieren. Auch kann oder mag nicht jeder sein Sparschwein dafür schlachten. Zwar gibt es auch für sie die üblichen Studiendarlehen, doch ziehen nicht wenige dem Kredit ein Doppelleben vor, in dem sie Vollzeit studieren und Teilzeit in ihrem Betrieb weiter arbeiten. Dass sich trotzdem 400 junge Meisterinnen und Meister in Bayern für ein Studium entschieden haben, liegt wohl eher an den verlockenden Berufsaussichten. Denn Handwerk mag zwar goldenen Boden haben, aber eine Karriere im Management glitzert auch ganz schön.