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Studiengebühren, aber wie?

Professor Bert Rürup ist ein Befürworter von Studiengebühren. Gleichzeitig stellt der Wirtschaftsweise aber klar, dass das Bezahlstudium von einem Stipendien- und Studienkreditprogramm flankiert werden müsste. Der Dekan für Finanz- und Wirtschaftspolitik an der Technischen Universität Darmstadt beschreibt sein Finanzierungsmodell für Studierende so:

Von Werner Nording | 20.01.2005
    Ziel muss sein, dass niemand seine Entscheidung zu studieren abhängig machen muss von den ökonomischen Möglichkeiten oder dem Goodwill der Eltern und der Verwandten und deswegen sollte es ein Studienkreditprogramm geben, welches ohne Kreditwürdigkeitsprüfung jedem Studierfähigen die Möglichkeit eröffnet, seinen Lebensunterhalt und die dann anfallenden Studiengebühren zu finanzieren.

    Studierende aus einkommensschwachen Familien sollten Stipendien erhalten, so dass sie niedrigere Kredite aufnehmen könnten.

    Das gegenwärtige Bafög, welches aus einem Stipendien und einem Kreditanteil besteht, sollte aufgesplittet werden, der Stipendienanteil, der sich am Bedürftigkeitskriterium orientiert, sollte beibehalten werden, der Kreditanteil sollte in das allgemeine Studienkreditprogramm aufgehen, die soziale Komponente soll darin zum Tragen kommen, dass wir bestimmte Rückzahlungsmodalitäten haben, dass es bei Familiengründung oder Arbeitslosigkeit eine Stundung oder Stornierung gibt und dass nach sehr langen Zeiten sogar darauf verzichtet wird.

    Sollte das generelle Verbot von Studiengebühren fallen, geht Rürup davon aus, dass Banken sehr schnell erste Studienkreditprogramme auf dem Markt anbieten werden. Eine Reihe von Banken hätte solche Programme längst in den Schubladen.

    Diese Kredite sollten marktmäßig verzinst werden, das ist wichtig, damit es nicht zu dem kommt, was als Arbitragegeschäft bezeichnet wird, dass man einen Studienkredit aufnimmt und kauft sich davon ein Auto, d.h wir müssen schon eine marktfähige Verzinsung haben, deswegen könnte es auch für normale Geschäftsbanken interessant sein, da aber damit ein sehr hohes Ausfallrisiko verbunden ist, muss es natürlich staatliche Bürgschaften geben, denkbar wäre auch, dass die Kreditanstalt für Wideraufbau ein derartiges Kreditprogramm auflegt und es allerdings dann durch die privaten Banken vertreiben läßt, das wäre eine Möglichkeit.

    Die Studentenwerke als Vertreter der wirtschaftlichen und sozialen Belange der Studierenden halten das Rürup-Studienfinanzierungsmodell für unausgewogen. Die Schere zwischen Studierenden aus einkommensschwachen und einkommensstarken Familien öffne sich immer weiter, warnt der Generalsekretär der Deutschen Studentenwerke, Achim Mayer auf der Heyde.

    Wir wissen aus der Sozialerhebung, dass die durchschnittlichen Kosten oder Ausgaben der Studierenden bei rund 700 Euro liegen, insofern kann man für ein Studium Kosten in der Größenordnung von 42.000 Euro für ein zehnsemestriges Studium berechnen, kommen jetzt noch Studiengebühren drauf, liegt das schnell bei 50.000 Euro, wenn man dieses durch Kredite finanzieren wollte, dann wäre das eine erhebliche Vorbelastung beim Eintritt in das nachfolgende Beschäftigungssytem.

    Der Generalsekretär der Deutschen Studentenwerke warnt, dass es Jahrzehnte dauern könnte, bis das Darlehn nach dem Studium abbezahlt wäre.

    Herr Rürup schlägt ja kein zinsbegünstigtes oder zinsfreies Finanzierungssytem vor, sondern ein verzinstes und wenn Sie sich das ansehen, nehmen Sie mal das Beispiel eines Eigenheimbauers, der hat relativ schnell seine Kreditsumme inklusive Zinsen verdoppelt, das ist dann schnell bei 100 000 Euro und insofern kann man sich ausrechnen, dass das nicht nur Jahre, sondern möglicherweise mehrere Jahrzehnte dauert.

    Karlsruhe wird erst in der nächsten Woche entscheiden, ob das rot-grüne Studiengebührenverbot Bestand hat. Auch wenn die Bundesverfassungsrichter Studiengebühren in Deutschland ausschließen sollten, Rürup will in jedem Fall an seinem Finanzierungsmodell festhalten.

    Studienkredite sind für mich essentiell, um alle, die studieren wollen, in die Lage zu versetzen. In Skandinavien gibt es keine Studiengebühren, aber es gibt dort Studienkredite, das hheißt prioritär ist für mich das Studienkreditprogramm, unverzichtbar ist es, wenn es zu Studiengebühren kommt.