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Stunde der Spekulanten

Auch fünf Tage, nachdem die Finanzminister der EU in Brüssel getagt haben, sind die Sorgen um die griechischen Staatsfinanzen nicht geringer geworden. Fest steht allein, dass Griechenland noch weitaus mehr sparen muss, als es dies bisher in diversen Absichtserklärungen angekündigt hat.

Von Christoph Birnbaum | 20.02.2010
    "Griechenland kommt um neue Sparbeschlüsse nicht herum!”, konstatierte der neue EU-Währungskommissar Olli Rehn unmissverständlich. Deshalb wird der Themenkreis "Griechenland, die EU und der Euro" für unabsehbar lange Zeit eine heikle Angelegenheit bleiben. Aber auf andere Weise, als viele Beobachter dies vielleicht glauben: Denn nicht die griechischen Staatsschulden an sich sind zurzeit das große Problem. Was den Finanzministern, wie schon wenige Tage zuvor den Staatschefs der EU, größte Sorgen bereitet, sind die vielen Spekulationen an den Finanzmärkten rund um die griechischen Schuldentitel. Eben diese machen es Athen derzeit so schwer, sich dort neues Geld zu besorgen.

    Immer deutlicher wird: Die griechischen Staatsschulden und ihre Auswirkungen auf den Euro sind in erster Linie eine Verlängerung der globalen Finanzkrise, die mit der Lehman-Pleite vor zwei Jahren ihren Anfang nahm. Wir taumeln, kaum, dass wir die erste Krise gemeistert haben, bereits in die nächste - von der Finanz- über die Wirtschafts- hin zu einer veritablen Staatskrise. Und dabei trifft es die schwächsten Glieder in der EU zuerst.

    Doch gemach: Der Staatsbankrott Griechenlands, so sehr er auch in den letzten Tagen an die Wand gemalt worden ist, droht - noch - nicht. Im Gegenteil: Bis jetzt hat Athen stets alle seine Schulden bezahlt. Was wir im Moment erleben, ist eher eine Art Theaterdonner, um die griechische Regierung und vor allem auch die Hellenen selbst auf die notwendigen Sparmaßnahmen vorzubereiten. Für Ulrich Kater, Chefvolkswirt der Deka-Bank in Frankfurt ist deshalb auch klar:

    "Griechenland ist in dem Sinne nicht pleite, dass die Schuldenlast, die das Land hat, nicht abgebaut werden kann. Wir haben eine Verschuldung von etwa 120 bis 130 Prozent in Relation zum Bruttoinlandsprodukt – das haben andere Länder auch in Europa, auch in der Währungsunion bereits gehabt. Und wir haben Beispiele, wie diese Schulden auch über einen Zeitraum von zehn Jahren auch abgebaut worden sind. Belgien zum Beispiel, die mit einer Schuldenlast von 120 Prozent in die Währungsunion hineingegangen sind und nach zehn Jahren dies bereits auf 80 Prozent konsolidiert haben."

    So wird auch im April, wenn das Land wieder neues Geld braucht, Athen aller Wahrscheinlichkeit nach erneut seine Schulden bedienen können. Die letzte Staatsanleihe Griechenlands war auf dem freien Markt gleich mehrfach überzeichnet. Ein Zeichen dafür, dass das Interesse privater und vor allem auch institutioneller Investoren an griechischen Staatspapieren weiterhin groß ist - wegen der guten und gestiegenen Risikorenditen natürlich, die der griechische Staat den Anleihezeichnern inzwischen zahlen muss.

    Das eigentliche Problem Griechenlands: Wie teuer ist dieses frische Geld? Denn der Druck auf Athen kam nicht etwa von der EU-Kommission, schon gar nicht von der erst wenige Tage im Amt befindlichen neuen EU-Kommission, die den Griechen keineswegs etwa gesagt hat: Ihr dürft so nicht mehr weiter haushalten. Ganz im Gegenteil: Europa hat - wie immer bisher - im Fall Griechenlands die Augen verschlossen. Mehr noch: Trotz Stabilitätspakt, Maastrichtkriterien, Defizit-Strafverfahren und dem ausdrücklichen Verbot, anderen, in Haushaltsnöten befindlichen Staaten finanziell zu helfen – der sogenannten "No-Bail-out"-Klausel – existiert in der EU bisher kein wirklich schlüssiges Instrumentarium, wie mit Haushaltssündern auf Dauer umzugehen ist. Hat die EU am Ende Sanktionsmöglichkeiten, um Griechenland und die Griechen zum nachhaltigen Sparen zu bewegen? Jürgen Matthes, vom Institut der deutschen Wirtschaft in Köln, bezweifelt dies:

    "Letztlich ist das natürlich nur zu hoffen, dass das tatsächlich im Rahmen des Stabilitäts- und Wachstumspaktes und der Vorschriften, die wir da haben, dann möglich ist. Wir würden das aber bezweifeln, denn erneut ist es so, dass es zwar im Rahmen des Stabilitäts- und Wachstumspaktes möglich ist, Sanktionen zu verhängen, also Geldbußen Griechenland aufzuerlegen, oder ihm weniger Mittel aus dem EU-Strukturfonds zu überweisen und soweit dann einfach eine Strafe durchführen zu können und greifen lassen zu können. Aber erneut droht das Risiko, dass sich dann der Volkszorn in Griechenland gegen die EU richtet und gegen Brüssel, und wir glauben, dass wenn es hart auf hart kommt, die EU nicht die Durchsetzungskraft haben wird, die nötig ist, um Griechenland zu dem zu zwingen, was das Land wieder auf einen vernünftigen, stabilitätsorientierten fiskalischen Pfad zurückführt."

    Der eigentliche Druck auf Griechenland kam nämlich von den Finanzmärkten. Und das zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt, kurz nachdem sie sich von den Konvulsionen der Finanzkrise wieder zu erholen begannen. Noch einmal Ulrich Kater, Chefvolkswirt der Deka-Bank:

    "Nach dieser sehr, sehr schweren Finanzkrise, die das Vertrauen sehr stark erschüttert hat, sehr stark Misstrauen gesät hat, welches die Finanzmärkte eben in einen Modus versetzt hat, die Refinanzierung dieser Schulden eben nicht mehr vorzunehmen und eben jetzt zwei Signale benötigen, diese Refinanzierung eben wieder aufzunehmen. Einmal von Griechenland selber, den Schuldenkurs zu ändern. Zum anderen aber auch von der Weltwirtschaft eine zunehmende Beruhigung und Stabilisierung der Weltwirtschaft wird auch die Risikobereitschaft der Finanzmärkte generell wieder auf ein Normalmaß heben, sodass wir dann eben auch wieder eine normale Staatsfinanzierung auch wieder voraussetzen können. Dieser Normalzustand ist gegenwärtig unterbrochen."

    Den Finanzmärkten gegenüber muss Athen also glaubhaft machen, dass man es ernst meint mit den notwendigen Reformen, um sich am freien Geldmarkt – wieder refinanzieren zu können, und nicht etwa auf Kosten der EU. Das ist die Kardinalfrage – und die eigentliche Ursache des Drucks, den Brüssel gegenüber Athen aufbaut.

    Doch kann ein Land wie Griechenland, trotz der vielen Versprechungen, die Ministerpräsident Giorgio Papandreou bereits abgegeben hat, die Märkte überzeugen? Jürgen von Hagen, Direktor am Bonner Institut für Internationale Wirtschaftspolitik ist mehr als skeptisch, was die Ankündigungen von Papandreou angeht, das Staatsdefizit in wenigen Jahren wieder unter die Drei-Prozent-Marke zu drücken .

    "Nein, das halte ich für völligen Unsinn. Man kann nicht innerhalb von zwei oder drei Jahren ein Defizit von über zwölf Prozent auf unter drei Prozent bringen. Insofern ist diese Äußerung, genauso wie das, was jetzt von der Kommission geäußert wurde, auch völlig unglaubwürdig. Es käme vielmehr darauf an, ein mittelfristiges Programm vorzulegen, in dem dann allmählich eine Rückführung der Defizite vorgesehen ist."

    Genau darauf setzen EU-Kommissionschef Barroso, Frankreichs Staatspräsident Nicholas Sarkozy und die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel. Deshalb gab es auch auf dem EU-Gipfel vor eineinhalb Wochen in Brüssel keine konkreten Finanzzusagen für Griechenland und nur ein eher allgemein gehaltenes Versprechen, die Griechen - wenn es denn noch schlimmer kommen sollte - am Ende nicht im Stich zu lassen. Und auch die Finanzminister haben sich Anfang der Woche bedeckt gehalten, wie sie Griechenland und den anderen in Not geratenen europäischen Peripheriestaaten helfen wollen. Für diese haben die Finanzmärkte einen bezeichnenden englischsprachigen Namen gefunden: die "PIGS" – zu Deutsch: die Schweine – nach den Anfangsbuchstaben der größten Schuldentreiber in der EU: P wie Portugal, I wie Irland, G wie Griechenland und S wie Spanien.

    Genau dort aber – an den Finanzmärkten – herrschen gänzlich andere Gesetzmäßigkeiten als in der Politik. Es wird – wieder einmal – spekuliert - nicht etwa gegen Griechenland, sondern gegen den Euro als der weltweit zweitwichtigsten Währung, die nun unter Druck gerät.

    Und es wird mit allem spekuliert – mit den Risikoprämien für Staatsanleihen ebenso wie mit den Staatsanleihen selbst und vor allem auch mit dem Kurs des Euros. Auf genau die gleiche Art, wie vor gut zwei Jahren auf die faulen Kredite amerikanischer Immobilienfinanzierer spekuliert wurde. Das wiederum bedeutet: Die Welt-Finanzmärkte und ihre Akteure haben rein gar nichts aus den letzten beiden Jahren gelernt.

    Und noch immer gibt es viel zu wenige Menschen, vor allem in der Politik, die verstehen, was sich an den Finanzmärkten abspielt. Denn es geht nicht um die Frage, ob man den EU-Partner Griechenland hängen lassen soll oder nicht. Es geht noch nicht einmal um Solidarität in Europa. Auf der Agenda steht vielmehr, eine erneute - weit aus schlimmere - Wiederholung der Finanzkrise zu verhindern.

    Denn die Spekulanten sind wieder da. Um ihr Handeln zu verstehen, muss man ein wenig in das komplizierte Börsengeschehen eintauchen.

    Spekuliert wird überwiegend mit synthetischen Finanzprodukten – sogenannten Derivaten. Diese Transaktionen finden vor allem im Interbankenhandel, zunehmend aber auch an organisierten Terminbörsen wie der Chicago Mercantile Exchange (CME) statt. Womit da eigentlich gehandelt wird, entzieht sich dem Verständnis normaler Sparer - und genau das ist auch Absicht. Denn Spekulationen und diejenigen, die sie betreiben, meiden die Öffentlichkeit. Deshalb tragen die Finanztitel auch so schöne, dem Laien unverständliche Namen wie Swaps, Forwards, Optionen und Futures. Eine kleine Börsen-Kunde ist nötig, um sie wenigstens ansatzweise zu verstehen:

    Währungsswaps sind Tauschgeschäfte, bei denen Investoren sich Geld in Währung A leihen, es verkaufen und den Ertrag in Währung B investieren. Wenn Währung A im Kurs fällt, können sie das geliehene Geld billiger zurückgeben. "Swaptions" sind Optionsgeschäfte auf Swaps - also eine doppelte Spekulation.

    Unter "Forwards" versteht man freie Vereinbarungen, bei denen zwei Parteien den Kauf und Verkauf einer Währung zu einer bestimmten Zeit in der Zukunft zu einem vorab fixierten Preis verabreden.

    "Futures" sind standardisierte, an Börsen handelbare Kontrakte, bei denen zwei Parteien den Kauf und Verkauf einer Währung zu einer bestimmten Zeit in der Zukunft zu einem fixen Preis und in einer fixen Menge vereinbaren.

    Allen diesen Spekulationsgeschäften ist eines gemeinsam: Bares Geld braucht man nur für einen geringen Teil des dem Geschäft zugrunde liegenden Geldwertes einzusetzen. Materielle Gegenwerte stehen all dem sowieso nicht gegenüber. Was wir in den letzten Tagen und Wochen an den Börsen erlebt haben, ist das, was im Zusammenhang mit der "Heuschrecken-Debatte" als "Leerverkäufe" traurige Berühmtheit erlangte. Der Trick: Durch diese Leerverkäufe, die eigentlich gar keine richtigen sind, fallen die Kurse, egal ob der Käufer die Anleihe besitzt oder nicht. Steigt unter den Käufern die Angst, dass sie ihr Geld nicht mehr zurückbekommen, sinkt ihr Vertrauen und der Preis fällt. Hedgefonds, Währungsfonds und private Spekulanten nutzen dabei die Vorteile dieser Instrumente und Märkte, um mit geringem eigenem Einsatz auf Veränderungen der Währungskurse zu spekulieren.

    Zu mehr als 95 Prozent werden solche Devisen-Derivate dabei im direkten Handel zwischen Banken und großen Finanzinstituten im sogenannten Interbankenmarkt abgewickelt - weitgehend unreguliert. Das zeigen die Statistiken der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ). Bereits seit einem halben Jahr berichtet die Terminbörse CME immer wieder von Rekordumsätzen im Geschäft mit Devisen-Derivaten. Ein großer Teil dieses Geschäfts findet dabei im Währungspaar Euro/Dollar statt. Gerade hier war zuletzt eine zunehmende Bereitschaft der Marktteilnehmer zu erkennen, auf eine Schwächung des Euro-Kurses zu spekulieren. Im Januar erreichten die Transaktionen mit 820.000 Kontrakten am Tag - im Nominalwert von insgesamt 108 Mrd. Dollar - einen neuen Spitzenwert: im Vergleich zum Januar 2009 eine Steigerung um 78 Prozent.

    In der Finanzwelt werden solche Investmentstrategien als wichtiges Stimmungsbarometer für den künftig zu erwartenden Kurstrend einer Währung betrachtet. Noch vor wenigen Wochen hatte die Mehrheit der Marktteilnehmer an der CME auf einen weiteren Verfall des Dollar-Kurses spekuliert. Mit Griechenland und seinen Schuldenproblemen begannen dann sofort die Wetten auf einen sinkenden Euro. Mit Erfolg. Ulrich Kater, Chefvolkswirt der Dekabank:

    "Die Situation rund um Griechenland hat den europäischen Kapitalmarkt eindeutig beeinflusst. Der Euro hat – sichtbarerweise – rund zehn Cent gegenüber dem Dollar an Wert verloren. Die Staatsanleihen Griechenlands haben erhebliche Renditeaufschläge erfahren. Umgekehrt haben die Staatsanleihen Deutschlands und anderer leistungsfähiger Länder einen Rückgang erfahren. Das bedeutet also die Form des 'sicheren Hafens' angenommen. Und das sind eindeutig Auswirkungen, die aus der prekären Re-Finanzierungslage in Griechenland hervorgehen."

    Mit Devisenspekulationen lässt sich somit sehr viel Geld verdienen. Auch wenn Jürgen von Hagen, Direktor des Bonner Instituts für Internationale Wirtschaftspolitik, seine Zweifel daran hegt, dass eine Währung von globaler Bedeutung, wie der Euro, dadurch ernsthaft in Gefahr geraten könnte.

    "Ich denke, hier muss man auch verschiedene Dimensionen des Problems auseinanderhalten. Wir haben einmal das fiskalpolitische Problem in Griechenland und anderen südeuropäischen Ländern. Dieses fiskalpolitische Problem kann nur dort gelöst werden, wo es entstanden ist. Und im Übrigen sieht man ja auch an der USA-amerikanischen Erfahrung – Stichwort: fiskalische Krise in Kalifornien – ganz aktuell, dass ein Verschuldungsproblem eines Staates die Währung überhaupt nicht schwächen muss. Dies Argument zieht also gar nicht."

    Doch wirtschaftspolitische Erdbeben können durchaus durch Devisenspekulationen ausgelöst werden. So wie am 16. September 1992. Da zwang der Hedgefonds-Manager George Soros am "Black Wednesday" die Bank von England in die Knie. Er hatte gegen das britische Pfund spekuliert, indem er über den Einsatz von Devisen-Swaps französische Franc und D-Mark kaufte. Am Ende musste der damalige Schatzkanzler Norman Lamont bekannt geben, dass das britische Pfund das EWS, das Europäische Währungssystem, verlassen würde.

    Das aber sind zurzeit im Falle Griechenlands wortwörtlich nur "Währungs"-Spekulationen. Mittlerweile sind auch die Staatsanleihen selbst, die jahrelang als sichere und eher langweilige Anlagen galten, zum begehrten Objekt an den Finanzmärkten geworden. Denn auch mit ihnen lässt sich gutes Geld verdienen.

    Zum Beispiel durch die Risikoprämien für Kreditausfallversicherungen - die sogenannten "Credit Default Swaps, (CDS)". Für Griechenland, Portugal, Spanien und Italien haben sie in den vergangenen Tagen Rekordhochs erreicht. CDS sind eine Art Versicherung auf Anleihen und Kredite. Die Investoren zahlen eine jährliche Prämie, um sich vor einem Zahlungsausfall zu schützen. Die CDS-Märkte gelten dabei als Krisenindikator. Denn sie reagieren schneller auf schlechte Nachrichten, weil sie besser handelbar und im Gegensatz zu den vielen verschiedenen Anleihen standardisiert sind. Investoren kaufen dabei CDS, ohne die Anleihen oder Kredite des entsprechenden Schuldners selbst zu halten. Spekuliert wird also nur mit der Entwicklung der Prämien für einen etwaigen Zahlungsausfall – und nicht mit den Anleihen selbst.

    Und dabei ist bis jetzt noch kein einziges Wort darüber verloren worden, was passiert, wenn Griechenland die Staatsanleihen nicht mehr bedienen kann. Rund 80 Prozent der griechischen Staatsbonds liegen bei Investoren im Euro-Raum. Allein bei deutschen Kreditinstituten lagern nach Schätzungen der BIZ griechische Anleihen im Wert von 43,2 Milliarden Dollar. Deutsche Banken haben allein in Spanien 240 Milliarden Euro verliehen. Noch kräftiger haben französische Finanzkonzerne bei den Wertpapieren zugegriffen, auch die Beneluxländer und Italien zählen zu den großen Gläubigern Griechenlands.

    Es ist die Wahl zwischen Pest und Cholera: Die Europäer müssen heute Griechenland retten oder morgen ihre Banken. Für den Bonner Volkswirtschaftler Jürgen von Hagen ist klar, wem da eher geholfen werden müsste:

    "Die andere Dimension ist, dass wir in Europa – vor allen Dingen auch in Deutschland – große Banken haben, die sehr viel griechische Staatsschuld gekauft haben und man jetzt befürchtet, dass, wenn Griechenland jetzt seine Schulden nicht bedienen kann, dass diese Banken in Probleme geraten und sozusagen eine zweite Welle der Finanzkrise auf uns zukommt. Das mag ja sein, dann sollte man aber den Banken helfen und nicht den Griechen helfen, denn dann macht man das Problem am Ende nur noch größer."

    Den Banken helfen – das ist das Stichwort. Denn in Deutschland haben ausgerechnet einige jener Banken bei hellenischen Staatsanleihen kräftig hingelangt, die sich schon vorher mit riskanten amerikanischen Immobilienkrediten (Subprime) verspekuliert hatten - und vom Staat gestützt werden mussten. Die Münchner Krisenbank Hypo Real Estate (HRE) hielt vor einem Jahr Griechenlandanleihen im Wert von etwa 4,5 Milliarden Euro. Auch die Commerzbank sowie Versicherungskonzerne wie die Allianz sitzen auf hohen Beständen an Griechenlandanleihen.

    Es bleibt also spannend zu beobachten, wer in der Europäischen Union die Kosten der Verschuldung tragen wird – die Steuerzahler durch eine Beschneidung ihres verfügbaren Einkommens, die kommenden Generationen, die Gläubiger im Fall eines Staatsbankrotts oder die Sparer im allgemeinen durch eine Inflation. Nur eines ist ziemlich unwahrscheinlich: dass wir mit einem blauen Auge davon kommen werden.